Optometrische Weiterbildung für Augenoptiker aus Balkanstaaten

Handwerkskammer Koblenz • Qualifizierung nach deutschem Vorbild erhöht Wettbewerbsfähigkeit

Augenvermessung
Handwerkskammer Koblenz

16 Augenoptiker aus Mazedonien und Montenegro erhielten 2015 ihre Zertifikate für eine optometrische Weiterbildung, ausgestellt von der Handwerkskammer Koblenz und der Fachschule für Augenoptik und Optometrie "Optonia" im rheinland-pfälzischen Diez. Die beiden Bildungsanbieter, die bei der Meisterausbildung deutscher Optiker seit Langem eng kooperieren, hatten den Lehrgang nach deutschem Vorbild organisiert. Er besteht aus drei Schulungsmodulen, davon zwei theoretischen im Heimatland und einem praktischen, das mit einer Prüfung endet, in Diez. Sechs Absolventen besuchten zusätzlich eine ergänzende Weiterbildung zum Binokularsehen. Alle (ganz überwiegend weiblichen) Teilnehmer vom Balkan sind jetzt in der Lage, die Sehstärke ihrer Kunden zu bestimmen und die passenden Sehhilfen anzufertigen.

Bis vor zehn Jahren war die Optometrie in Südosteuropa Bestandteil der Optikerausbildung. Danach wurde sie aus dem Ausbildungsplan gestrichen. Seitdem können nur noch Augenärzte Rezepte zur Korrektur von Fehlsichtigkeit ausstellen. Die Optiker sind in ihrer Arbeit auf rein technische Tätigkeiten beschränkt und müssen stundenweise Augenärzte beschäftigen, wenn sie Augenuntersuchungen nicht selbst durchführen dürfen. Mit der neu erworbenen Qualifikation können die Augenoptiker nun selbst einfache Abweichungen beim Patienten feststellen und durch Sehhilfen korrigieren.

Die Handwerkskammer Koblenz ist zuständig für die Berufsausbildung im Handwerk. Für ihre rund 19.500 Mitgliedsbetriebe unterhält sie 14 Berufsbildungszentren im Norden des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Schwerpunkte der Aus- und Weiterbildungsangebote sind die Bau- und Metallberufe sowie die Nahrungsmittelbranche.

Ihr internationales Engagement begann die Handwerkskammer Koblenz Ende der achtziger Jahre in Südosteuropa, und zwar zunächst in Projekten, die vom Bundesinnenministerium und Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung  (BMZ) gefördert wurden. Später kamen weitere Regionen wie Afrika und Südostasien hinzu. Das wesentliche Ziel war es, die Bundesregierung in ihren internationalen Projekten zu unterstützen und im Ausland für deutsche Lösungen und Konzepte zu werben. Aktuelle internationale Partnerschaften rühren in den meisten Fällen aus Kontakten im Rahmen dieser Projektarbeit her.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handwerkskammer Koblenz haben vor Jahren auf einer Auslandsveranstaltung die ersten persönlichen Kontakte zu iMOVE geknüpft und seitdem mehrere iMOVE-Seminare und -Workshops in Deutschland besucht. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit internationaler Erfahrung ist durch das Auslandsengagement stetig angewachsen und liegt inzwischen bei etwa 40 von rund 300 Mitarbeitern

Im Jahr 2001 wurde über BMZ-Projekt der Handwerkskammer Koblenz das Mittelstandsbüro Balkan (MBB) als Netzwerk für mittelständische handwerkliche Organisationen in Südosteuropa ins Leben gerufen. Es agiert als selbstständige juristische Person mit Sitz in der bulgarischen Hauptstadt Sofia und vereint unter seinem Dach 24 mittelständische Organisationen aus zehn Ländern.

Ebenso wie in den Projekten der Handwerkskammer Koblenz haben auch in der Arbeit des MBB Fragen der beruflichen Aus-und Weiterbildung stets einen zentralen Platz inne. Es fanden bereits zahlreiche Schulungen für betriebswirtschaftliche Themen, aber auch eine Reihe von Fachseminaren statt. So konnten die Projekte der Handwerkskammer dazu beitragen, neue Inhalte in die Erstausbildung aufzunehmen und Betriebsinhabern neue Techniken und Trends zur Verbesserung ihrer Marktchancen näherzubringen.

Die Initiative zur Optometrie-Schulung hatte der Balkanverband der Frauen im Handwerk ergriffen, der seinerseits Mitglied des MBB ist. In den südosteuropäischen Ländern üben besonders viele Frauen das Optikerhandwerk aus. Der Verband bemüht sich um Weiterbildungen, die den speziellen Bedarf von Unternehmerinnen berücksichtigen und es gerade Frauen mit häufig vielfältigen familiären Verpflichtungen erleichtern, an diesen Maßnahmen teilzunehmen. Finanziert wurde die Qualifizierung im Rahmen eines BMZ-Projekts und durch die Teilnehmerinnen selbst.


Information

Das Erfolgsbeispiel ist der Broschüre Developing Skills for Employability with German Partners • 8 Success Stories from the Health and Geriatric Care Sector entnommen. Die Broschüre ist im Dezember 2015 erschienen.

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