Ausbildung orthopädietechnischer Fachkräfte in Lateinamerika

Otto Bock HealthCare GmbH (Ottobock) • Höhere Versorgungsstandards und verbesserte Berufschancen

Auszubildender aus Lateinamerika arbeitet unter Anleitung einer Trainerin an einer Armprothese
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In Lateinamerika leben rund 30 Millionen Menschen mit Behinderungen des Bewegungsapparates, verursacht durch Krankheiten, Unfälle oder Gewaltdelikte. Nur etwa 60 Prozent der Patientinnen und Patienten haben Zugang zu einer angemessener Versorgung und den notwendigen orthopädietechnischen Produkten und Dienstleistungen. Ein wesentlicher Grund dafür ist der Mangel an ausgebildeten Fachkräften.

Das Berufsbild des Orthopädietechnikers ist in vielen Ländern Lateinamerikas nicht etabliert. Das Wissen über orthopädietechnische Versorgungen wird häufig ohne formale Ausbildung von Generation zu Generation weitergegeben. Lange Zeit bot allein die Don Bosco Universität (UDB) in San Salvador, El Salvador, einen international anerkannten Studiengang zum Orthopädietechniker an. Seit 2010 findet auch an der nationalen Ausbildungsinstitution Servicio Nacional de Aprendizaje (SENA) in Bogotá, Kolumbien, ein Kurs statt, der auf dem Curriculum der Don Bosco Universität basiert. In Brasilien, dem bevölkerungsreichsten Land Südamerikas, existiert jedoch bisher kein international anerkannter Studiengang zur Orthopädietechnik.

Die bestehenden Studiengänge lassen erhebliche Mängel erkennen. Moderne Versorgungsansätze und -technologien sind kaum im Curriculum berücksichtigt und den Lehrkräften fehlte es an praktischer Erfahrung. Als Folge sind die hergestellten Prothesen oft nicht passgenau und verursachen den Patienten Schmerzen. Die lokalen Ausbildungsinstitutionen sind vor allem an der Verbesserung der praktischen Ausbildungsteile interessiert. Vor diesem Hintergrund haben die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Ottobock und die International Society for Prosthetics und Orthotics (ISPO) im Jahr 2011 eine Entwicklungspartnerschaft in Lateinamerika gestartet. Deren Ziel ist es, langfristig die regionalen Ausbildungsstrukturen zu stärken und so eine ausreichende Versorgung für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung zu gewährleisten.

Drei Institutionen in El Salvador, Kolumbien und Brasilien wurden im Rahmen des Programms develoPPP.de im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt. Die ausgewählten existierenden Programme richten sich überregional an Berufsanfänger und Berufstätige. Durch die Weiterentwicklung oder die Einrichtung von Studienprogrammen nach internationalen Standards sollen die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen sowie die Berufs- und Einkommenschancen in den Zielländern verbessert werden.

Das Medizintechnikunternehmen Ottobock gehört zu den führenden Herstellern innovativer Produkte für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und ist Weltmarktführer in der Prothetik. Weltweit beschäftigt die Otto Bock HealthCare mehr als 6.300 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist in Lateinamerika mit Vertriebs- und Servicestandorten in Mexiko, Brasilien, Kolumbien, Peru, Ecuador, Argentinien und Chile vertreten.

junger Mann übt den Gebrauch seines künstlichen Arms mit einem Trainer an der Seite
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Regionale Ottobock-Trainer und Trainer der Ottobock Academy aus Deutschland haben die Ausbilderinnen und Ausbilder mit modernen Versorgungskonzepten sowie den erforderlichen Maßnahmen des Qualitätsmanagements vertraut gemacht. Zudem haben sie den Lerntransfer in den Unterricht mit den Studierenden begleitet. Die vermittelten Versorgungsansätze wurden in das Curriculum der Schulen integriert.

Darüber hinaus hat das Medizintechnikunternehmen die Universitäten mit umfangreichen didaktischen Lehrmaterialien ausgestattet. Mehrwöchige Praktika in Deutschland und ein Intensivtraining zur Spezialisierung von Experten in den Segmenten Orthetik sowie Prothetik der unteren und oberen Extremität waren weitere Aspekte der Initiative. Auch die Werkstattumgebung wurde erweitert: So hat die UDB im laufenden Jahr mit Hilfe von Ottobock einen Myo-Raum eingerichtet, in dem Studierende zu modernen Versorgungslösungen mit myoelektrischen Armprothesen unterrichtet werden.

In Brasilien galt es zunächst, das Bewusstsein für die Anforderungen an eine ganzheitliche orthopädietechnische Ausbildung nach internationalen Standards zu schaffen. Der Austausch hierzu mit Ausbildungsinstitutionen und politischen Entscheidungsträgern im Rahmen des Projektes bereitete die Implementierung eines Ausbildungsprogramms vor.

Das dreijährige Projekt trug dazu bei, die Ausbildung orthopädietechnischer Fachkräfte in der Region erheblich zu verbessern. Davon profitieren Werkstätten, Versorgungsbetriebe und Rehabilitationszentren in El Salvador, Kolumbien und Brasilien sowie weiteren Ländern Lateinamerikas, die jetzt auf lokale Fachkräfte zurückgreifen können. Gleichzeitig wurden neue Berufs- und Einkommenschancen für Beschäftigte in der Orthopädietechnik geschaffen, die bisher ohne formale Qualifikation tätig waren.

Durch die verbesserten Ausbildungsstandards nimmt die Qualität der orthopädietechnischen Versorgung insbesondere in Lateinamerika zu. Dadurch wird die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung oder eingeschränkter Mobilität erheblich gesteigert. 


Information

Das Erfolgsbeispiel ist der iMOVE-Broschüre Developing Skills for Employability with German Partners • 8 Success Stories from the Health and Geriatric Care Sector entnommen. Die Broschüre ist im Dezember 2015 erschienen.

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Orthopädie-Ausbilder zeigt einem Auszubildenden einen Handgriff
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