Geschäftsmodelle, Internationalisierungs- und Wettbewerbsstrategien

Geschäftsmodelle sowie Internationalisierungs- und Wettbewerbsstrategien – Erstes Seminar der iMOVE-Seminarreihe mit der Begleitforschung zur BMBF-Förderrichtlinie "Internationalisierung der Berufsbildung" (wb-ibb) am 27. Mai 2021 erfolgreich virtuell durchgeführt. 

Hand liegt auf Computertastatur
 

Der Markt für berufliche Aus- und Weiterbildung ist in vielen Ländern ein freier, wenig regulierter Markt, der anhand verschiedener Geschäftsmodelle erschlossen werden kann. Unterschiede ergeben sich dabei insbesondere durch die Kooperationspartner und Kunden vor Ort.

Inwieweit die staatliche oder privatwirtschaftliche Anbindung eines Geschäftsmodells dessen Markteinführung begünstigt oder erschwert, welche Aspekte und wichtige Zeitpunkte bei Transfervorhaben besonders im Fokus stehen sollten und welchen Einfluss dies auf die strategische Ausrichtung von Geschäftsmodellen und Berufsbildungsanbietern nimmt, waren Gegenstand des Seminars.

Nach der Begrüßung durch den Leiter von iMOVE, Dr. Andreas Werner, präsentierte Dr. Kristina Kühn vom Institut Technik und Bildung ITB der Universität Bremen zuerst die wissenschaftliche Begleitforschung und die Aufgaben im Rahmen der Förderinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Dabei ging sie auf Markteintrittsformen, Wettbewerbs- und Internationalisierungsstrategien, Netzwerke und Schlüsselpartner sowie zur Bedeutung der Prozesskomponente als Fazit des Ganzen ein.

Entwicklung von Geschäftsmodellen verlaufen prozessorientiert

Bei ihren Ausführungen erläuterte Kühn, welche Markteintrittsformen für Berufsbildungsanbieter aus Deutschland bestehen und erklärte die verschiedenen Formen der Eintrittsmöglichkeiten. Hierbei betrachtete sie auch das Risiko des Scheiterns und die Vorbereitung der Internationalisierung durch Potenzialaufbau schon in Deutschland.

Das Alleinstellungsmerkmal "Qualität" ist ganz entscheidend, genauso wie die starke Marke "Training - Made in Germany". Dazu ist die Preissetzung meist nicht problematisch. Internationaler Wettbewerb führt beim Kunden zu der Erwartung der Modularisierung sowie einer schnellen Umsetzbarkeit des Angebots und daher zu einer Zunahme von Angeboten im Weiterbildungsbereich. Auch das Risiko durch Imitation der Produkte und "Ausbootung" durch einen erstarkten Partner im Zielland ist zu beachten. Die Wahl von Schlüsselpartnern sowie der Aufbau von Netzwerken betonte Kühn als entscheidend für die Realisierung eines Geschäftsmodells.

Aktuelle Forschungsergebnisse zielen auf die Prozesse der Kundenintegration bei Ideenfindung und Geschäftsmodellentwicklung, die Prozesse der Kontextkontrolle mithilfe von Expertinnen und Experten aus dem Zielland sowie Prozesse der flexiblen Anpassung von Geschäftsmodellen und Dienstleistungen ab.

Als Fazit fasste Kühn zusammen, dass die Entwicklung von Geschäftsmodellen nicht unbedingt linear verläuft, sondern prozessorientiert.

Internationale Vorhaben erfordern Pragmatismus und Flexibilität

Henrik Beermann vom Fraunhofer Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW stellte das vom BMBF geförderten Vorhaben "Watermanagement in the Philippines Innovates (WPI)" vor. Ziel des Vorhabens WPI ist die Initiierung von Innovationsprozessen im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft der Philippinen.

Der Schwerpunkt der Präsentation von Beermann lag auf der Identifikation von Markteintrittsstrategien für den Verbundpartner Sachsen Wasser GmbH. Auf Basis des Cynefin-Modells wurde die Frage diskutiert, wie Projektteams unterschiedliche Aufgaben, Probleme und Situationen der internationalen Marktentwicklung einordnen und systematisch in Strategieplanung übertragen können. Beermann traf die Aussage, dass Internationalisierung weniger Ergebnis als Prozess ist.

Um in Zeiten hochdynamischer Umgebungsbedingungen erfolgreich international Arbeiten zu können, so Beermann, ist es wichtig, komplexen Entscheidungssituationen systematisch und flexibel zu begegnen. Er stellte sich die Frage, ob neben der Identifikation von Mustern auf der Ebene finaler Geschäftsmodelle (zum Beispiel dargestellt auf Basis des Business Model Canvas) Muster auf der Ebene des Entwicklungsprozesses werden können.

Beermann schloss mit der Frage, wie viel Flexibilität öffentlich geförderte Vorhaben ermöglichen können. Die Annahmen eines Projektantrags verlieren oft mit der ersten Reise ins Zielland Gültigkeit. Die erfolgreiche Durchführung internationaler Vorhaben erfordert vor allem Pragmatismus und Flexibilität. Checklisten seien hier kaum hilfreich, wenn man sich an die Bedingungen anpassen möchte, schlussfolgerte Beermann.

Erfahrene Akteure gehen eher experimentell vor als Markteinsteiger

Im interaktiven Teil des Seminars wurden zwei Gruppen basierend auf den Vorerfahrungen der Teilnehmenden hinsichtlich ihres aktuellen Ziellands gebildet.

Ausgangspunkt der Diskussion war die Frage nach der Entscheidungsfindung für ein bestimmtes Zielland. Anschließend wurden verschiedene Entscheidungssituationen zum Beispiel dahingehend reflektiert, inwiefern es einen Unterschied macht, ob ein privatwirtschaftliches oder nicht-kommerzielles Unternehmen in einem Land aktiv ist. Zudem wurden verschiedene Entscheidungssituationen sowie deren Lösungen chronologisch erfasst.

In der abschließenden Diskussion mit der gesamten Gruppe wurden die Unterschiede zwischen Aktivitäten in neuen Märkten und in etablierten Märkten thematisiert. Zusammenfassend entstand daraus die These, dass Akteure, die länger in internationalen Märkten aktiv sind, eher bereit sind, experimentell vorzugehen. Bei Markteinsteigern scheint eher der geordnete Markteintritt versucht zu werden, auch mit der Unterstützung von Expertinnen und Experten vor Ort. Auch hier  betonten alle noch einmal, dass der persönliche Kontakt und der persönliche Austausch wichtige Erfolgskriterien sind.


Nächste Termine der Online-Seminarreihe

Das Online-Seminar "Geschäftsmodelle, Internationalisierungs- und Wettbewerbsstrategien" war der Auftakt einer dreiteiligen Reihe, die iMOVE mit der wb-ibb durchführt. Die nächsten Termine werden separat angekündigt. Die drei Seminare können unabhängig voneinander besucht werden.

Marktstrategien ausländischer Anbieter

  • Seminar 2
  • 1. Juli 2021, 10.00 bis 12.00 Uhr

Verwertung digitaler Aus- und Weiterbildungsangebote

  • Seminar 3
  • 16. September 2021, 10:00 bis 12:00

Weitere Infos

zum Download "iMOVE-Exportleitfaden"

Beitrag zum Seminar auf der wb-ibb-Seite