iMOVE und Afrika-Verein veranstalteten 1. Deutsch-Afrikanisches Bildungsforum
1. Deutsch-Afrikanisches Bildungsforum: Deutsche Partner dringend gesucht
Mit rund 200 Besucherinnen und Besuchern, darunter allein neun Bildungsministerinnen und Bildungsminister und ein Staatsminister afrikanischer Staaten, war das 1. Deutsch-Afrikanische Bildungsforum ein Highlight der diesjährigen Aktivitäten von iMOVE.
Gemeinsam mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft organisierte iMOVE die Expertenkonferenz, die auf Englisch und Französisch durchgeführt wurde, am 20. November 2019 in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) in Berlin. Die deutsche Regierung vertraten Professor Dr. Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), und Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Die qualitativen Vorteile praxisorientierter Berufsbildungsangebote, der Mehrwert von Bildung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung, die Rolle von Frauen in der Bildung und nicht zuletzt Projekte und Initiativen für eine erfolgreiche Berufsbildungszusammenarbeit standen im Mittelpunkt der Veranstaltung unter dem Motto "Shaping the Future of Employment".
Das Forum knüpfte terminlich eng an den zum zweiten Mal stattfindenden "G20 Compact with Africa Investment Summit" unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzleramts an.
Die Länder Afrikas sind mit ähnlichen Herausforderungen im Bildungsbereich konfrontiert, auch wenn sie sich hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und Entwicklung unterscheiden. Die berufliche Bildung in Afrika leidet unter einem schlechten gesellschaftlichen Image und chronischer Unterfinanzierung. Die Privatwirtschaft ist kaum in die Gestaltung der Ausbildung einbezogen und die Inhalte entsprechen oft nicht dem Bedarf der Betriebe.
Die umfassende und systematische Aus- und Weiterentwicklung von Fachkräften gilt aber als wichtige Grundlage für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Viele afrikanische Regierungen haben daher einen Reformkurs eingeschlagen und orientieren sich vor allem am deutschen dualen Modell der beruflichen Bildung, das weltweit als zukunftsweisend gilt.
Die Bundesregierung im Rahmen ihrer Strategie "Internationale Berufsbildungszusammenarbeit aus einer Hand" sowie die deutsche Bildungswirtschaft begleiten diese Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent durch zahlreiche Aktivitäten, Initiativen und Projekte.
Vor diesem Hintergrund war die Veranstaltung geprägt von hochrangig besetzten Paneldiskussionen mit afrikanischen Ministerinnen und Ministern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Bildungseinrichtungen und Bildungsunternehmen aus Afrika und Deutschland.
Die Ministerinnen und Minister aus Ägypten, Demokratische Republik Kongo, Ghana, Marokko, Niger, Senegal, Süd-Sudan, Togo, Tschad und Uganda berichteten von den bisherigen Reformbemühungen und nationalen Entwicklungsplänen ihrer Regierungen zu Auf- und Ausbau beruflicher Qualifizierungen. Dazu zählen die Entwicklung und Einführung standardisierter Curricula und die Eröffnung von Modellschulen, aber auch die Imageverbesserung beruflicher Bildung und die bessere Einbeziehung der Unternehmen.
Alle afrikanischen Regierungsvertreterinnen und -vertreter betonten ihre Absicht, ihre Zusammenarbeit mit Deutschland im Bildungsbereich deutlich intensivieren zu wollen.
Die Bildungsfachleute aus der Wirtschaft präsentierten erfolgreiche Beispiele deutsch-afrikanischer Kooperationen in unterschiedlichen Industriesektoren. Dabei wurde deutlich, dass es bereits zahlreiche und teilweise auch langjährige gemeinsame Projekte gibt, auf deren Erfahrungen zukünftige Maßnahmen aufbauen können.
Women in Education – Breakfast Series
Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein Morgentreffen ausschließlich weiblicher Bildungsfachleute.
In ihrer Eröffnungsansprache trat die frühere nigerianische Bildungsministerin Obiageli Ezekwesili (im Bild) dafür ein, die Bildungschancen der Afrikanerinnen durch strukturelle Veränderungen und durch ein stärkeres Engagement der Privatwirtschaft für die berufliche Ausbildung zu erhöhen.
Begrüßung
In ihren Begrüßungsreden hoben die Veranstalter ihre Absicht hervor, in Zukunft noch intensiver mit afrikanischen Partnern zusammenzuarbeiten.
Christoph Kannengießer, Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, nannte als wichtiges Ziel der Konferenz, die Unterstützungsbedarfe auf afrikanischer Seite noch genauer zu definieren.
Dr. Andreas Werner, Leiter von iMOVE, betonte die Möglichkeiten des Networking im persönlichen Austausch.
Dr. Dominik Fanatico, stellvertretender Leiter der Vertretung des Landes NRW in Berlin, nannte das Treffen einen wichtigen Ort der Begegnung und präsentierte eine Videobotschaft von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.
G20 Compact with Africa: expertise on vocational education and training (VET) & private sector cooperation
In der ersten Panel-Diskussion stellten fünf Bildungsminister aus Nord- und Westafrika ihre Pläne zur Modernisierung ihrer Bildungssysteme vor. Angestrebt werden Modellschulen mit neuen pädagogischen Konzepten, zertifizierte Ausbildungsgänge, Anpassungen an die Bedarfe des Arbeitsmarkts, die Einbeziehung von Unternehmen in Trainingsmaßnahmen und die Imageverbesserung beruflicher Bildung in der breiten Öffentlichkeit.
Auf dem Podium von links nach rechts:
- Honourable Dr Said Amzazi, Kingdom of Morocco
- Honourable Dr Tarek Shawky, Egypt
- Honourable Dame Diop, Senegal
- Judith Helfmann-Hundack, Germany, Moderator
- Honourable Tairou Bagbiègue, Togo
- Honourable Dr Matthew Opoku Prempeh, Ghana
Towards quality, work-based training approaches
Professor Dr. Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im BMBF, bezeichnete in seinem Vortrag die berufliche Bildung als treibende Kraft für die Zukunft und als Schlüssel zur menschlichen Entwicklung. Er empfahl vor allem den Austausch mit den anwesenden deutschen Bildungsanbietern.
Dr. Maria Flachsbarth, Parlamentarische Staatssekretärin im BMZ, verwies auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel und globale Chancen wie neue Technologien, die auch die berufliche Bildung der Zukunft maßgeblich prägen werden.
Stellvertretend für die zahlreichen Bildungsprojekte des BMZ, die mit jährlich 255 Millionen Euro unterstützt werden, nannte sie ein Lehrerausbildungsprogramm in Äthiopien.
Special Initiative on Training and Job Creation – Presentation of Projects and MoU Signing Ceremony
Gemeinsam mit den beteiligten Partnern stellte Dr. Maria Flachsbarth neue BMZ-Projekte vor und unterzeichnete zwei Memoranda of Understanding (MoU).
Die Initiative "Digital Skills Accelerator Africa" beabsichtigt die Ausbildung von Software-Entwicklerinnen und -entwicklern in Ghana. Der "Welding Technology Industry Cluster" soll neue Strukturen für die Schweißerausbildung in Marokko schaffen. Ein neues KfW-Finanzierungsinstrument soll den Zugang junger Unternehmerinnen und Unternehmer zu Startkapital verbessern.
African Expertise on VET and private sector cooperation
Drei afrikanische Bildungs- und ein Staatsminister schilderten ihre Anstrengungen für mehr und bessere Austauschprogramme, Bildungsinvestitionen, technische Bildungsgänge und Unterstützung für junge Unternehmen.
Auf dem Podium von links nach rechts:
- Honourable John Ntumba Panumpakole, Democratic Republic of the Congo
- Honourable Dr. John Chrysostom Muyingo, Uganda
- Judith Helfmann-Hundack, Germany, Moderator
- Honourable Tidjani Idrissa Abdoulkadri, Niger
- Honourable Yien Oral Lam Tut, South Sudan
Impulse
Birgit Thomann, Leiterin der Abteilung "Berufsbildung International" im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), legte einen Schwerpunkt auf die Verbindung zwischen Berufsbildung und Beschäftigung. Sie hob hervor, dass die Qualität beruflicher Bildung in unmittelbarer Beziehung zur systematischen Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft steht.
Enrico Rühle, Vorstandsmitglied des Unternehmens Festo Didactic, verwies auf zahlreiche technische Innovationen, die im Zuge der Digitalisierung in Afrika bereits wesentlich weiter verbreitet sind als etwa in Europa. Er warb dafür, innovative Entwicklungen durch Investitionen in Bildung zu stützen.
Good Practice I – Developing Skills for Employability
Drei deutsche Bildungsanbieter diskutierten mit dem Direktor des ghanaischen Berufsbildungs-Rats COTVET über ihre Trainingsangebote und ihre Erfahrungen in der Kooperation mit afrikanischen Partnern. Von zentraler Bedeutung erwiesen sich für sie die Zusammenarbeit mit der lokalen und regionalen Verwaltung und die sorgfältige Berücksichtigung der Rahmenbedingungen vor Ort.
Auf dem Podium von links nach rechts:
- Dr. Rosalyn Dressmann, AfricanTide Union, Deutschland
- Gabriele Riedmann de Trinidad, Platform3L GmbH, Deutschland
- Peter Pfaffe, iMOVE, Moderator
- Heinz Joachim Kühnrich, ITS International Training & Support, Deutschland
- Dr. Fred Asamoah, Council for TVET (COTVET), Ghana
Good Practice II – VET Private Sector Engagement
Vier Vertreter deutscher Industrieunternehmen mit langjährigen Geschäftsinteressen in Afrika präsentierten ihre Ausbildungsaktivitäten, um durch junge afrikanische Fachkräfte die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen nachhaltig zu gewährleisten.
Auf dem Podium von links nach rechts:
- Professor Dr. Heinz-Walter Grosse, B. Braun Melsungen AG, Deutschland
- Martin Hecker, Amalitech gGmbH, Deutschland
- Dr. Nader Imani, Festo Didactic SE, Deutschland
- Dr. Eric Naah, B. Braun Medical, Ghana
- Dr. Markus Thill, Robert Bosch (Pty) Ltd, Südafrika
Parallel Working Sessions
In drei parallelen Workshops wurden aktuelle Initiativen und Strategien sowie innovative Ansätze der Berufsbildung in Nigeria diskutiert. Im Bild der Workshop "Nigeria: Innovativ VET approaches".
Im Bild der Workshop "Practice example: Tunesian Automotive Management Academy".
Good Practice III – VET Initiatives
Die abschließende Panel-Diskussion konzentrierte sich auf eine deutsch-nigerianische Ausbildungspartnerschaft, die Aktivitäten der deutschen Kammerorganisation in Kenia und Modernisierungsansätze für das Berufsbildungssystem im Tschad.
Im Bild links: Honourable Chamsal-Houda Abakar Kadadé, Chad; rechts: Juliet Oshagbemi, Nigeria
Dr. Norbert Völker, VDMA, Deutschland
Maren Diale-Schellschmidt, Delegation der Deutschen Wirtschaft in Ostafrika, Kenia
Impressionen
Hinweis
© alle Fotos: Studio Fabian Hammerl / Afrika-Verein