Am 23. September 2013 fand in Bonn der iMOVE-Round-Table "Digitale Medien in der technischen Berufsausbildung - der internationale Kontext" statt.
18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten über ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von E-Learning-Modulen im internationalen Berufsbildungsbereich.
Digitale Medien in der technischen Berufsausbildung - der internationale Kontext

iMOVE-Round-Table
Im Mittelpunkt des Round-Table stand die Internationalisierung von E-Learning-Modulen in der technischen Berufsbildung, angepasst an die Bedarfe der Zielmärkte.
Der Runde Tisch war eine Gelegenheit, sich zu diesem Thema auszutauschen und Ideen zu besprechen, wie der internationale Einsatz digitaler Medien weiter voran gehen kann.

Fachkräfte in Schwellenländern durch E-Learning ausbilden?
Franz-Josef Kuhn von der Westermann Publishing Group sprach zum Thema: "E-Learning - ein Weg zur Ausbildung von Fachkräften in Schwellenländern?"
Kuhn erläuterte seine Beweggründe, sich mit dem Thema E-Learning zu beschäftigen. Dabei berichtete er von seinen Erfahrungen in Indien und dem dort herrschenden Fachkräftemangel. Für ein duales System nach deutschem Vorbild fehlt es seiner Meinung nach in Indien sowohl an Erfahrung als auch an Struktur.
Die Entwicklung von E-Learning-Modulen braucht junge Autoren, die sich mit den technischen Entwicklungen auskennen. Auch der erforderliche Kapitaleinsatz muss geleistet werden.
Der Einsatz von E-Learning-Modulen kann eine Lösung sein, um den Bedarf an Fachkräften teilweise zu decken. E-Learning kann leisten, was Schulbücher bisher nicht geschafft haben. Kuhn ist der Ansicht, dass E-Learning-Kurse angestrebt werden sollten, die mit einem Zertifikat der Auslandshandelskammern abgeschließen.
Kuhn beendete seinen Vortrag mit den Möglichkeiten, die sein Unternehmen im Bereich digitale Medien schon anbietet.
Erfahrungen im BIBB mit digitalen Medien
Michael Härtel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) stellte das Portal www.foraus.de, ein Internet-Forum für AusbilderInnen, sowie die Fördermaßnahmen des Bundes zu digitalen Medien vor.
Härtel berichtete über den Datenreport zum Berufsbildungsreport des BIBB, der in diesem Jahr den Schwerpunkt "Digitale Medien" hat. Laut Härtel mangelt es insgesamt nicht an Initiativen seitens der Bundesregierung in diesem Bereich und erwähnte die Hightech-Strategie. Jedoch muss man die "PS noch auf die Straße bringen".
In Afrika ist das Thema Mobile Learning hochaktuell und auch unsere eigene Weiterbildung wird immer mehr in mobilen Lösungen zu finden sein, lautet Härtels Einschätzung. Dem steht zurzeit jedoch die Informationsflut des Internets entgegen. Dazu kommen ständige Technologiesprünge. Es muss eine Prozessverlangsamung stattfinden, um wieder nach dem "Modell der vollständigen Handlung" lernen und arbeiten zu können.
Michael Härtel stellte die Mediencommunity 2.0 vor und sprach über "BLok - Das Online-Berichtsheft", ein Online-Ausbildungsnachweis für duale Ausbildungsberufe. Auf dieses Online-Berichtsheft hat auch der Ausbilder Zugang und kann mit dem Auszubildenden kommunizieren. Ein Video dazu befindet sich in der Mediathek auf der Internetseite des Bildungsministeriums (Titel: "Zukunft des Lernens hat längst begonnen" und "Future of Learning", Datum: 30.09.2013). Nach Härtels Erfahrung wird das digitale Medium vom Lehrpersonal allerdings noch als Zusatz betrachtet und nicht flächendeckend akzeptiert.
Härtel betonte, dass eine Stärke der deutschen dualen Ausbildung die praktische Handlungskompetenz ist, die keinesfalls durch E-Learning ersetzt werden kann. Allerdings räumte er ein, dass das für den internationalen Bereich durchaus anders sein kann.
Zum Ende seines Vortrags berichtete Härtel über Erfahrungen mit Russland, wo gerade eine russische Variante von foraus.de entwickelt wird.

Mangelnde Medienkompetenz in Deutschland
Die mangelnde Medienkompetenz von Ausbildern bestätigten die übrigen Gäste am Runden Tisch.
In Deutschland ist die Medienkompetenz bisher kein Bestandteil der Ausbildung von Berufsschullehrern. Im Gegenteil. Die Praxis zeigt, dass der Umgang mit digitalen Medien sogar eher wieder aus einem Ausbildungsplan heraus genommen, als forciert wird.
Teilnehmer-Stimmen
"Es wäre schön, dieses Treffen noch einmal mit weiteren potenziell Interessierten zu wiederholen."
"…sehr gute Informationen aus erster Hand."




Digitale Medien für deutsche Unternehmen im Ausland
Dr. Annette Hermanns von der eCademy GmbH stellte die E-Learning Produkte ihres Unternehmens für die betriebliche Ausbildung vor.
Zunächst führte die eCademy Workshops in Unternehmen durch und ermittelte den tatsächlichen Bedarf der Firmen. Das Resultat dieser Bedarfsermittlung waren Tools zur Qualifizierung vor Ausbildungsbeginn, während der Ausbildung und für die Weiterbildung - alles unter dem Aspekt der Fachkräftesicherung.
Die eCademy bietet die Kurse zurzeit nur in deutscher Sprache an. Die Übersetzung und Internationalisierung ist geplant, damit auch deutsche Unternehmen im Ausland die E-Learning Produkte nutzen können.

Blended Learning in Saudi-Arabien
Professor Dr. Karsten Wendland von der Hochschule Aalen stellte ein Projekt vor, bei dem E-Learning am Technical Trainers College in Riad, Saudi-Arabien, eingeführt wurde.
Die Hochschule Aalen entwickelte ein Blended Learning-Konzept zur Unterstützung der Vorlesungen. Inhaltlich ging es um die Organisation von Projekten mit Unternehmen und die Verteilung des Blended Learning-Tools über ganz Saudi-Arabien. Die Studierenden sollten Inhalte einbringen und zu Gestaltern dieses Tools werden.
In der Umsetzung des Projektes stellte sich heraus, dass es auf der saudi-arabischen Seite sehr geringe Vorkenntnisse gab. Daher musste die Hochschule Aalen zunächst eine Methode überlegen, um das zukünftige Lehrpersonal mit E-Learning vertraut zu machen. Gleichzeitig musste die technische Infrastruktur optimiert werden. So musste beispielsweise die dezentrale Speicherung von Unterrichtsinhalten und Materialien auf einem zentralen Server organisiert werden.
Für das Blended Learning-Tool sollten die Studierenden selbst kleine Filme drehen, die Ausbildungsinhalte zeigen. Am Beispiel dieser Aufgabenstellung erläuterte Professor Dr. Wendland den logistischen Rahmen des Projekts. Er berichtete über den Aufbau der Infrastruktur, die Beteiligung externer Dienstleister und schilderte anschaulich die Schwierigkeiten, die sich vor Ort zeigten, die vorher aber nicht absehbar waren.

Geschäftsfeld E-Learning erfordert weiteren Austausch
In einer offenen Diskussion tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lebhaft über die Herausforderungen der Internationalisierung von E-Learning in der technischen Berufsausbildung aus.
Die Anwesenden waren der Meinung, dass das Geschäftsfeld E-Learning für den internationalen Bereich weiter ausgebaut werden kann. Jedoch stellt der internationale Markt so viele verschiedene Herausforderungen an den Einsatz digitaler Medien, dass ein Erfahrungs- und Informationsaustausch unbedingt weiter erforderlich ist. Daher ist eine Fortsetzung des Round-Tables geplant.
Teilnehmer-Stimmen
"Es wäre schön, dieses Treffen noch einmal mit weiteren potenziell Interessierten zu wiederholen."
"…sehr gute Informationen aus erster Hand."


