iMOVE-Länderseminar Türkei

Gruppenbild

 

 

 

Am 17. April 2012 fand das iMOVE-Länderseminar Türkei mit 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Berlin statt.

 

Das Seminar informierte die Anwesenden über die aktuellen Rahmenbedingungen für den Export von deutschen Bildungsdienstleistungen in die Türkei.

 

Berichte deutscher Bildungsanbieter, die in der Türkei bereits aktiv sind, rundeten das Seminar ab.

 

 

    Hans-Gerhard Reh von iMOVE eröffnete das Seminar im MARITIM proArte Hotel in Berlin und wies dabei auf die aktuelle iMOVE-Marktstudie zum Aus- und Weiterbildungsmarkt in der Türkei hin, die kürzlich erschienen ist und die in der Rubrik "Know-how" unter Publikationen kostenlos heruntergeladen werden kann.

     

    Er skizzierte die derzeitige Situation in der Türkei, wo ein großer Bedarf nach zusätzlichen Aus- und Weiterbildungsangeboten besteht. Aufgrund des guten Rufs, den deutsche Berufsausbildung in der Türkei genießt, ergeben sich somit große Chancen für deutsche Bildungsanbieter.

    Aktuelle Entwicklungen in der Türkei

    Semra Doğan von der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer in Istanbul berichtete über die aktuellen wirtschaftlichen und (bildungs-)politischen Entwicklungen in der Türkei.

     

    Die Türkei von heute ist ein wirtschaftlich boomendes Land mit einer jungen Bevölkerung – der Altersdurchschnitt liegt bei rund 30 Jahren – und einer hohen Arbeitslosigkeit, von der insbesondere die jungen Menschen betroffen sind. 2011 betrug die Arbeitslosigkeit bei unter 25-Jährigen 16 Prozent.

     

    Ein Grund dafür ist die unzureichende Qualifizierung, die den Ansprüchen der Wirtschaft nicht gerecht wird. Die türkische Regierung bemüht sich daher, das gesamte Bildungssystem zu reformieren. Ende März 2012 hat die Regierung ein Gesetz verabschiedet, das die allgemeine Bildung neu strukturiert.

     

    Das Berufsbildungsgesetz von 1986 hatte bereits wesentlich zur Aufwertung der Berufsbildung beigetragen. So wurde unter anderem das duale System nach deutschem Vorbild und mit Einbeziehung der Sozialpartner eingeführt. Dennoch leidet die Berufsbildung in der Türkei bis heute an einem Image-Problem.

    Blick in den Seminarraum auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer

    Der türkische Aus- und Weiterbildungsmarkt

    Gülfidan Tezcan, ebenfalls Mitarbeiterin der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer in Istanbul, informierte die Anwesenden über den türkischen Aus- und Weiterbildungsmarkt und Exportmöglichkeiten für deutsche Bildungsanbieter.

     

    Zurzeit existieren in der Türkei rund 300 Berufsschulen mit 120 Berufszweigen. Diese können jedoch die Bedürfnisse und Qualitätsansprüche der Wirtschaft nicht decken.

     

    Hier ergeben sich Chancen für deutsche Bildungsanbieter, die im Stande sind, Weiterbildungs- und Zusatzqualifizierungsmaßnahmen nach internationalen Standards anzubieten und flexibel und schnell durchzuführen.

     

    Bei einer Umfrage in zehn türkischen Provinzen ergab sich eine besonders starke Nachfrage nach CNC-Drehern, Schweißern, diversen Ingenieuren, Fachkräften in der Lebensmittel- und Chemieindustrie sowie in vielen Bereichen der Textilbranche, nach Maschinentechnikern, Elektrikern, Elektronikern und Elektrotechnikern.

     

    Gülfidan Tezcan berichtete weiter ausführlich über die fachlichen, rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für den deutschen Bildungsexport in die Türkei und ging auf die spezifischen Fragen der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer ein.

    Portrait
    Semra Doğan, Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer
    Portrait
    Gülfidan Tezcan, Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer
    Stillleben mit iMOVE-Kugelschreiber und Titel Türkei-Studie
    Blick über die Köpfe der Teilnehmer auf Referent

    Gesellschaft für Schweißtechnik International - GSI

    Im ersten Erfahrungsbericht deutscher Bildungsanbieter schilderte Christian Ahrens von der Gesellschaft für Schweißtechnik International (GSI) den Auf- und Ausbau der GSI-Aktivitäten in der Türkei.

     

    Als nach 1989 die Produktion zunehmend nach Osteuropa und Richtung Asien verlagert wurde, kam es zu ersten gemeinsamen Projekten mit türkischen Partnern. Nach langjähriger Zusammenarbeit und intensiver Marktbeobachtung gründete die GSI 2008 eine eigene Niederlassung in der Türkei, die inzwischen zur erfolgreichsten Niederlassung der GSI im Ausland geworden ist.

     

    Zu den Erfolgsfaktoren gehören neben der überschaubaren räumlichen Distanz und dem großen Bedarf an Fachausbildung im Bereich Schweißen vor allem die speziellen kulturellen und sprachlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei.

     

    Die türkischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen nicht nur die deutsche Sprache sondern auch die deutsche Denkweise. Die türkischstämmigen Mitarbeiter in Deutschland kann man problemlos für kürzere Aufträge in die Türkei entsenden. Zudem können sie benötigte Informationen leicht auf Türkisch im Internet und anderen Medien finden.

    Blick über die Köpfe der Teilnehmer auf die Referentin

    TÜV SÜD Akademie

    Brigitte Hanemann von der TÜV SÜD Akademie berichtete über das langjährige Engagement der Akademie in der beruflichen Weiterbildung in der Türkei.

     

    Zwischen 2005 und 2007 wurden unter anderem 50 Kraftfahrzeug-Sachverständige ausgebildet und zertifiziert.

     

    In Zusammenarbeit mit der Yeditepe-Universität schulte die TÜV SÜD Akademie Studierende in Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen.

     

    Im Auftrag von Petrol Ofisi A.S. wurde ein maßgeschneidertes Trainingskonzept für das Tankstellenpersonal entwickelt. Mehrere Schulungsbusse waren türkeiweit unterwegs, um das Personal vor Ort weiterzubilden und gleichzeitig den Tankstellenbetrieb sicherzustellen.

     

    Derzeit werden von der TÜV SÜD Akademie hauptsächlich Schulungen im Bereich Qualitätsmanagement (unter anderem für die Automobilindustrie) durchgeführt.

    Referenten beantwortet Frage der Teilnehmer

    Gesellschaft für Bildung und soziale Dienstleistungen - IBETH

    Tarik Bitlis von der Gesellschaft für Bildung und soziale Dienstleistungen mbH (IBETH), der türkischen Tochtergesellschaft der deutschen Bildungsorganisation Internationaler Bund (IB), stellte die Angebote und Aktivitäten seiner Organisation im sozialen Bereich vor.

     

    Im Fokus von IBETH stehen medizinische und therapeutische Berufe, die auf die Versorgung von Behinderten, Alten und Kranken abzielen. Wichtige Partner und Kunden für IBETH sind der Staat und seine Einrichtungen sowie Gemeinden.

     

    Für die Etablierung von stabilen Partnerschaften in der Türkei muss man nach Bitlis' Erfahrungen ein gutes Maß an Geduld mitbringen.

    vier Teilenhmer in der Reihe sitzend

    Fazit für den Bildungsexport in die Türkei

    In der anschließenden Diskussion fasste Hans-Gerhard Reh von iMOVE die aktuelle Situation für den deutschen Bildungsexport in die Türkei und die Eigenschaften des Marktes kurz zusammen.

     

    Einig waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber, dass die Türkei für deutsche Bildungsexporteure ein Markt mit großem Potenzial ist.

     

    Die entscheidenden Faktoren dafür sind:

     

    • das anhaltende Wirtschaftswachstum,
    • die relativ geringe Entfernung von Deutschland,
    • die junge Bevölkerung,
    • die speziellen kulturellen und sprachlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei sowie
    • die Bereitschaft des türkischen Staates, die Berufsbildung zu modernisieren und die Lücke zwischen dem Angebot des Arbeitsmarktes und dem Bedarf der Wirtschaft zu schließen.

     

    Ferner wurde über die Schwierigkeit und Wichtigkeit der richtigen Partnerwahl vor Ort diskutiert.

     

    Bildungsangebote, die Zertifizierung nach deutschen Standards beinhalten, sind für die türkischen Kunden attraktiver. Dies steigert auch die Bereitschaft, den höheren deutschen Kurspreis zu zahlen.

     

    In Bezug auf eine bestehende E-Learning-Kultur in der Türkei waren die Referenten der Meinung, dass diese Art des Bildungsangebots sehr gut angenommen wird.

     

    Unerlässlich für ein erfolgreiches Türkei-Geschäft ist zweifelsfrei die Auseinandersetzung mit der Landeskultur, in der gute persönliche Beziehungen zu Entscheidungsträgern die Geschäftsanbahnung maßgeblich unterstützen können.

    Stillleben mit iMOVE-Kuli
    Referent beim Vortrag
    Christian Ahrens, Gesellschaft für Schweißtechnik International - GSI
    Stilleben mit iMOVE-Kuli
    Referentin beim Vortrag
    Brigitte Hanemann, TÜV SÜD Akademie
    Stillleben mit iMOVE-Kuli
    Referent beim Vortrag
    Tarik Bitlis, Gesellschaft für Bildung und soziale Dienstleistungen mbH - IBETH
    Frage eines Teilnehmers
    Schattenbild eines Referenten