"iCreate Africa" unterstützt junge Nigerianer auf dem Weg zur Fachkraft

Die nigerianische Non-Profit-Organisation iCreate Africa will junge Nigerianer, die im Handwerk oder anderen praktischen Berufen tätig sind, mit den nötigen Mitteln und dem Wissen ausstatten, damit sie in ihrem Beruf erfolgreich werden.

junger Nigerianer schneidet einem zweiten Nigerianer die Haare
iCreate

Teilnehmer am Wettbewerb iCreate Africa, Kategorie Friseurhandwerk

Afrika wächst. Bis 2050 wird sich die Bevölkerung offiziellen Schätzungen zufolge auf rund 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln. Rund ein Viertel der Weltbevölkerung wird dann auf dem afrikanischen Kontinent leben. 

Mit der wachsenden Bevölkerung steigt auch die Zahl der potenziellen Arbeitnehmerinnen und -nehmer. Aktuell wächst der afrikanische Arbeitsmarkt jedes Jahr um rund 20 Millionen Berufsanfänger. 

Offiziellen Prognosen zufolge wird die Erwerbsbevölkerung des Kontinents bereits in rund 15 Jahren 1,1 Milliarden Menschen umfassen und die bisherigen Arbeitskräfte-Champions China und Indien voraussichtlich überholen. 

2050 wird es voraussichtlich 1,5 Milliarden Afrikanerinnen und Afrikaner im erwerbsfähigen Alter geben. Gleichzeitig gibt es einen Mangel an technisch und praktisch ausgebildeten Fachkräften.

iCreate Africa initiiert Fachkräftewettbewerb

Bright Jaja, Geschäftsführer und Gründer der gemeinnützigen Organisation iCreate Africa, hat es sich zum Ziel gemacht, junge Menschen, die im Handwerk oder anderen praktischen Berufen tätig sind, zu fördern und mit den nötigen Mitteln und dem Wissen auszustatten, damit sie ihre Leidenschaft in beruflichen Erfolg umwandeln. 

In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Bosch, Siemens und zahlreichen anderen Partnern hat iCreate Africa Anfang Dezember 2019 in der nigerianischen Mega-Metropole Lagos den größten Fachkräftewettbewerb Afrikas ausgerichtet. 

82 Fachkräfte aus ganz Nigeria bewarben sich um Auszeichnungen in den Kategorien Robotik, Klempnerei, Schreinerei, Schuhmacherei, Webdesign und Grafikdesign. 

Am Ende der zweitägigen Veranstaltung wurden 14 hochqualifizierte Fachkräfte für ihre herausragenden Leistungen geehrt. 

zwei Afrikaner üben etwas in einer Lehrwerkstatt, ein dritter schaut zu
GIZ

Festival der Fähigkeiten

Jaja ist 29 und Nigerianer. In Nigeria leben schon heute mehr als 200 Millionen Menschen, bis 2050 werden es voraussichtlich 400 Millionen sein. Das birgt Chancen und Risiken. 

Die vielen zusätzlichen Arbeitskräfte müssen mit Arbeitsplätzen versorgt werden. Laut CIA World Factbook lag die Arbeitslosenquote Nigerias 2017 bei 13,4 Prozent. 

Um die Lücke zwischen wachsender Bevölkerung und steigender Nachfrage nach Fachkräften zu schließen, hat iCreate Africa im vergangenen Jahr den Kompetenzwettbewerb "iCreate Africa Skills Fest", eine Art Festival der Fähigkeiten und gleichzeitig die größte Fachmesse für handwerkliche und technische Berufe auf dem Kontinent, ins Leben gerufen. 

Die Wettbewerbe, die regional und national ausgerichtet werden, richten sich an Studierende und Absolventinnen und Absolventen von technischen Schulen und praktizierende Handwerker zwischen 18 und 28 Jahren. Die Events sollen als Plattform für die Vernetzung und Förderung künftiger Innovatoren, Handwerks-Profis und kreativer Problemlöser dienen.

Neben dem Wettbewerb umfasst die Veranstaltung auch eine Jobmesse, Beratungsangebote zu Lebenslauf, Bewerbungen und Unternehmensgründung sowie eine Industrieausstellung.

Die Veranstaltungsreihe wurde entwickelt, um die enormen Vorteile der praktischen, technischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung (Technical and Vocational Education and Traning, TVET) aufzuzeigen und jungen Menschen den Eintritt in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, sagt Jaja. 

Wie in vielen afrikanischen Ländern hat das Handwerk in Nigeria nicht den besten Ruf. In der Annahme, der höchstmögliche Bildungsabschuss bringt die größten Aufstiegschancen mit sich, streben viele Jugendliche und junge Erwachsene an die Universitäten. 

Allerdings fehlt es in vielen afrikanischen Ländern an Jobs für Hochschulabsolventen. Gleichzeitig hemmt der Mangel an gut ausgebildeten Handwerkerinnen und Handwerkern sowie anderen Fachkräften das Wirtschaftswachstum. 

Jajas Vision ist, ein Afrika aufzubauen, das über hochqualifizierte Arbeitskräfte verfügt und seine natürlichen Ressourcen nutzen kann. 

Start-up-Nation Nigeria

"Jeder unserer Wettbewerbe hat sehr großen Einfluss auf die Gewinner und ihr ganzes Umfeld", sagt Jaja. "Unsere Teilnehmer gewinnen nicht nur einen Preis, sondern eine ganze Zukunft." 

Unsere Teilnehmer gewinnen nicht nur einen Preis, sondern eine ganze Zukunft.

Bright Jaja, Geschäftsführer und Gründer von iCreate Africa zum iCreate Africa Skills Festival

Die Gewinnerinnen und Gewinner bekommen Startkapital, Ausstattung und Trainings. Erklärtes Ziel ist es, sie soweit zu unterstützen, dass sie den Sprung vom Facharbeiter zum Unternehmer schaffen und mindestens fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen können. 

"Auf diese Weise wollen wir in fünf Jahren fünf Millionen Arbeitsplätze schaffen", sagt Jaja, der 2019 auf der Forbes Africa Liste der 30 Under 30 stand.

Mit seinem Ansatz, junge Menschen zu befähigen, ihre Zukunft und die ihres Landes selbst in die Hand zu nehmen, ist der junge Nigerianer nicht allein. 

Wir müssen die jungen Menschen fit machen, damit sie für Arbeitgeber interessant sind oder etwas Eigenes gründen können.

Onyeche Tifase, Geschäftsführerin und Vorstandsvorsitzende von Siemens Nigeria

"Wir müssen die jungen Menschen fit machen, damit sie für Arbeitgeber interessant sind oder etwas Eigenes gründen können", sagt auch Onyeche Tifase, Geschäftsführerin und Vorstandsvorsitzende von Siemens Nigeria. 

Bemühungen in diese Richtung tragen bereits erste Früchte: Binnen weniger Jahre wurden in Nigeria etwa 700 Start-ups gegründet, im September 2018 sprach die ZEIT von Nigeria als "Start-up-Nation". Das Branchennetzwerk Startup Genome schätzt den Wert des Start-up-Ökosystems allein in Lagos auf zwei Milliarden US-Dollar. 

  • Von Nana Gerritzen

Vorschau Nigeria

Titel der iMOVE-Marktstudie Nigeria

In Kürze erscheint eine iMOVE-Marktstudie Nigeria für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung.

zwei Afrikaner üben etwas in einer Lehrwerkstatt
GIZ

Training im Rahmen des develoPPP.de-Projekts "Training in the Nigerian Construction, Agricultural and Automotive Industries (TTCAA)" 


Quelle: iMOVE