Iran: Marktchancen und Bedarfe in der beruflichen Bildung

Panoramablick auf Teheran
© Borna Mirahmadian/Shutterstock.com
Der Modernisierungsbedarf in Iran betrifft insbesondere die Sektoren Automobilindustrie, Erdöl- und Gasindustrie, Energiewirtschaft, Hochtechnologie sowie das Baugewerbe und den Bankensektor. Informieren Sie sich im folgenden Artikel über die Qualifizierungsbedarfe des Landes.

Der Artikel ist ein Auszug aus der kürzlich veröffentlichten iMOVE-Marktstudie Iran.

Interviews, die für die iMOVE-Marktstudie Iran mit deutschen Expertinnen und Experten geführt wurden, ergaben, dass in Iran großes Interesse an Modernisierung besteht, insbesondere in den Bereichen Automobilindustrie, Erdöl- und Gasindustrie, Energiewirtschaft (Strom- und Wasserwerke, Erneuerbare Energien), Hightech Industrie, Baugewerbe und dem Bankensektor.

In allen genannten Branchen werden Aus- und Weiterbildungen benötigt, die den Teilnehmenden den Umgang mit neuen Technologien und moderner Technik vermitteln. Hier besteht ein großer Nachholbedarf, weil die technologische und wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren unter der Embargopolitik beeinträchtigt war. Investitionen in moderne technologische Anlagen waren kaum machbar und sind jetzt dringend erforderlich.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich vielfältige Marktchancen für deutsche Anbieter im weiten Feld des Bildungssektors.

Anbieter von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen

Anbieter beruflicher Bildung können relativ kurzfristig den akuten Bedarf an Bildung in modernen Technologien vor allem in Unternehmen und Unternehmensverbünden decken.

Zugleich sollte im Bankensektor und in Unternehmen das Personal auf den zukünftig international wieder wachsenden und modernisierten Geldverkehr vorbereitet werden. Dieses Wissen wird auch im nationalen Geldverkehr nützlich sein und die ökonomische Situation der Unternehmen verbessern.

Bei Weiterbildungsmaßnahmen in Unternehmen auf Facharbeiterniveau muss mit mangelhaften Englischkenntnissen gerechnet werden. Ratsam ist demzufolge, Lehrmaterialien ins Persische zu übertragen und auch den Unterricht in persischer Sprache durchzuführen.

Anbieter von Beratungsdienstleistungen in der beruflichen Bildung

In den vergangenen Jahren wurden in Iran umfangreiche Anstrengungen unternommen, um die berufliche Bildung im Land zu verbessern. Es wurde besonders viel in Hochschulen und Universitäten investiert.

Für die Ausbildung in Facharbeiterberufen im Rahmen der Technical and Vocational Training Organization (TVTO) wurden neue Berufsstandards entwickelt und ältere Standards wurden überarbeitet, um die Anforderungen des Arbeitsmarktes besser zu erfüllen.

Die in den Provinzen angebotenen Ausbildungen entsprechen jedoch nicht immer dem regionalen Bedarf. Außerdem zeigt sich, dass diese Standards und die darauf basierenden Ausbildungspläne insbesondere auf dem Gebiet der berufspraktischen Ausbildung Mängel aufweisen. Außerdem sind die Lehrkräfte weder inhaltlich noch methodisch auf diese Anforderungen vorbereitet.

Die Beratungsdienstleistungen können sich sowohl auf den staatlichen Sektor (TVTO und Fachministerien) als auch auf den wirtschaftlichen Sektor (staatliche und private Unternehmen mit eigenen Weiterbildungsstrukturen) beziehen.

Schwerpunkte sind:

  • Ermittlung des Bedarfs an Aus- und Weiterbildung in Unternehmen.
  • Entwicklung von Standards (für Aus- und Weiterbildungsberufe).
  • Entwicklung von kompetenzorientierten Plänen für die Aus- und Weiterbildung sowie Realisierungshilfen (didaktische Materialien, Ausrüstungslisten und so weiter)
  • Entwicklung und gegebenenfalls Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte in Theorie und Praxis zur Befähigung bei der Umsetzung der neuen Ausbildungspläne.
  • Ausstattungsplanung und Beratung bei der Beschaffungsorganisation für die Modernisierung von Ausbildungswerkstätten, Labors und Fachunterrichtsräumen.
  • Entwicklung von Prüfungsstandards und Unterstützung beim Aufbau von Prüfungsdatenbanken.
  • Evaluierungen und Untersuchungen zum Verbleib von Absolventen.

Anbieter von Unterrichtsmitteln, Ausrüstungen für Ausbildungswerkstätten und Labors unterschiedlicher Branchen

In den vergangenen Jahren fehlte es an finanziellen Mitteln und an Marktzugang zur Beschaffung von modernen Ausrüstungen für die Aus- und Weiterbildung. Im Bereich der TVTO gab es bereits zuvor in verschiedenen Provinzen Nachholbedarf bei der Ausstattung einfacher Lehrwerkstätten.

Die verschlissenen Ausrüstungen müssen erneuert beziehungsweise durch aktuelle Technik ersetzt werden. Durch die zukünftig erwartete stärkere Inanspruchnahme der Werkstattbereiche sind diese entsprechend vorzubereiten.

Der Bedarf umfasst nach Ansicht der Autorin und Autoren der iMOVE-Marktstudie Iran alle Fachbereiche.

Hinsichtlich der Lehrmaterialien sollte beachtet werden, dass auf Facharbeiterniveau auf jeden Fall die persische Sprache dominiert, während im universitären Bereich in höheren Studienjahren mit besseren Englischkenntnissen gerechnet werden kann.

Nachfolgend werden die im Rahmen der Studie ermittelte Erkenntnisse zu ausgewählten Bedarfen kurz vorgestellt.

Industrie 4.0: Digitalisierung und Automatisierung

Während es im Automotive Bereich unter anderem um Industrie 4.0 und die Automatisierung von Prozessen und Abläufen geht, sind im Bankensektor beispielsweise Informationstechnologie (IT), Big Data und Digitalisierungsprozesse wichtige Anknüpfungspunkte für Aus- und Weiterbildungsangebote.

Bauwesen

In allen Arbeitsbereichen des Bauhandwerks herrscht ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.

Arbeitskräfte werden für bestimmte Projekte angeheuert, durch Vorarbeiterinnen und Vorarbeiter angeleitet und nach Fertigstellung des Baus wieder entlassen. Qualifizierte Fachkräfte und die Qualifizierung der Arbeiterinnen und Arbeiter sind den Bauunternehmen zu teuer. Allerdings leidet unter diesem Vorgehen die Qualität der Bauwerke.

Für moderne Technologien im Bauwesen gibt es keine Fachkräfte. Diese Technologien werden oft auch im universitären Bereich vernachlässigt oder absichtlich - weil nicht traditionell - nicht berücksichtigt.

Das betrifft beispielsweise Ausbildungen im Bereich Trockenbau. Diese spielen in keiner Bildungsstufe eine Rolle - weder auf Berufsschulniveau noch in der Ausbildung von Bauingenieurinnen und -ingenieuren und Architektinnen und Architekten an den meisten Universitäten und Hochschulen. Da es sich jedoch um einen essenziellen Bereich im modernen Bauwesen handelt, besteht hier Ausbildungsbedarf.

Um diesem Mangel entgegenzuwirken, bietet das deutsche Unternehmen Knauf über seine iranische Niederlassung bereits erste Kurse in Iran an. Dabei hat sich die Zusammenarbeit mit der TVTO in den Regionen schon bewährt.

Green Skills

Der Wandel zu einer grünen und nachhaltigen Wirtschaft wird in Iran einen Bedarf an speziell ausgebildeten Arbeitskräften schaffen. Um diesen Bedarf zu decken, werden adäquate technische Berufsbildungsprogramme benötigt.

Besonders wichtig ist dabei die Entwicklung von Ausbildungsplänen in den Bereichen Erneuerbare Energien, Landwirtschaft, Wasser und Abwasser, Recycling und Transport. Green Skills sollen zudem Eingang finden in Standardberufe im Service-Bereich und im Bauwesen.

Im Dezember 2016 präsentierte das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) an der Universität Teheran die deutschen Berufe im Bereich Wasser und Abwasser.

E-Learning

E-Learning trifft in Iran auf großes Interesse und soll ausgebaut werden. Man verspricht sich hiervon eine moderne Ausbildung, die im gesamten Verbreitungsgebiet mit der gleichen Qualität angeboten werden kann. Dabei sollen die E-Learning-Programme vorrangig institutionell eingesetzt werden.

Erfahrungen mit E-Learning sind sowohl in Bildungseinrichtungen als auch in großen Unternehmen vorhanden. Nach bisherigen Erkenntnissen ist man aber mit den Erfolgen der verwendeten Programme noch nicht zufrieden, da sich bisher keine wesentliche Kompetenzsteigerung nach deren Verwendung abzeichnet.

An dieser Stelle können deutsche Bildungsangebote ansetzen und zu einer Verbesserung der Qualität von E-Learning in iranischen Einrichtungen beitragen.

Neben der Qualität ist auch die Verfügbarkeit und Quantität von E-Learning-Kursen ein Ansatzpunkt für deutsche Bildungsanbieter. Während die TVTO und die Shahid Rajaee Teacher Training University (SRTTU) bereits E-Learning-Kurse anbieten, existieren bezüglich der Technical and Vocational University (TVU) und der University of Applied Science and Technology (UAST) keine öffentlich zugänglichen Informationen. Selbst bei den E-Learning-Plattformen der TVTO und SRTTU sind die Angebote noch nicht sehr umfangreich.

Marktchancen für Bildungsanbieter im Hardwarebereich

Das Samaneyeh Azmayashgah-hayeh Hamkare Azad (SAHA), ein Laboratorien-Netzwerk, ist für deutsche Bildungsanbieter insofern interessant, als dass es plant, die Labore und Werkstätten der Islamischen Azad-Universität (IAU) bis 2024 sukzessive auszubauen und zu modernisieren.

Das SAHA hat auf seiner Internetseite eine komplette Liste aller Laboratorien und Werkstätten der verschiedenen Branchen der Azad-Universität veröffentlicht. Diese Liste umfasst Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Provinzen Irans sowie die Einrichtung und Geräte, die in den Laboratorien und Werkstätten vorhanden sind.

Auch das Labornetzwerk der Iranian Research Organization for Science and Technology (IROST) ist ein möglicher Ansatzpunkt für den Export von Hardware, da es über ein breites Labornetzwerk im ganzen Land verfügt.

Fachartikel - Iran: Marktchancen und Bedarfe in der beruflichen Bildung

Dieser Fachartikel ist ein Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Iran (Kapitel 5.1), die im Mai 2017 erschienen ist.

  • Inhalt der Marktstudie: DrKoernerConsult
  • Autorin und Autoren der Marktstudie: Dr. Helge Körner, Amir Radfar, Stefanie Kirsch, Peter Pfaffe

Marktstudie Iran

Titelbild mit Flagge Iran, Text: Marktstudie Iran für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung
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Marktinformationen Iran

wehende Nationalflagge Iran

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Quelle: iMOVE, Auszug aus iMOVE-Marktstudie Iran 2017, 30.05.2017