Interview mit dem Leiter einer Berufsschule in Usbekistan
Das Interview ist der kürzlich veröffentlichten iMOVE-Marktstudie Usbekistan entnommen. Nodir Ahmedov leitet das Registan Learning Center, eine Berufsschule und Trainingszentrum, und beschreibt im Interview auch die Herausforderungen, vor denen die Berufsschule und die gesamte berufliche Bildung in Usbekistan steht.
Portal im Mausoleum Shahi Zinda in der Stadt Samarkand, Usbekistan
Das Interview führten die Autorinnen der Marktstudie, Laura Lehmann und Paula Reuss, am 20. Juli 2024.
Wie würden Sie die Zielgruppe Ihrer Bildungseinrichtung beschreiben und wie lange dauern die Berufs- und Weiterbildungskurse in Ihrer Einrichtung?
Die Zielgruppe vom Registan Learning Center (Registan LC) umfasst Menschen im Alter von vier bis 40 Jahren. Die Einrichtung bietet Bildung auf allen Ebenen an, beginnend mit der frühkindlichen Bildung über die Schule bis hin zu Fachschulen und zusätzlichen Kursen für Erwachsene. Die Berufs- und Weiterbildungskurse für Erwachsene dauern je nach Programm von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten. Die Schulzeit beträgt neun Jahre und die Fachschulbildung dauert drei Jahre.
Was kosten die Berufs- und Weiterbildungskurse für private Teilnehmende und wer übernimmt die Kosten?
Die Schulgebühren betragen 50 Millionen Usbekische So'm - UZS (3.550 €) pro Jahr und die Fachschulgebühren liegen bei 10 Millionen UZS (710 €) pro Jahr. Die Kosten für Berufs- und Weiterbildungskurse hängen vom Programm ab und werden normalerweise von den Studierenden oder deren Arbeitgebern übernommen.
Wir prüfen auch Möglichkeiten für finanzielle Unterstützung einschließlich staatlicher Zuschüsse und Subventionen, um die finanzielle Belastung für die Studierenden zu verringern.
Halten es usbekische Unternehmen insgesamt für notwendig, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszubilden?
Viele Unternehmen erkennen diese Notwendigkeit, aber es gibt auch Unternehmen, die aufgrund finanzieller Einschränkungen oder Bedenken hinsichtlich der Effektivität keine Weiterbildung anbieten.
Wie werden neue Bildungsprogramme entwickelt und implementiert? Welche Interessengruppen sind an diesem Prozess beteiligt?
Neue Bildungsprogramme werden durch die Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen entwickelt und umgesetzt.
Das Bildungsministerium spielt eine Schlüsselrolle bei der Festlegung der Standards und Anforderungen für neue Programme. Bildungseinrichtungen entwickeln und passen die Lehrpläne entsprechend den festgelegten Standards an. Arbeitgebende und Branchenverbände liefern Informationen zu den Anforderungen des Arbeitsmarktes und den benötigten Fähigkeiten, um relevante Lehrpläne zu entwickeln.
Welche Rolle spielt der private Sektor in der beruflichen Aus- und Weiterbildung?
Der private Sektor spielt eine wichtige Rolle. Er fördert die Entwicklung von Bildungsprogrammen, indem er Finanzierung, Expertise und Ressourcen bereitstellt. Private Unternehmen arbeiten aktiv mit Bildungseinrichtungen zusammen, um Lehrpläne zu entwickeln, die den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes entsprechen. Sie bieten auch Praktika und praktische Schulungen an, die den Studierenden helfen, die erforderlichen Fähigkeiten und Erfahrungen zu sammeln. Auf diese Weise ergänzt der private Sektor die staatlichen Bemühungen und verbessert die Qualität und Relevanz der Berufsbildung.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für die Berufsbildung in Usbekistan?
Die größten Herausforderungen liegen in unzureichenden finanziellen Mitteln, die die Einführung neuer Technologien und die Aktualisierung der Lehrpläne erschweren.
Oftmals entsprechen die Bildungsprogramme nicht den Anforderungen des Arbeitsmarktes, wodurch sie für Arbeitgebende weniger relevant werden. Zudem gibt es einen Mangel an qualifizierten Lehrkräften, was sich negativ auf die Qualität der Ausbildung auswirkt.
Weitere Probleme sind die begrenzten Möglichkeiten für praktische Ausbildung und die Unsicherheit hinsichtlich der Karriereaussichten.
Wie gut passt das usbekische System der Berufsbildung und Fachkräftesicherung zum Arbeitsmarkt?
Das usbekische System hinkt oft den sich schnell ändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes hinterher. Dies zeigt eine Lücke, die durch den Export deutscher Bildungsprogramme, die auf aktuelle Marktbedürfnisse abgestimmt sind, geschlossen werden könnte.
Welche Pläne und Strategien gibt es für die weitere Entwicklung der Berufsbildung in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Es gibt Pläne zur Integration neuer Technologien, flexibler Lernmethoden und Partnerschaften mit internationalen Organisationen. Diese Zukunftsperspektiven bieten deutschen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Expertise in modernen Technologien und innovativen Lehrmethoden einzubringen.
Welchen Rat können Sie ausländischen privaten Bildungsunternehmen geben, die ihre Dienstleistungen in Usbekistan anbieten möchten?
Der wichtigste Ratschlag für ausländische private Bildungsunternehmen, die ihre Dienstleistungen in Usbekistan anbieten möchten, ist, ihre Programme und Lehrmethoden an die lokalen Gegebenheiten und Marktanforderungen anzupassen.
Dabei sollten kulturelle Besonderheiten, Bildungsstandards und die spezifischen Anforderungen des Arbeitsmarktes in Usbekistan berücksichtigt werden.
Zudem ist es entscheidend, Partnerschaften mit lokalen Bildungseinrichtungen und der Wirtschaft zu etablieren, um die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppe besser zu verstehen.
iMOVE-Marktstudie Usbekistan

Das Interview ist ein Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Usbekistan für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung, die kürzlich erschienen ist.
Quelle: iMOVE-Marktstudie Usbekistan