Geschäftspraxis in Marokko

Die marokkanische Kultur setzt sich aus arabischen, muslimischen, berberischen und französischen Einflüssen zusammen, was sich in einer multidimensionalen Geschäftsetikette widerspiegelt. Ein Auszug aus der neuen iMOVE-Marktstudie Marokko gibt Tipps zur Geschäftspraxis.

Die marokkanische Bevölkerung gilt als sehr gastfreundlich, dennoch empfiehlt es sich, kulturspezifische Aspekte bei Geschäftsreisen zu beachten. 

Da der Großteil der Bevölkerung den Islam praktiziert, haben islamische Werte einen Einfluss auf das tägliche Leben und somit auch auf die Unternehmenskultur.

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, Geschäftsreisen außerhalb des Ramadans zu planen, da während des Fastenmonats eingeschränkte Öffnungs- und Bürozeiten gelten. Falls eine Reise während des Ramadans unumgänglich ist, sollte davon abgesehen werden, in Anwesenheit von marokkanischen Gesprächspartnern/-innen zu essen, zu trinken oder zu rauchen. Zum Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr) bietet es sich an, eine Grußkarte zur nachhaltigen Kontaktpflege zu schicken.

Persönliche Beziehungen haben in Marokko einen weitaus höheren Stellenwert als in Deutschland. Gute Kontakte und Vertrauensverhältnisse sind für einen erfolgreichen Markteintritt entscheidend. Um eine persönliche Bindung aufzubauen, bietet es sich an, ein Geschenk in Form eines landestypischen Mitbringsels, beispielsweise Schokolade, zu machen. Dabei ist von alkoholischen Getränken sowie Produkten, die Schweinefleisch enthalten, dringend abzuraten.

Für Termine sollte ausreichend Zeit eingeplant werden, da diese häufig mit Tee und Smalltalk verbunden werden. Pünktlichkeit wird in Marokko nicht unbedingt als Tugend angesehen. Dennoch ist es wichtig, pünktlich zu den Terminen zu erscheinen. Geschäftliche Diskussionen finden für gewöhnlich im Büro statt und weniger während des Mittag- oder Abendessens.

Informelle Gespräche können langwierige administrative Prozesse deutlich verkürzen. Beim Smalltalk sind allgemeine Fragen nach der Familie durchaus erlaubt und sogar erwünscht, sollten aber nicht allzu tiefgründig sein. Themen wie Religion, Politik, Kritik am Königshaus und Marokkos Haltung in der Westsaharafrage sind ein Tabu.

Trotz der zunehmenden Bedeutung der englischen Sprache in der Geschäftswelt, sind gute Französischkenntnisse, insbesondere bei Kontakt mit der öffentlichen Verwaltung, unerlässlich. Dabei ist auch zu empfehlen, Visitenkarten in französischer Sprache zu nutzen, und gegebenenfalls in Arabisch auf der Rückseite bedrucken zu lassen.

Die Begrüßung eines marokkanischen Geschäftskontakts kann je nach Geschlecht variieren. Bei Zusammenkünften und Begegnungen mit dem gleichen Geschlecht ist ein lockerer Händedruck üblich. Frauen könnten sich auch mit Wangenküsschen begegnen, normalerweise abwechselnd dreimal. Bei einer Person vom anderen Geschlecht sollten Sie am besten abwarten, ob Ihr Gegenüber die Hand ausstreckt. Falls nicht, sollten Sie es bei einem Nicken und Lächeln belassen.

Für westliche Frauen ist es grundsätzlich unproblematisch, Geschäfte in Marokko abzuschließen. Frauen sind zunehmend in der Wirtschaft und Regierung des Landes tätig.

Hierarchische Strukturen nehmen eine bedeutende Rolle in marokkanischen Unternehmen ein. Die Entscheidungsfindung erfolgt meist von oben nach unten und die Beteiligung der Mitarbeitenden ist eher begrenzt. Sie sollten unbedingt die Rolle Ihres Geschäftskontakts kennen und Respekt für diese Position zeigen.

Die marokkanische Bevölkerung ist bekannt für ihre Gastfreundschaft, daher kommt es häufig vor, dass Geschäftspartner/-innen nach Hause eingeladen werden. Eine direkte Ablehnung gilt als sehr unhöfliches Verhalten in der marokkanischen Kultur, weswegen Einladungen und Geschenke keinesfalls ausgeschlagen werden sollten.

Dies gilt auch für die Kommunikation – eine ausweichende Antwort kann in Marokko auf eine indirekte Ablehnung des Vorschlages hindeuten. Daher bietet es sich an, im Nachgang eine Bestätigung der abgemachten Vereinbarungen anzufordern, bevor ein Deal abgewickelt wird.

Weitere nützliche Informationen:

  • Gute Referenzen und Kontakte sind wichtige Türöffner.
  • Die Geschäftskleidung ist formell und für beide Geschlechter eher konservativ.
  • Es wird empfohlen, einen/eine Dolmetscher/-in mitzubringen, da die meisten Verhandlungen auf Französisch geführt werden.
  • Der persönliche Kontakt (durch einen Besuch oder Telefonat) wird bevorzugt.
  • Social-Media-Kanäle wie LinkedIn oder Facebook werden als Plattformen für die Firmenpräsenz im Internet genutzt.

iMOVE-Marktstudie Marokko

Titel der Studie mit wehender Nationalflagge
Der Artikel ist ein Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Marokko für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung, die kürzlich erschienen ist. In der Marktstudie finden Sie alle für den Artikel verwendeten Quellen.

zum Download der Studie


Quelle: iMOVE, Auszug aus der iMOVE-Marktstudie Marokko für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung, 2023