EU-Kompetenzagenda für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz

Die Europäische Kompetenzagenda legt ehrgeizige Ziele für Weiterbildungen und Umschulungen in den nächsten fünf Jahren fest.

Anfang Juli 2020 stellte die Europäische Kommission die Europäische Kompetenzagenda für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz vor. Diese legt ehrgeizige und quantitative Ziele für die Weiterbildung (Verbesserung bestehender Kompetenzen) und Umschulung (Erwerb neuer Kompetenzen) fest, die in den nächsten fünf Jahren erreicht werden sollen.

Bei 12 Maßnahmen werden dabei arbeitsplatzrelevante Kompetenzen in den Mittelpunkt gestellt, bei denen Mitgliedstaaten, Unternehmen und Sozialpartner Partnerschaften eingehen und zusammen auf einen Wandel hinarbeiten sollen, Menschen in die Lage versetzt werden, an Programmen des lebenslangen Lernens teilzunehmen, und der Europäische Union (EU)-Haushalt als Katalysator für die Mobilisierung von öffentlichen und privaten Investitionen in Kompetenzen fungieren soll.

Ziel ist es sicherzustellen, dass das in der europäischen Säule sozialer Rechte verankerte Recht auf Weiterbildung und lebenslanges Lernen in ganz Europa – in den Städten wie in abgelegenen oder ländlichen Gebieten – Realität wird, was allen zum Vorteil gereicht. Die EU-Kommission stellt Kompetenzen ins Zentrum der EU-Agenda, mit der Investitionen in Menschen und ihre Kompetenzen für einen nachhaltigen Aufschwung nach der Coronapandemie gesteuert werden. Unternehmen brauchen Arbeitskräfte, die über die Kompetenzen verfügen, die zur Bewältigung des ökologischen und des grünen Wandels benötigt werden, und die Menschen müssen in der Lage sein, an den Aus- und Weiterbildungsmaßen teilzunehmen, die sie im Leben weiterbringen.

Der für die Förderung unserer europäischen Lebensweise zuständige Vizepräsident, Margaritis Schinas, erklärte: "Diese noch nie dagewesene Krise erfordert eine noch nie dagewesene Antwort. Eine, die uns heute und auch noch viele Jahre lang hilft. Heute ruft die Europäische Kommission die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, in Kompetenzen zu investieren. Die Milliarden an EU-Fördermitteln, die in den EU-Aufbauplan fließen, und der künftige langfristige EU-Haushalt stellen dafür eine einmalige Gelegenheit dar. Wir wissen bereits, dass Menschen und Volkswirtschaften nur mit Kompetenzen weiterkommen. Jetzt ist die Zeit, uns zusammenzutun, eine Kompetenzrevolution anzuzetteln und niemanden zurückzulassen."

Nicolas Schmit, der für Beschäftigung und soziale Rechte zuständige EU-Kommissar, fügte hinzu: "Die Aus- und Weiterbildung unserer Arbeitskräfte zählt zu unseren zentralen Reaktionen für den Aufschwung, und Menschen die Möglichkeit zu geben, die Kompetenzen zu erwerben, die sie benötigen, ist bei der Vorbereitung auf den ökologischen und den digitalen Wandel von entscheidender Bedeutung. So kann jeder von den neuen Chancen in einem schnelllebigen Arbeitsmarkt profitieren."

Arbeitsplatzrelevante Kompetenzen in der grünen und digitalen Wirtschaft

Der ökologische und der digitale Wandel wie auch die demografischen Trends krempeln unser Leben, unsere Arbeit und unsere Interaktion um. Wir möchten sicherstellen, dass die Menschen über die Kompetenzen verfügen, die sie benötigen, um voranzukommen. Die Coronapandemie befeuerte diesen Wandel und brachte für viele Menschen in Europa neue Herausforderungen für ihre berufliche Laufbahn.

Nach der Krise werden viele Europäerinnen und Europäer neue Kompetenzen erwerben oder bereits bestehende verbessern müssen, um sich an einen veränderten Arbeitsmarkt anzupassen. Mit der Kompetenzagenda sollen die Kompetenzen in der EU besser an den Bedarf angepasst werden, um die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten und Resilienz aufzubauen. Dies geschieht durch zwölf Maßnahmen:

  1. Pakt für Kompetenzen
  2. verbesserte Erkenntnisse über Kompetenzen
  3. EU-Förderung von nationalen Weiterbildungsstrategien
  4. Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz
  5. Einrichtung der Europäischen Hochschulen und Weiterbildung von Wissenschaftlern
  6. Kompetenzen zur Unterstützung des ökologischen und des digitalen Wandels
  7. Erhöhung der Zahl der Anzahl in MINT-Fächern und Förderung von unternehmerischen und Querschnittskompetenzen
  8. Kompetenzen für das Leben
  9. Initiative zu individuellen Lernkonten
  10. ein europaweiter Ansatz für Micro-Credentials
  11. die neue Europass-Plattform
  12. Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Mobilisierung von Investitionen der Mitgliedstaaten und privaten Akteuren in Kompetenzen

Anfang Juli 2020 wurde als erste durchgeführte Maßnahme im Rahmen der Kompetenzagenda, die neue Europass-Plattform freigeschaltet. Damit werden von nun an in 29 Sprachen Anleitungen zum Verfassen eines Lebenslaufs angeboten, maßgeschneiderte Arbeitsplätze und Lernmöglichkeiten vorgeschlagen und über Trends bei Kompetenzen informiert.

Außerdem nimmt die EU-Kommission heute ihren Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung an.

Ehrgeizige Ziele

Im Rahmen dieser neuen Kompetenzstrategie hat sich die Europäische Kommission für die nächsten fünf Jahre ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie basieren auf bestehenden Indikatoren, anhand derer der Fortschritt jährlich im Rahmen des Europäischen Semesters überwacht werden kann. Derzeit gibt es noch keine quantitativen Indikatoren zu Umweltkompetenzen; die EU-Kommission wird entsprechend neue Indikatoren ausarbeiten.

Bis 2025 müssten für Erwachsene 540 Millionen Bildungsmaßnahmen angeboten werden, darunter 60 Millionen für gering qualifizierte Erwachsene und 40 Millionen für Arbeitslose. Die Anzahl von Erwachsenen mit grundlegenden digitalen Kompetenzen sollte auf 230 Millionen steigen.

Mobilisierung von Investitionen in die Kompetenzen der Menschen

Damit die Maßnahmen umgesetzt und die Ziele der Kompetenzagenda erreicht werden können, wird die EU weitere öffentliche und private Investitionen in Kompetenzen in Höhe von etwa 48 Milliarden Euro jährlich benötigen. Der Kommissionsvorschlag für NextGenerationEU stellt im Rahmen einer großangelegten Haushaltsinitiative bedeutende Mittel bereit, um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Krise zu bewältigen.

Die EU-Mittel können als Katalysator für das Investieren in die Kompetenzen der Menschen fungieren. Im Zusammenhang mit dem EU-Aufbauplan werden Finanzmittel in noch nie dagewesener Höhe vorgeschlagen, um einen nachhaltigen Aufschwung zu unterstützen. Investitionen in Kompetenzen sollen im Zentrum dieser Anstrengungen stehen. Während des Zeitraums 2021-2017 können EU-Instrumente wie der Europäische Sozialfonds Plus (vorgeschlagene Mittelausstattung: 86 Milliarden Euro), Erasmus (vorgeschlagene Mittelausstattung: 26 Milliarden Euro) und den Politikbereich "Soziale Investitionen und Kompetenzen" von InvestEU (vorgeschlagene Mittelausstattung 3,6 Milliarden Euro) in Anspruch genommen werden, um Menschen dabei zu helfen, bessere oder neue Kompetenzen zu erwerben. Außerdem wird das neue Programm "Digitales Europa" (vorgeschlagene Mittelausstattung: 9,2 Milliarden Euro) in die Entwicklung fortgeschrittener digitaler Kompetenzen investieren, damit der Umgang mit Technologien beherrscht wird. Darüber hinaus bietet, wenn die entsprechenden Reformen angestoßen sind, die Aufbau- und Resilienzfaziltiät (Budget: 560 Milliarden Euro an Finanzhilfen und Krediten) den Mitgliedstaaten weitreichende Möglichkeiten, Weiterbildungs- und Umschulungsinitiativen zu fördern.

Hintergrund

Der Übergang zu einer ressourceneffizienten, kreislauforientierten, digitalisierten und CO2-armen Wirtschaft dürfte bis 2030 mehr als eine Million Arbeitsplätze schaffen. Allein durch künstliche Intelligenz und Robotik werden in den kommenden fünf Jahren weltweit fast 60 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen. Andere Berufe werden sich mitunter verändern oder sogar ganz verschwinden. Die Coronapandemie hat die Kompetenztrends im Arbeitsmarkt befeuert und sowohl den Bedarf für eine Neuausrichtung verschärft als auch vermehrt Gelegenheiten dazu geschaffen. In einem schnelllebigen Arbeitsmarkt und einer ebensolchen Gesellschaft muss lebenslanges Lernen Realität werden.

Die heutigen Initiativen bauen auf der europäischen Säule sozialer Rechte auf, die im November 2017 von den EU-Organen und führenden EU-Politikern proklamiert wurde, und auf der Mitteilung "Ein starkes soziales Europa für einen gerechten Übergang" vom Januar 2020.


EU-Kompetenzagenda

Weitere Einzelheiten finden Sie auf der Internetseite der Pressemitteilung "EU-Kommission stellt Europäische Kompetenzagenda für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz vor". 


Quelle: Europäische Kommission, ec.europa.eu, Pressemitteilung, 01.07.2020