E-Learning in Nigeria

E-Learning gewinnt in Nigeria an Bedeutung, vor allem Anwendungen für Smartphone sind gefragt.

nigerianische Studentin
istock.com/FG Trade

DoviLearn ist der führende nigerianische E-Learning-Anbieter. Seit die Plattform 2015 an den Start gegangen ist, haben nach Angaben des Gründers Okeke Vincent Chidozie mehr als 100.000 Nutzerinnen und Nutzer Angebote der Plattform in Anspruch genommen. 

Viele der angebotenen Online-Kurse, die von Marketing-Management über Buchhaltung bis zu Werbetexten für Unternehmerinnen und Unternehmer reichen, stehen seit 2018 kostenfrei zur Verfügung. In vielen Fällen müssen die Nutzerinnen und Nutzer nur noch für das freiwillig verfügbare Zertifikat am Ende des Kurses bezahlen.

In Kürze will das junge Unternehmen sein Angebot auch in Ghana zur Verfügung stellen. "Den Menschen die Möglichkeit zu geben, kostenlos zu lernen und gegen eine geringe Gebühr ein Abschlusszertifikat zu erhalten, ist eine völlig neue Entwicklung für das E-Learning-Geschäft“, sagt Chidozie. "Für unser Unternehmen ist das definitiv eine positive Entwicklung."

Nigeria verdreifacht Smartphone-Nutzer bis 2025

Afrika digitalisiert sich rasant. Nach einer jüngst veröffentlichten Erhebung der GSM Association, die weltweit mehr als 800 Mobilfunkanbieter und 200 Hersteller von Netzwerkinfrastruktur vertritt, haben im Juni 2019 mehr Menschen auf dem afrikanischen Kontinent auf das Internet zugegriffen als im selben Zeitraum in Lateinamerika, Nordamerika oder dem Nahen Osten. 

Außerdem haben durch einen Ausbau von 3G-Netzen in zahlreichen afrikanischen Ländern immer mehr Menschen Zugang zu schnellen mobilen Internetverbindungen. So hat etwa die MTN Group, ein führendes Mobilfunkunterunternehmen mit Sitz in Südafrika, 2018 in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land auf dem Kontinent, eine 3G-Netzabdeckung von fast 75 Prozent erreicht. 

Rund 40 Millionen Menschen in dem westafrikanischen Land nutzen ein Smartphone. Nach Schätzungen von Statista könnte sich dieser Wert bis 2025 auf über 140 Millionen Smartphone-Nutzer allein in Nigeria mehr als verdreifachen.

Mit selbstbestimmtem Lernen gegen den Fachkräftemangel

Bei so beeindruckenden Zahlen ist es kein Wunder, dass es immer mehr E-Learning-Angebote in Nigeria und auf dem gesamten afrikanischen Kontinent gibt. 

Das Konzept, selbstbestimmt zu lernen, nicht auf Bildungsinstitutionen und Stundenpläne angewiesen zu sein, keinen Weg in den nächstgrößeren Ort auf sich nehmen zu müssen und hohe Ausbildungskosten zu sparen, gilt als die Bildungslösung und das Mittel zum Zweck gegen den Fachkräftemangel in Nigeria und anderen afrikanischen Ländern. 

Kinder und Jugendliche, die fernab der großen Städte wohnen, können per Handy die weiterführende Schule besuchen, Hebammen und weiteres dringend benötigtes medizinisches Personal lassen sich via mobiler Anwendung fortbilden, Auszubildende und Studierende können ihre Lerneinheiten online bestreiten. Alles, was die Schülerinnen und Schüler brauchen ist ein internetfähiges Endgerät.

6 Nigerianer in Arbeitskleidung stehen um einen Schraubstock
GIZ

Schulung im Bereich "Schweißen" im Trainingszentrum "AKKI BEST", das in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet

Herausforderung: Flächendeckende Breitband-Verbindungen

Eine Herausforderung bleibt ein Mangel an schnellen Breitband-Verbindungen, die man benötigt, um Videos und anderes Lehrmaterial downloaden zu können. Dies gilt besonders für ländliche Regionen fernab der Mega-Metropolen und Ballungszentren.

"Der Mangel an schnellen Internetverbindungen ist eine Herausforderung für die breite Akzeptanz von E-Learning auf dem afrikanischen Kontinent – zuverlässigere und schnellere Verbindung würden die Etablierung von E-Learning-Plattformen definitiv unterstützen“, sagt Wesley Lynch, Gründer und CEO des südafrikanischen Edtech-Unternehmens Snapplify in einem aktuellen Medienbericht. "Deshalb braucht es in Afrika kreative und hybride Lösungen, die auch offline mit eingeschränkten Funktionen nutzbar sind."

Weitere Herausforderungen: Stromversorgung, Finanzierung

Dominic Dominic, der das nigerianische E-Learning-Unternehmen Akiddie gegründet hat, um Kindern über Geschichten in ihrer lokalen Sprache die afrikanische Kultur näherzubringen, sowie wichtige Einblicke in Unternehmertum, Geschlechtergerechtigkeit und Toleranz zu bieten, sagt, das Armut ein deutlich größeres Problem darstellt als der noch nicht immer optimale Zugang zum Internet.

"Wenn mehr Menschen in Nigeria ein deutlich höheres Einkommen hätten, würde dies zu einem größeren Markt für alle möglichen Internetdienste führen – schlicht, weil sich dann mehr Menschen dann Dinge wie Smartphones und Internetverbindungen leisten können", sagt er.

Weitere Herausforderungen sind, gerade außerhalb der Ballungszentren, die nicht lückenlose Versorgung mit Strom – und der Zugang zu Finanzierung.

E-Learning-Plattformen wie Akiddie gehe es da nicht anders als den vielen anderen nigerianischen Start-ups, die Schwierigkeiten haben, an Risikokapital zu kommen. "In den Vereinigten Staaten können Gründer mit einer guten Idee recht unkompliziert an Geld für ihr Vorhaben kommen", so Dominic. "Hier ist der Zugang zu Kapital wirklich schwierig – besonders für die vielen Gründer, die oft noch keinen Studienabschluss in der Tasche haben, ein soziales Unternehmen gründen wollen und kaum über Kontakte im Finanzsektor verfügen."

2018 hat der E-Learning-Markt Afrikas einen Wert von 792 Millionen US-Dollar erzielt, nach Angaben einer aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens Research and Markets wird dieser Wert innerhalb der nächsten fünf Jahre auf 1,8 Milliarden US-Dollar ansteigen. Neben Nigeria gelten Südafrika, Marokko, Tunesien und Kenia als Länder, in denen E-Learning besonders schnell an Bedeutung gewinnen wird.

Wenn die Prognosen stimmen, wäre Afrika die Region mit der weltweit höchsten E-Learning-Wachstumsrate.

  • Autorin: Nana Gerritzen

Vorschau Nigeria

Titel der iMOVE-Marktstudie Nigeria

In Kürze erscheint eine iMOVE-Marktstudie Nigeria für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung.

Blick in einen Schlungsraum
GIZ

Im Trainingszentrum "AKKI BEST", das in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet


Quelle: iMOVE