Osteuropa und Asien bieten Wachstumsmärkte

Die Länderstudie "From Beijing to Budapest – Winning Brands, Winning Formats" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) analysiert 20 Länder in Mittel- und Osteuropa sowie Asien und liefert Prognosen zur weiteren Entwicklung.
Die Märkte in Mittel- und Osteuropa sowie Asien bieten enorme Wachstumspotenziale für Handel und Konsumgüterindustrie. Als besonders aussichtsreiche Märkte für europäische Firmen gelten weiterhin China, Indien, Vietnam und die Türkei, neu hinzu kommen Rumänien, Russland und Bulgarien. Nur Unternehmen, die mit dem richtigen Sortiment-Mix und neuen Produkten und Formaten auf die sich rasant ändernden Konsumgewohnheiten der Kunden in diesen Regionen reagieren können, werden hier erfolgreich sein. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "From Beijing to Budapest – Winning Brands, Winning Formats", die die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) am 18. Oktober 2005 auf dem Deutschen Handelskongress 2005 in Berlin vorstellt. Die Länderstudie analysiert 20 Länder in Mittel- und Osteuropa sowie Asien und liefert Prognosen zur weiteren Entwicklung.

Den deutschen Handels- und Konsumgüterunternehmen bescheinigen die PwC-Experten nicht nur in China, der Türkei und Ungarn, sondern auch in Indien enorme Potenziale. "Die Identifikation von Wachstumsmärkten ist für deutsche Unternehmen besonders wichtig, da der deutsche Markt unter schwachem Wirtschaftswachstum, Konsumzurückhaltung und der 'Geiz ist geil-Mentalität' leidet", sagt Gerd Bovensiepen, Partner bei PwC und Leiter des Kompetenzzentrums Retail & Consumer. Darüber hinaus schmälert der starke Verdrängungswettbewerb die Möglichkeiten im einheimischen Markt.

Indien – rasantes Wachstum prognostiziert

Indien ist als zweitgrößter Konsumentenmarkt nach China hochinteressant. Die Einkommen steigen kräftig, wenn auch auf niedrigem Niveau. Bis zum Jahr 2008 sollen die Konsumausgaben durchschnittlich um 7,3 Prozent pro Jahr wachsen. Indien kann zudem auf einen hervorragend entwickelten IT-Sektor zurückgreifen, der den Aufbau moderner Handels- und Logistiksysteme unterstützen könnte. Bislang blockieren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen allerdings einen Boom im Handels- und Konsumgütermarkt. So sind ausländische Direktinvestitionen im Handelssektor nur in einigen ausgewählten Bereichen zugelassen. Die Regierung will Auslandsinvestitionen jedoch voraussichtlich noch in diesem Jahr erleichtern.

"Mittelfristig wird sich Indien zu einem der attraktivsten Märkte weltweit entwickeln", prognostiziert Bovensiepen. Der Grund: Indiens Einzelhandel ist stark fragmentiert, 98 Prozent der Umsätze werden von familiengeführten Einzelhandelsgeschäften erwirtschaftet. Das schafft Raum für Hypermärkte oder Supermarktketten. Durch die steigende Preissensibilität bieten sich aber auch Chancen für Discounter und Märkte, die günstige Handelsmarken führen.
Ein Engpass für ausländische Investitionen ist, neben der zu geringen Öffnung des Marktes und hohen Importzöllen, der Mangel an großen Verkaufsflächen in innerstädtischen Lagen.

China – Run auf Städte der zweiten und dritten Reihe

China ist mit 1,23 Milliarden Einwohnern der größte Konsumentenmarkt der Welt und hat das höchste Wirtschaftswachstum in der Region – auch wenn es sich im laufenden Jahr und den kommenden Jahren verlangsamt. 2004 hat die chinesische Regierung viele Investitionsbeschränkungen für ausländische Handelsunternehmen beseitigt. Die fortschreitende Öffnung des Landes hat jedoch keine weiteren Einzelhandelskonzerne angezogen, da die wichtigsten 50 längst in China vertreten sind. Nach der erfolgreichen Etablierung in den großen Städten der Küstenregion folgen nun verstärkt Aktivitäten im bislang wenig erschlossenen Westen und im Landesinnern.

Die langsam entstehende Konsumentenschicht mit mittlerem Einkommen bietet besondere Chancen. Sie wird derzeit auf 100 Millionen Menschen geschätzt und soll sich bis zum Ende des Jahrzehnts vervierfachen. "Diese Käufer sind markenbewusst und sie schauen auf Qualität und Service. Auf Reisen haben sie ausländische Produkte kennen und schätzen gelernt. Luxusmarken-Geschäfte, Unterhaltungselektronik, aber auch Autos und Wohnungseinrichtungen stehen auf dem Einkaufszettel der neuen Mittelschicht", erläutert Bovensiepen. PwC sieht vor allem für Hypermärkte, Fachmärkte, Convenience-Stores und Markengeschäfte Potenzial. Preisbewusste Konsumenten in den kleineren Städten eröffnen zudem Chancen für Discount-Formate.

Sorgen bereiten Investoren die verbreitete Markenpiraterie, die ineffiziente Logistik und der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern, besonders im mittleren Management.

Türkei – Trend zu Einkaufszentren

Die Türkei verfügt über eine junge und schnell wachsende Bevölkerung, das Durchschnittsalter liegt bei 25 Jahren. Fallende Inflationsraten und steigende Kaufkraft kurbeln den Konsum an. Nur noch ein Drittel der Konsumausgaben fließen in Lebensmittel und Getränke (1995 waren es noch 38 Prozent, zum Vergleich: in China sind es noch 38 Prozent, in Indien sogar 50 Prozent). Mit zunehmendem Wohlstand steigt die Bedeutung von langlebigen Konsumgütern.

"Die Türken kaufen anders ein als noch vor wenigen Jahren. Einkaufszentren werden immer populärer und besonders junge städtische Arbeitnehmer bevorzugen Shopping-Komplexe, bei denen sie alles unter einem Dach vorfinden", erläutert Bovensiepen. Der organisierte Einzelhandel nimmt bereits 36 Prozent des Marktes ein, 2010 soll er bei 55 Prozent liegen.

Dank der wachsenden Bevölkerung bietet die Türkei ein großes Absatzpotenzial. Bislang sind mit Carrefour, Metro, Tesco und Ikea aber nur wenige ausländische Einzelhändler vertreten.

Aufholbedarf besteht jedoch noch bei der Effizienz der Betriebe, dem Einsatz von Informationstechnologie, der Anschaffungsplanung und beim Kundenbeziehungs- und Kategorienmanagement.

Ungarn – Chancen dank liberaler Ladenschlusszeiten

Ungarn – und besonders die Region um Budapest – ist nach dem EU-Beitritt zu einer logistischen Drehscheibe in Mitteleuropa geworden. Der Einkommenszuwachs liegt mit 6,5 Prozent über dem EU-Durchschnitt und wird sich in Zukunft auch in steigenden Handelsumsätzen niederschlagen. Shopping wird von den Ungarn immer stärker als Freizeitbeschäftigung angesehen. Populär sind, dank langer Öffnungszeiten, Abendeinkäufe oder Shoppingausflüge mit der ganzen Familie als Wochenenderlebnis. Beste Aussichten haben Geschäfte, die rund um die Uhr geöffnet haben sowie Tankstellenshops, Einkaufszentren in besten Innenstadtlagen, Megastores und Factory Outlet Center.

Hypermärkte werden weiter an Bedeutung gewinnen – zu Lasten von kleinen Geschäften und Einkaufsstraßen. "Die Kunden schauen jedoch verstärkt auf den Preis – Discounter und Eigenmarkenhändler haben also gute Aussichten", so Bovensiepen. Lidl hat im vergangenen Jahr 18 neue Geschäfte eröffnet, Wal-Mart wird möglicherweise die Cora Großmärkte des belgischen Supermarktbetreibers Louis Delhaize übernehmen, auch der Markteintritt von Aldi wird erwartet. Der Wettbewerb hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. Dadurch steigt für Investoren der Druck zur Rationalisierung und zu Kostensenkungen.

Die Studie "From Beijing to Budapest – Winning Brands, Winning Formats" mit Analysen von 20 Ländern in Mittel- und Osteuropa sowie Asien können Sie auf den Seiten von PwC kostenlos herunterladen.


Quelle: iXPOS-Newsletter 42/2005