Subsahara-Afrika - Eine Region mit Zukunft

Diversifizierung und Aufbau lokaler Produktionen im Fokus. Die besondere Kompetenz deutscher Unternehmen bei Maßnahmen zur Schulung und Ausbildung der Mitarbeiter wissen afrikanische Partner sehr zu schätzen.

Neue Perspektiven prägen das Bild von Afrika südlich der Sahara. Elf der zwanzig am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt waren in den vergangenen drei Jahren afrikanische. Nach den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Subsahara-Afrika auch von 2016 bis 2020 um über 5 Prozent pro Jahr zunehmen. Einen aktuellen Überblick über Chancen und Projekte in ausgewählten Ländern bietet die Publikation "Afrika im Fokus 2015/2016".

Größte Herausforderung und gleichzeitig Chance für den Kontinent ist das enorme Bevölkerungswachstum. Bis 2050 wird sich die Einwohnerzahl von Subsahara-Afrika laut Vereinten Nationen (UN) auf zwei Milliarden in etwa verdoppeln. Der African Economic Outlook 2015 erwartet bis 2050 hier auch weltweit die höchste Zunahme des Arbeitskräftepotenzials.

Ob damit auch neue qualifizierte Jobs verbunden sind hängt vor allem von einer stärkeren Einbindung des Kontinents in die globale Wertschöpfung ab. Bisher reichen die hohen Wachstumsraten nicht aus, um die Armut auf dem Kontinent zu beseitigen.

Bessere Perspektiven für breite Bevölkerungsschichten sind eng verknüpft mit dem Aufbau von lokalen Industrien - ob bei der Verarbeitung von Mineralien oder der Herstellung von Nahrungsmitteln. Die Preisschwankungen bei Rohstoffen wie Kupfer und Gold oder besonders beim Öl machen eine Diversifizierung dringender denn je. Stark vom Ölexport abhängige Länder, etwa Angola, mussten zuletzt ihre Budgets kurzfristig neu berechnen und wichtige Infrastrukturprojekte streichen.

Afrikas Bedeutung für globale Wertschöpfungsketten nimmt zu - zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Afrikanischer Entwicklungsbank, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP).

Der Beitrag Afrikas zur globalen Wertschöpfung ist zwar noch sehr gering, zeigt aber steigende Tendenz (zwischen 1995 und 2011 um mehr als die Hälfte von 1,4 auf 2,2 Prozent).

Vieles wird bisher fertig importiert, lokale Industrien haben sich in der Vergangenheit kaum entwickelt. Doch nach und nach entstehen Mittelschichten, die gut ausgebildet und durch neue Technologien vernetzt sind. Die Nachfrage auf dem Kontinent nimmt zu, das Konsumverhalten verändert sich - es bilden sich neue und größere Märkte für den lokalen Verbrauch von Waren.

Nigeria beispielsweise fördert den Aufbau einer lokalen Nahrungsmittelproduktion. Einfuhrzölle auf fertige Lebensmittel wurden erhöht, solche für Nahrungsmittel- und Landmaschinen gesenkt. Diese Strategie scheint erfolgreich zu sein: Die Maschinenimporte verdreifachten sich zwischen 2003 und 2013 und legten damit stärker zu als die Einfuhr fertiger Lebensmittel.

Die Bestrebungen Äthiopiens, eine Textil- und Lederindustrie aufzubauen, sind hingegen nicht für den lokalen Absatz gedacht. Man will den Weg einiger asiatischer Länder gehen und durch Export den Wohlstand erhöhen.

Planungssicherheit durch AGOA-Verlängerung

Der Zugang zum Weltmarkt spielt dabei eine entscheidende Rolle. Vor diesem Hintergrund ist es eine gute Nachricht, dass der African Growth and Opportunity Act (AGOA) im Juli 2015 bis 2025 verlängert wurde. Das Abkommen sichert ausgewählten Produkten aus mehr als 40 Ländern südlich der Sahara günstigen Marktzugang in den USA.

Eine längere Laufzeit des Abkommens bietet Investoren nun mehr Sicherheit. Für die Textilindustrie in Äthiopien war AGOA bisher ebenso ein Katalysator wie für die Automobilindustrie in Südafrika.

Politische Stabilität, Planungssicherheit, Schutz des Privateigentums und eine funktionierende Infrastruktur sind Themen, die in Afrika nach wie vor Fragen aufwerfen.

Unternehmen entscheiden sich nur für einen Standort, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Investoren verlassen sich auf dem Kontinent nicht nur auf staatliche Programme, sondern sorgen teilweise selbst für Energieversorgung und Transportwege, wie beispielsweise in großem Stil in Mosambik geschehen.

Afrika ist vielfältig. Aufwand, Risiken, aber auch Chancen müssen für jede Branche und in jedem Land differenziert betrachtet werden.

Die deutsche Außenwirtschaft profitiert nicht in dem Maße, wie sie es mit ihrer breiten Palette könnte. Andere Länder steigern ihre Marktanteile und investieren aktiver.

Ob Textilien für den Weltmarkt, Automobile für die neue Mittelschicht oder Nahrungsmittel für den Massenmarkt: moderne Maschinen, verlässliche Energielösungen und effiziente Logistikdienstleistungen werden in Afrika nachgefragt, mit steigender Tendenz.

Deutsche Unternehmen können am Wachstum teilhaben und mit ihrer Technologie noch dazu beitragen. Auch die besondere Kompetenz bei Maßnahmen zur Schulung und Ausbildung der Mitarbeiter wissen afrikanische Partner sehr zu schätzen.

SAFRI koordiniert Subsahara-Aktivitäten

Deutsche Unternehmen werden beim Schritt nach Afrika durch vielfältige Angebote der Bundesregierung unterstützt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert deutsche Unternehmen bei der Erschließung von Auslandsmärkten.

Neben den Exportinitiativen, die sich vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen richten, gibt es Angebote zur Marktvorbereitung sowie zur Teilnahme an Messen und Delegationsreisen. Staatliche Exportkreditgarantien von Euler Hermes für Waren- und Dienstleistungsexporte sichern wirtschaftliche und politische Risiken des Zahlungsausfalls ab.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika in Johannesburg sowie die Delegiertenbüros in Nairobi, Accra, Lagos und Luanda beraten und schaffen Kontakte vor Ort. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft organisiert Delegationsreisen und Wirtschaftsforen.

Die neue Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) wird partnerschaftlich und gleichberechtigt getragen vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

Unter der Regionalinitiative wollen die Träger ihre Aktivitäten koordinieren und sich für eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den Ländern Subsahara-Afrikas einsetzen.

Die Entwicklungszusammenarbeit setzt auf die Kooperation mit der Privatwirtschaft. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mbH berät zu Umwelt- und Sozialstandards und bietet Qualifizierungsangebote und Fachkräfteprogramme an. Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) bietet langfristige Finanzierungen für Investitionsprojekte und fördert Machbarkeitsstudien.

Germany Trade & Invest begleitet die Entwicklung in Afrika durch eine systematische Berichterstattung über aktuelle Wirtschafts- und Branchentrends sowie zu Rechtssystemen und Einfuhrbestimmungen. Darüber hinaus informiert Germany Trade & Invest über wichtige Geber und stellt aktuelle Projektfrühinformationen sowie Ausschreibungshinweise bereit.

Die Angebote aller Partner helfen bei der Vorbereitung und Planung eines Engagements auf dem Zukunftsmarkt Subsahara-Afrika - als Wegweiser, Türöffner und zur Absicherung von Risiken.

Information

Die aktuelle Publikation "Afrika im Fokus 2015/2016" zeigt Chancen und Projekte in Subsahara-Afrika auf, unter anderem in Länderbeiträgen über Ghana, Kenia, Mosambik, Nigeria, Südafrika und Uganda.

Daneben werden auch Geschäftsmöglichkeiten in der Entwicklungszusammenarbeit und die Themen Wareneinfuhr sowie Recht in kompakter Form aufgegriffen.

Ein ausführlicher Tabellenteil informiert über die wirtschaftliche Entwicklung sowie den Außenhandel und die Direktinvestitionen in allen Ländern des Kontinents.

Afrika im Fokus

Die Publikation "Afrika im Fokus 2015/2016" ist kostenlos und steht als PDF-Datei zum Download bei Germany Trade & Invest oder kann bestellt werden.

Quelle: Germany Trade & Invest GTAI, 11.09.2015