Deutsche Produkte genießen hervorragendes Standing in Südkorea

Das Ansehen Deutschlands und deutscher Produkte in Südkorea ist traditionell hervorragend und hat sich in den letzten Jahren noch einmal verbessert. Deutschland ist bei vielen Fragen für Korea ein wichtiges Referenzmodell. Beispiele sind die Förderung eines exportorientierten Mittelstands, die duale Berufsausbildung und die Deutsche Einheit.

Deutsche Autos, Luxus- und Markenprodukte profitieren von diesem Image und tragen gleichzeitig zu diesem bei. Auch bei Investitionsgütern hilft ein "Made in Germany". Zum erfolgreichen Verkauf in Korea (Republik) gehören vor allem Marken- und Kundenpflege sowie ein guter Service. Hilfreich ist auch das seit Juli 2011 angewendete Freihandelsabkommen.

Deutschland ist in Korea (Republik) sehr gut angesehen. Die Bundesrepublik war einer der ersten Staaten, die dem Land nach dem Koreakrieg halfen. Vor allem ältere Koreaner wissen, dass in den 60er Jahren viele ihrer Landsleute nach Deutschland gingen, um dort im Bergbau oder als Krankenschwestern zu arbeiten. Gleichzeitig gewährte Deutschland der Republik Korea einen Kredit zum Aufbau seiner Wirtschaft. Die erste Autobahn des Landes zwischen Seoul und Busan entstand nach dem Vorbild deutscher Autobahnen. Präsident war damals Park Chung-hee, der Vater der seit Februar 2013 amtierenden Präsidentin Park Geun-hye.

Mit der Amtsübernahme von Präsidentin Park ist das Interesse an Deutschland noch einmal gestiegen, denn Deutschland ist bei vielen Fragen für Korea ein wichtiges Referenzmodell. Beispiele sind die Förderung eines exportorientierten Mittelstands, die duale Berufsausbildung und die Deutsche Einheit. Auch der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands in einer für Europa schwierigen Zeit steigert das Interesse der Koreaner am Land.

Über alle Altersgruppen hinweg sind deutsche Produkte in Korea (Republik) sehr beliebt. Sie genießen einen hervorragenden Ruf in puncto Qualität und Zuverlässigkeit. Bei privaten Verbrauchern und industriellen Kunden haben sie einen Vertrauensbonus.

Trotz aller Sympathie gegenüber Deutschland macht das Label "Made in Germany" die Produkte nicht zum Selbstläufer. Denn die zweite Reaktion der Menschen, wenn sie von deutschen Produkten hören, ist, dass diese teuer seien. Oft ist das tatsächlich so. Diesen höheren Preis gilt es zu rechtfertigen, sei es über die Markenpflege oder über die langfristigen Vorteile des Produkts.

 

Marken- und Luxusprodukte sind Statussymbole

 

Der höhere Preis muss kein Nachteil sein, denn Südkorea ist ein sehr guter Markt für den Verkauf von Luxusprodukten und Markenartikeln. Koreaner leben in einer hierarchischen Gesellschaft, in der Status enorm wichtig ist. Trotz aller bereits erreichten Erfolge haben sie eine Vorliebe für Großprojekte, Rankings und große Namen. Status kann zum Teil auch über Produkte erworben werben.

Entsprechend lieben Koreaner Marken und Luxus und zeigen selbstbewusst beispielsweise bei langlebigen Konsumgütern wie Autos oder Smartphones, was sie sich leisten.

Generell herrscht in der Gesellschaft Druck, nicht hinter Nachbarn oder Kollegen zurückzustehen. Die Konsumenten von Luxusgütern und Markenartikeln gehen viele Trends und Moden mit. Entsprechend hilfreich ist im Marketing, wenn Produkte in einer der beliebten Fernsehserien platziert werden können oder beliebte Schauspieler oder Sänger diese nutzen.

Zahlreiche deutsche Marken sind gut in Korea etabliert. Bei Kosmetika ist Beiersdorf nicht nur mit Nivea, sondern auch mit der Luxus-Marke La Prairie erfolgreich im Geschäft. Bei Waschmitteln profitiert beispielsweise Persil vom guten Image deutscher Produkte. In Apotheken finden sich Produkte "Made in Germany" zum Teil mit einer kleinen deutschen Flagge auf der Verpackung.

Bei Handtaschen betreibt Moderne Creation München (MCM), seit 2005 mit einer koreanischen Eigentümerin, einen Flagshipstore in Seoul. Bei Schreibwaren sind deutsche Schreibgeräte von Montblanc (und außerhalb des Luxusbereichs Staedtler oder Faber Castell) gut etabliert. Bekleidung beispielsweise von Jil Sander, Hugo Boss, Jack Wolfskin und Deuter haben ebenso einen guten Ruf wie augenoptische Produkte aus Deutschland.

Rund zwei Drittel aller Import-Personenkraftwagen entfallen auf deutsche Marken. BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen und Audi sind dabei auch nach Stückzahlen die wichtigsten ausländischen Marken. Alle zählen in Korea zum oberen Preissegment wie auch die stark vertretene Marke Porsche.

Auch Anbieter aus anderen Branchen profitieren. So gibt es beispielsweise kaum einen Koreaner, der die Marken Fissler und Zwilling nicht kennt. WMF ist ebenfalls gut positioniert. Bei der Ausstattung von Wohnungen im obersten Preissegment sind bei weißer Ware Siemens und Miele sowie bei Küchen auch Bulthaup gut etabliert. Bosch und Siemens Hausgeräte verkauft seit 2012 auch Kaffeemaschinen in Korea.

Bei Nahrungs- und Genussmitteln etabliert sich deutsches Bier, das ebenfalls einen sehr guten Ruf genießt, immer besser auf dem koreanischen Markt, und generell steigt die Breite des aus Deutschland gelieferten Sortiments. Auch für deutsche Wurstwaren dürften aufgrund des hervorragenden Images Deutschlands in diesem Bereich gute Chancen auf dem koreanischen Markt bestehen.

Im Segment der Marken- und Luxusartikel muss ein hoher Preis also kein Nachteil sein. Anbieter solcher Produkte sollten nicht zu billig anbieten, und das Markenimage pflegen. Bei zu niedrigen Preisen werden koreanische Konsumenten misstrauisch und vermuten eine minderwertige Qualität. Oft ist es bei Konsumgütern besser mit einem etwas zu hoch angesetzten Preis in den Markt einzusteigen und hin und wieder Rabatte zu geben.

[…]

 

Kurzfristorientierung dominiert

 

Gewerbliche und private Kunden sind eher kurzfristig orientiert. In der Mentalität zählt schnelles und erfolgreiches Agieren. "Ppalli ppalli" (in etwa "dalli dalli") ist ein geflügeltes Wort in Südkorea. In Korea muss es immer schnell gehen, irgendetwas passieren, damit sich bei den Kunden das Gefühl der Zufriedenheit einstellt. So ist es schwer, Kunden in Kosten-Nutzen-Rechnungen vom langfristigen Nutzen eines Produkts zu überzeugen. Dagegen ist es hilfreich, schnell liefern zu können, wenn der Kunde plötzlich bestellen möchte.

 

Beziehung zu den Kunden aufbauen und pflegen

 

Aufgrund der großen kulturellen Unterschiede ist es für deutsche Firmen sehr wichtig, ein gutes Gefühl für die koreanischen Mitarbeiter, Partner und Kunden zu entwickeln. Denn in Südkorea sind persönliche Beziehungen meist wichtiger als die reine kurzfristige Kosten-Nutzen-Erwägung. Deren Aufbau und Pflege sind der Schlüssel zum langfristigen Erfolg in Korea.

Dazu gehört auch ein Verständnis für die Arbeitskultur in Südkorea. Koreaner sind gewohnt, lange zu arbeiten und kaum Urlaub zu nehmen. Deshalb ist für sie - auch wenn sie heute im Vergleich zu früher mehr Freizeit haben - eine automatische Abwesenheitsmeldung des deutschen Partners, dass er vier Wochen im Urlaub ist und bei Rückkehr die Mail beantworten wird, nur schwer zu verstehen.

Koreaner sind schnelle Reaktionen auf Anfragen gewohnt und können eine solche Meldung so verstehen, dass der deutsche Partner ihnen nicht genügend Priorität einräumt. Beim nächsten Kauf wird möglicherweise versucht, einen anderen Partner zu finden. Generell sollte auf Fragen schnell reagiert werden, selbst wenn das Problem des Kunden noch nicht gelöst werden kann.

 

Enorme Bedeutung des After-Sales-Service

 

Des Weiteren muss ein umfassender After-Sales-Service angeboten werden. Hier entscheidet sich nicht nur, ob ein koreanischer Kunde noch einmal bestellt, sondern die Zufriedenheit des einen Kunden wird die nächsten anlocken und umgekehrt deren Unzufriedenheit weitere potenzielle Kunden abschrecken.

Generell ist es in den meisten Fällen besser, das Produkt etwas teurer (einschließlich der Kosten für den kulanten Kundendienst) anzubieten, als nachher zu versuchen, dem Kunden für jede einzelne Serviceleistung eine Rechnung ausstellen zu wollen.

[…]

Vollständiger Artikel

Bei Germany Trade & Invest unter Trade, Internationale Märkte


Quelle: Ausschnitt Artikel Germany Trade & Invest GTAI, 09.10.2013