15 Jahre GUtech: Deutsche Bildung am Golf von Oman

Die German University of Technology in Oman (GUtech) ist eine private Universität im Oman mit ausgeprägtem Deutschlandbezug. 2007 startete die GUtech mit 60 Studierenden. In diesem Jahr, ihrem 15-jährigen Bestehen, sind im Wintersemester insgesamt 2.787 Studierende eingeschrieben.

Gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen University und dem privaten Träger Oman Educational Services hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) das Transnationale Bildungsprojekt auf der arabischen Halbinsel aufgebaut.

Fährt man von Maskat, der Hauptstadt des Oman, auf der Schnellstraße Richtung Halban, kommt bald ein moderner Gebäudekomplex in Sicht. Zwei Quader aus Beton und Glas, wie man sie auch in Frankfurt am Main vermuten könnte, stünden sie nicht inmitten einer kargen Berglandschaft.

Im Foyer eilen mehrheitlich arabische junge Menschen über die Flure. Doch es ist nicht nur Arabisch zu hören, wer genauer lauscht, kann auch deutsche, englische oder französische Gesprächsfetzen aufschnappen. Diese jungen Leute studieren an der German University of Technology in Oman (GUtech), einem Großprojekt Transnationaler Bildung (TNB) auf der arabischen Halbinsel.

Die Förderung transnationaler Bildung gehört zum Kernauftrag des DAAD und bezeichnet Bildungsangebote deutscher Hochschulen an Partnerhochschulen im Ausland. Ausländische Studierende können dadurch zum Beispiel einen deutschen Hochschulabschluss erwerben oder ein Studium absolvieren, das an die Studienpläne deutscher Universitäten angelehnt ist.

Die GUtech wird von der Oman Educational Services LLC (OES) finanziert, einem Zusammenschluss privater Sponsoren aus dem Oman. In Lehre und Forschung arbeitet die Hochschule eng mit der RWTH Aachen University zusammen. Die RWTH Aachen University hat zudem ein Qualitätsmanagementsystem für die GUtech entwickelt, das bereits seit der Gründungsphase erfolgreich eingesetzt wird. Der DAAD fördert die Privatuniversität aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Auswärtigen Amts (AA). 2007 mit 60 Studierenden gestartet, feiert die GUtech in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen.

Inzwischen bietet die GUtech zehn Bachelor- und fünf Master-Studiengänge an. Der Schwerpunkt liegt auf technischen Fächern, darunter Umwelttechnik, Angewandte Geowissenschaften und Künstliche Intelligenz, aber auch Wirtschaftswissenschaften sowie Architektur und Stadtplanung kann man hier studieren. Der Fachunterricht findet in englischer Sprache statt.

Gemeinsamer MBA mit der Wirtschaftsuniversität Wien

Als TNB-Projekt hat die Universität einen ausgeprägten Deutschlandbezug: Etwa zehn Prozent der Lehrenden in den Bachelorstudiengängen kommen aus Deutschland, ein studienbegleitender Deutschunterricht bis zum Sprachniveau A1 ist verpflichtend. Neben den Sprachkursen belegen die Studierenden Kurse zu interkultureller Kompetenz. Bei Interesse können weiterführende Deutschkurse besucht werden, je nach Studiengang sind auch Deutschlandaufenthalte vorgesehen.

Über Stipendien des DAAD können Studierende zudem Deutsch-Sommerkurse an der RWTH Aachen University besuchen und dort auch ihre Bachelorarbeit schreiben. Umgekehrt machen pro Semester etwa 20 Studierende oder Absolventinnen und Absolventen aus Deutschland ein Praktikum an der GUtech. Ein Modell, das Früchte trägt: Im Wintersemester 2022 waren insgesamt 2.787 Studierende an der GUtech eingeschrieben. Davon waren rund 80 Prozent weiblich, ein bemerkenswert hoher Anteil für das konservativ geprägte Sultanat Oman.

Auch der Campus der GUtech wächst: Ein eigenes Museum, das History of Science Center, wurde vor Kurzem fertiggestellt, weitere Lehrgebäude und Sportanlagen sind in Planung.

Über die Partnerschaft mit der RWTH Aachen University hinaus hat die omanische Hochschule weitere Verbindungen zum deutschsprachigen Raum geknüpft. In Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) etwa hat die GUtech 2019 ein MBA-Programm gestartet, mit dem Studierende österreichisch-omanische Doppelabschlüsse erwerben können.

Virtuelle Laborarbeit und Praktika

Ausgelöst durch die Covid-19-Pandemie hat die GUtech zusammen mit der RWTH Aachen University zahlreiche Initiativen zur Digitalisierung von Forschung und Lehre eingeleitet und erheblich in diesen Bereich investiert. "Dies reicht von Learning-Management-Systemen und der Virtualisierung des GUtech History of Science Center über virtuelle Praktika und Labore bis hin zu Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich Digitalisierung in der Lehre", erklärt Professor Dr. Armin Eberlein, Vizerektor für akademische Angelegenheiten der GUtech. "Dabei kommen auch Anwendungen der Virtual Reality und der Augmented Reality zum Einsatz. Von der Expertise der RWTH Aachen University und der finanziellen Unterstützung durch den DAAD haben wir enorm profitiert."

So können Studierende der GUtech nun virtuelle Praktika absolvieren, wenn ein Aufenthalt in Deutschland aus zeitlichen, organisatorischen oder pandemischen Gründen nicht möglich ist. "Die Fernarbeit über digitale Formate hat sich insbesondere bei Beratungsprojekten mit der Industrie etabliert. Auch in der Softwareentwicklung und Datenanalyse – Branchen, in denen die Teams oft auf der ganzen Welt verteilt sind – sind digitale Praktika üblich", sagt Professor Dr.-Ing. Robert Schmitt, Projektverantwortlicher der RWTH Aachen University und Beauftragter für die Zusammenarbeit mit den arabischen Staaten sowie Vizepräsident für Forschung an der GUtech. Und auch im Labor kann nun teilweise digital gearbeitet werden, unter anderem durch den Einsatz von Virtual Reality. "Virtuelle Labore können neue Möglichkeiten eröffnen, wenn ein Präsenzlabor aus technischen oder finanziellen Gründen nicht machbar ist oder die Teilnehmenden geografisch weit verstreut sind", so Professor Dr.-Ing. Schmitt. "Vor allem die Ortsunabhängigkeit und Wiederholbarkeit stellen mögliche Vorteile des Formats dar."

  • Autor: Johannes Kaufmann

Quelle: Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V. (DAAD), daad.de, 29.11.2022