Internationalisierung der Berufsbildung: Auftakt für geförderte Projekte

Rund 150 Personen folgten der Einladung zur Veranstaltung, die der Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und iMOVE unter anderem für jene Bildungsunternehmen durchführten, die einen Zuschlag für ihre zur Förderung eingereichte Projektskizze erhalten hatten.

Der DLR-Projektträger setzt die Projektförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur "Internationalisierung der Berufsbildung" um. iMOVE ist die Verbindung zur deutschen Bildungswirtschaft, deren Projekte das BMBF fördert.

Förderinitiative "Internationalisierung der Berufsbildung"

Das BMBF kooperiert mit zahlreichen Partnerländern in der Berufsbildung. Die Kompetenzen deutscher Bildungsanbieter werden verstärkt in die internationale Berufsbildungszusammenarbeit einbezogen. Aus diesem Grund unterstützt das BMBF mit der Förderinitiative "Internationalisierung der Berufsbildung" deutsche Bildungsanbieter gezielt beim Zugang zu ausländischen Bildungsmärkten.

Die Auftaktveranstaltung zur BMBF-Förderinitiative diente der Verknüpfung der Fördervorhaben mit Akteuren der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit und war der Startschuss für einen übergreifenden Erfahrungs- und Wissensaustausch.
Nahaufnahme Referentin
Susanne Burger, BMBF

Berufsbildungskooperation – früher und heute

Susanne Burger, Unterabteilungsleiterin "Europa" im BMBF, eröffnete die Veranstaltung. Burger erinnerte daran, dass die Bundesrepublik bereits seit 60 Jahren Berufsbildungskooperationen unterhält. Das erste Kooperationsland war Israel.

Die Bilanz der langjährigen, internationalen Berufsbildungskooperationen fällt durchwachsen aus, stellte Susanne Burger kritisch fest. Denn aus ihrer Sicht fehlte es in der Vergangenheit oft an der Nachhaltigkeit. Gleichzeitig haben die Aktivitäten aber immer auch positiv nachwirkende Spuren im Partnerland hinterlassen, an die aktuelle Berufsbildungskooperationen anknüpfen können.

Der Förderschwerpunkt c), auf den die anwesenden Bildungsanbieter ihre Projektskizzen eingereicht hatten, unterstützt die Branche beim Zugang zu Auslandsmärkten. Die Richtlinie zielt im Sinne einer Anschubfinanzierung auf die Förderung nachhaltiger und selbst tragender Modelle ab. Eine Förderung ist länderoffen.

Wissenschaftliche Begleitung der geförderten Projekte

Professor Dr. Dr. h.c. Michael Gessler von der Universität Bremen bildet mit der Universität Osnabrück und dem Institut Innovation und Technik ein Konsortium, das den Förderschwerpunkt d), die wissenschaftliche Begleitung der Fördermaßnahmen, durchführt.

Gessler hält drei Faktoren für die zentralen Treiber des Bildungsexports: Produktivität, Innovationsfähigkeit der Wirtschaft und Einbindung junger Menschen in lokale Arbeitsmärkte. In seinem Beitrag fasste er vielfältige Exportformen und -arten im Bereich der Berufsbildung zusammen. Ein Spektrum, das von kleineren Adaptionen vorhandener Produkte bis zur Unterstützung einer Systemreform im Zielland reicht.

Das Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist, die Lernergebnisse und Lernfortschritte im Verlauf der Projekte festzuhalten und auf dieser Grundlage Empfehlungen für den Bildungsexport zu entwickeln.

Duales Pilotprojekt als Reformimpuls für Griechenland

Mit dem Projekt MENDI hinterlässt die DEKRA Akademie Spuren in der griechischen Berufsbildung. Dimitra Rousvanidou stellte das Projekt als Reformimpuls für Griechenland vor.

MENDI steht für Mentoring dual international und unterstützt eine duale Ausbildung in Griechenland durch die Einführung der Berufe Hotelfachmann/Hotelfachfrau, Koch/Köchin und Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau. Im Rahmen der vierjährigen Maßnahme durchliefen 160 Griechinnen und Griechen eine Ausbildung, von denen 88 Prozent einen Arbeitsplatz fanden. Es fanden über 150 Fortbildungen von Trainern und Berufslehrern statt.

Wichtige Merkmale für den Erfolg der Aktivitäten in Griechenland sind für Rousvanidou eine stetige Überzeugungsarbeit bei den Entscheidungsträgern, eine zwingend notwendige vor-Ort-Präsenz sowie der Aufbau von Netzwerken vor Ort und die Kooperation mit lokal ansässigen (deutschen) Partnern.
Nahaufnahme einiger Diskutanten der Paneldiskussion

Paneldiskussion "Berufsbildung - Exportartikel oder Beitrag zu Reformvorhaben in Zielländern" 

Berufsbildung – Exportartikel oder Beitrag zu Reformvorhaben in Zielländern

Über die Frage "Berufsbildung - Exportartikel oder Beitrag zu Reformvorhaben in Zielländern" diskutierten Dr. Hendrik Voß, Zentralverband des Deutschen Handwerks, Ulrich Nordhaus, Deutscher Gewerkschaftsbund, Steffen Bayer, Deutscher Industrie- und Handelskammertag, Annette Bauer, ITS International Training & Support GmbH, Professor Dr. Matthias Pilz, Universität zu Köln, und Susanne Burger, BMBF, unter der Leitung von Ulrich Meinecke, iMOVE.

Die Diskutanten waren sich weitgehend einig, dass Elemente der Aus- und Weiterbildung exportiert werden können. In vielen Fällen kann der Export von Produkten und Dienstleistungen gleichzeitig Reformimpulse setzen. Für jeden der Expertinnen und Experten ist der Export beruflicher Bildung aber mit unterschiedlichen Schlüsselmerkmalen verbunden.

So war für Voß die Verknüpfung von Politik und Praxis in Deutschland und im Zielland Dreh- und Angelpunkt eines erfolgreichen Bildungsexports. Nordhaus betonte, dass der Bildungsexport immer der Export eines sozialen Dialogs ist, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Bayer sprach über die drei Qualitätskorridore, mit denen die Auslandhandelskammern Bildungsmaßnahmen qualifizieren.

Für Bauer war die Integration der Wirtschaft ein zentraler Punkt im Bildungsexport. Nur wenn die lokale Industrie im Boot ist, erlebt die Industrie, dass eine systematische Ausbildung sinnvoll ist, und kann langsam in eine Ausbildungsbeteiligung hineinwachsen. Pilz erinnerte an Faktoren wie Karrieremöglichkeiten schaffen, Übergänge offenhalten und angemessene Gehälter erreichen.

Burger sprach unter anderem einen vermeintlichen Kontrollverlust der staatlichen Seite an, der für den Bildungsexport im systemischen Bereich ein großes Hindernis ist. Viele Staaten scheuen sich davor, die Kontrolle von Ausbildungen teilweise abzugeben an Industrie, Gewerkschaften oder die private Wirtschaft.

Workshops als Raum für Diskussionen

In vier Workshops diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Fragestellungen.

Im Workshop Bildungsexportbezogene Dienstleistungs- und Transferforschung stand die Frage im Mittelpunkt, was wir aus der Evaluationsforschung gelernt haben. "Zu wenig", lautete das Urteil der Forscherinnen und Forscher. Sie forderten, dass die Forschungsergebnisse künftig stärker in Förderanträge einfließen.

Im Workshop Nachhaltiger Marktzugang und Geschäftsmodellentwicklung deutscher Bildungsanbieter diskutierten die Teilnehmenden über die Geschäftsmodelle von drei Bildungsanbietern und ordneten diese in das Business Modell Canvas ein.

Unter dem Thema Akteursnetzwerke in den Zielländern ging es unter anderem um die Bedeutung der Beziehungsebene für den Bildungsexport. Als Fazit hielt die Gruppe fest, dass ein erfolgreicher Bildungsexport nur mit vor-Ort-Strukturen und einer guten Vernetzung im Zielland möglich ist.

Einige Stichworte und Wünsche an das BMBF aus dem Workshop zum Berufsbildungsmarketing in Exportprojekten waren: Netzwerkbildung und Trägerstrukturen im Zielland fördern, professionelle Marketingberatung zum Zielland anbieten, gemeinsame Identität der Verbundprojekte für "duale Bildung" schaffen, in Förderanträgen eine Marketingstrategie mit entsprechenden Ressourcen fordern, in Förderanträgen mehr Zeit und Kapazitäten für die Marktsondierung und -analyse berücksichtigen.
Nahaufnahme zweier Personen
Susanne Burger und Henk van Liempt, beide BMBF

Auf die Bildungsexport-Chancen schauen

Zum Abschluss der Veranstaltung gratulierte Susanne Burger dem Verbundprojekt GRÆDUCATION zum beliebtesten Projekt-Slogan, der Joint innovation for future competencies lautet. Die Feststellung der Beliebtheit erfolgte im Laufe des Tages durch die Gäste der Auftaktveranstaltung mittels Stimmzetteln.

GRÆDUCATION erforscht, entwickelt und erprobt Bildungsdienstleistungen zur Verbesserung der Ausbildung umwelttechnischer Berufe in Griechenland.

In ihren Schlussworten betonte Susanne Burger die sehr gute Ausgangslage, die die deutsche duale Bildung für den erfolgreichen Bildungsexport schafft. Sie motivierte die Bildungsunternehmerinnen und -unternehmer, mit mehr Selbstbewusstsein in internationale Märkte zu gehen.

Schließlich wünschte sich Susanne Burger für die nächste Förderrunde viele gute Förderanträge auf den Tisch!

Wir fördern, aber nur wenn die Qualität stimmt

Der Auftaktveranstaltung ging am 6. November 2017 eine Kick-Off-Veranstaltung voraus.

Dr. Henk van Liempt, BMBF, nutzte die Gelegenheit und unterstrich noch einmal die wichtigsten Merkmale der Förderrichtlinie. Dabei betonte er: "Wir [Anmerkung: das BMBF] bieten an, Sie zu fördern, aber nur wenn die Qualität stimmt."

Dr. Annette Münzenberg, DLR-Projektträger, stellte die Zielvorstellungen des Förderers dar im Hinblick auf Austausch, Transfer und Bedarf der Zuwendungsempfänger.

Professor Dr. Dietmar Frommberger, Universität Osnabrück, stellte die Aufgabe und das Selbstverständnis der wissenschaftlichen Begleitforschung vor. Neben Frommberger sind auch Professor Dr. Dr. h.c. Michael Gessler, Universität Bremen, und Léna Krichewsky-Wegener, Institut Innovation und Technik, mit ihren Teams in die Begleitforschung involviert.

Ulrich Meinecke, iMOVE, erläuterte die Rolle der BMBF-Initiative als Verbindung zur deutschen Bildungswirtschaft in der Förderbekanntmachung.

Schließlich erarbeiteten die Anwesenden in mehreren Kleingruppen eine Road Map für die Gestaltung des Wissens- und Erfahrungsaustauschs im Zuge der Förderbekanntmachung. Details dazu wird der DLR-Projektträger auf der Internetseite "Berufsbildung international" veröffentlichen.
© Fotos: BMBF, Fotografin: Miriam Hisom
Nahaufnahme Teilnehmer
Person schaut sich Plakat an
Zuhörer spricht ins Mikrofon
Nahaufnahme Referent
Michael Gessler, Universität Bremen
Nahaufnahme Referentin
Dimitra Rousvanidou, Projekt MENDI
Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen in der Reihe
Zuhörer spricht in Mikrofon
Mann mit Rücken zur Kamera spricht - andere hören zu

Workshop: Nachhaltiger Marktzugang und Geschäftsmodellentwicklung deutscher Bildungsanbieter

Nahaufnahme Moderator

Workshop: Berufsbildungsmarketing in Exportprojekten

Berufsbildung International

Logo des Projekts, Text: Berufsbildung International

Strategie

Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung der Berufsbildung; Informationen und Publikationen zum Thema