Bildungsexport nach Argentinien: Große Chancen für duale Ausbildung

zwei argentinische Auszubildende beschäftigen sich mit Lötkolben
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In argentinischen Regierungskreisen hat sich in den letzten Jahren ein reges Interesse an der deutschen dualen Ausbildung entwickelt.

Hintergrund dafür sind aktuelle Bestrebungen argentinischer Wirtschaftsvertreter, ein duales Ausbildungsmodell zu etablieren.
Nachdem der amtierende Präsident Mauricio Macri bereits bei seiner Amtsübernahme von grundlegenden Veränderungen in Argentiniens Bildungssystem sprach und erhöhte Investitionen versprach, zeichneten sich im ersten Halbjahr 2017 erste konkrete Tendenzen für den Verlauf der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Argentinien ab: 

Das Land strebt die Etablierung eines Ausbildungsmodells nach australischem Vorbild der sogenannten Apprenticeships und Traineeships an. Dieses entspricht in seinen wesentlichen Bestandteilen dem deutschen dualen System.

Während die Auszubildenden bei einem Unternehmen angelernt werden und von diesem ein Gehalt beziehen, wird der theoretische Ausbildungsteil über staatlich anerkannte Berufsschulen zur Verfügung gestellt.

Unterschiede bestehen hauptsächlich in der Finanzierungsform. Denn Australiens Ausbildungsbetriebe werden in Form von zahlreichen staatlichen Anreizen zu bedeutenden Teilen für die entstandenen Ausbildungskosten entlohnt.

Genau darin besteht auch die Motivation des ehemaligen nationalen Bildungsministers Esteban Bullrich sowie seines Nachfolgers Alejandro Oscar Finocchiaro, das australische System zu bevorzugen. Hintergrund ist ein in Argentinien vorherrschendes Grundverständnis, dass der Staat die Verantwortung für die Ausbildung seiner Bevölkerung trägt.

Nichtsdestotrotz wird Deutschland mit seinem Berufsbildungssystem ebenso positiv assoziiert und die Expertise aus Deutschland vermehrt nachgefragt. Aus diesem im bildungspolitischen Diskurs dominanten Element ergeben sich Anknüpfungspunkte für deutsche Bildungsanbieter.

Das deutsche Berufsbildungsinstitut (BBZ) in Buenos Aires zeigt beispielhaft, dass sich in Argentinien aus dem exzellenten Ruf der dualen Ausbildung in Deutschland Marktchancen ergeben.
ein Mann und zwei Frauen beugen sich über ein Papier

2.000 Jugendliche nach deutschem Vorbild dual ausgebildet

Das BBZ ist eine deutsche Einrichtung der dualen Ausbildung, unterhalten durch die Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer (AHK Argentinien) und die deutschen Schulen in Argentinien (Instituto Ballester).

Das BBZ bietet nach deutschem Vorbild eine zweijährige duale Ausbildung bei deutsch-argentinischen Unternehmen und unterrichtet den theoretischen Bestandteil von 30 Prozent der Ausbildung in seiner Berufsbildungsschule in Buenos Aires.

In den 40 Jahren seiner Schaffenszeit hat das BBZ bereits mehr als 2.000 Jugendliche aus Argentinien ausgebildet. Das Programm unterliegt dem deutschen Ausbildungsrecht und es werden die Berufe Industriekaufmann/-frau, Groß- und Außenhandelskaufmann/-frau und kaufmännisches Büromanagement angeboten.

Trotz der positiven Erfahrungen über viele Jahre hinweg bezeichnet der Direktor Agaton Nachtigall die Initiative weiterhin als Pilotprojekt, denn eine flächendeckende Reichweite konnte bislang aufgrund der schwierigen politischen Lage nicht erreicht werden.

Aus der aktuell politisch vorteilhaften Situation erwartet Nachtigall allerdings Veränderungen in Bereichen wie der staatlichen Akkreditierung und der gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz für berufliche Bildung. Die Bereitschaft für Investitionen in die duale Ausildung ist zudem eine sehr positiv zu bewertende Entwicklung in Argentinien.

  • Autorin: Vera Thülig, enviacon GmbH

Vorschau Argentinien

wehende Nationalflagge Argentinien

In Kürze erscheint eine iMOVE-Marktstudie Argentinien für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung.

Parallel geht eine neue Marktseite Argentinien online.


Quelle: iMOVE