Am 14. Mai 2013 fand in Bonn das vierte iMOVE-Network China statt.
Rund 40 Bildungsanbieter nutzten die Chance und informierten sich über aktuelle Entwicklungen im Bildungsbereich in der Volksrepublik China, stellten ihre Aktivitäten vor, knüpften neue Kontakte und frischten bereits bestehende Kontakte auf.
iMOVE-Network China

Mit dem Veranstaltungs-Format "Network" stellt iMOVE deutschen Bildungsanbietern eine Plattform zur Verfügung, bei der die praktischen Erfahrungen in einem Land und der Austausch darüber im Vordergrund stehen.
Markus Milwa, Leiter iMOVE, eröffnete das Seminar und stellte die Bedeutung des chinesischen Bildungsmarktes für Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung aus Deutschland dar.
Das Network China ist bereits die zehnte iMOVE-Veranstaltung mit Bezug auf China und auch in der neuesten Umfrage zum iMOVE-TrendBarometer, das in diesem Jahr erscheint, rangiert China als interessantester und wichtigster Markt auf Platz 1. Grund genug also, sich mit China-erfahrenen Anbietern, aber auch mit China-Neulingen, zu vernetzen und auszutauschen.
Die Vorstellungsrunde zeigte, dass viele der anwesenden Bildungsanbieter bereits Erfahrungen in der Volksrepublik gesammelt haben. "Neulinge" wollten sich über die Möglichkeiten eines Markteintritts erkundigen.
Tendenzen in der beruflichen Bildung in China
Jan Nöther, Delegierter der Deutschen Wirtschaft (AHK) Shanghai, informierte die Anbieter über die Tendenzen in der beruflichen Bildung in China.
Bereits seit über 30 Jahren gibt es zahlreiche Berufsbildungs-Initiativen zwischen Deutschland und China. Auf dieser Basis möchte die AHK die oft parallel laufenden Kooperationen koordinieren, um gegenüber der chinesischen Regierung als alleiniges Sprachrohr aufzutreten.
Deutschland befindet sich im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz aus Frankreich, den USA und Australien. China ist sich sehr wohl bewusst, dass Reformen des Bildungswesens kommen müssen. Von welchen Partnern sich das riesige Land dabei beraten und unterstützen lässt, ist noch offen und es wird sich erst in fünf bis zehn Jahren zeigen, welche Pilotprojekte landesweit umgesetzt werden.
Unter den 4.500 deutschen Unternehmen führt die AHK China jährlich eine Umfrage durch. Bei den geschäftlichen Herausforderungen werden derzeit am häufigsten Themen mit Personalbezug genannt: Fachkräftemangel, Anstieg der Personalkosten und hohe Personalfluktuation.
Zuletzt beschrieb Nöther die Vision der AHK in China. Die AHK will sich in der Volksrepublik als erste Adresse für die duale Berufsausbildung, für Zertifizierungen und für die Qualitätssicherung der dualen Berufsausbildung etablieren sowie die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen und Produkte sichern.

Interkulturelles im Bildungsbereich
Monika Krause, Chinaservice, referierte zum Thema "Train-the-(Chinese)-Trainer: Interkulturelles Konfliktmanagement im Bildungsbereich".
Anhand eines Fallbeispiels zeigte sie, welche Tücken im interkulturellen Miteinander mit chinesischen Partner lauern und wie man diese erkennen und mithilfe der interkulturellen Toolbox verarbeiten kann.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich in der folgenden lebhaften Diskussion einig, dass interkulturelles Verständnis im Umgang mit chinesischen Partnern besonders wichtig ist. Die chinesische Seite ist sehr an pragmatischen Lösungen und guten Angeboten interessiert. Voraussetzung für jegliche geschäftliche Beziehung ist eine wertschätzende Haltung gegenüber den chinesischen Partnern.
Aktivitäten des BMBF in China
Eva Wiethoff, Internationales Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), berichtete über die Aktivitäten des BMBF in China.
Im Vordergrund der bilateralen Beziehungen steht die Allianz des Bildungsministeriums mit dem chinesischen Erziehungsministerium (MoE).
Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind unter anderem: Stärkung der Kooperation zwischen Wirtschaft und Bildungseinrichtungen beider Länder (Kooperationsplattform), Aufbau von Kooperationszentren in China, Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der beruflichen Bildung sowie Entwicklung von Kompetenzstandards.

Verbundvorhaben in China
Dr. Dietmar Wuppermann vom Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) - Berufsbildungsexport berichtete von den Verbundvorhaben in China, die das BMBF im Rahmen der Förderrichtlinie Berufsbildungsexport unterstützt.
Aktuell werden acht Verbundprojekte gefördert. Inhalte sind zum Beispiel die Ausbildung von Erzieherinnen, der Aufbau eines Instituts für Qualitätsmanagement oder der Transfer eines Curriculums für Pflegeberufe.
Dr. Wuppermann schilderte die speziellen Erfahrungen und Herausforderungen der Verbünde mit folgenden Schlagworten: Netzwerke und Hierarchien, Sprache und interkulturelle Kompetenzen, Inkompatibilität der Bildungssysteme, Fachkräftemangel und Partner im Zielland.
In der neuen Förderrichtlinie hat die Stärkung des Verbundgedankens durch die Integration eines Forschungspartners der angewandten Dienstleistungsforschung Einzug gefunden.





Qualitätsmanagement in China
Brigitte Hanemann von der TÜV SÜD Akademie berichtete über die Erfahrungen ihres Unternehmens in China unter dem Titel "Quality Management in China - From High Speed Train to Vocational School Training".
Zunächst ging sie auf die Qualität der beruflichen Bildung in China ein. Berufsbildung wird zum größten Teil vom chinesischen Bildungsministerium vorgegeben. Schüler, Eltern und Arbeitgeber haben wenig Einfluss auf die Bildungssituation.
In den letzten Jahren haben chinesische Berufsschulen beziehungsweise Colleges immer mehr Berufsbildungsprogramme aus Deutschland importiert. Es wird versucht, Elemente des dualen Systems einzuführen, um die immer stärker wachsende Nachfrage nach Facharbeitern und Auszubildenden zu befriedigen.
Hanemann sieht die größte Herausforderung der Colleges darin, ein Qualitätslevel, wie man es aus Deutschland gewohnt ist, zu erreichen.
Die TÜV Süd Akademie unterstützt die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk - ZWH (siehe auch unten, Abschnitt "Kraftfahrzeug‐Mechatronik") bei der Entwicklung eines Qualitätsmanagement-Systems (QMS).
Das System basiert auf der ISO 9001:2008, in einem ersten Pilotprojekt für sechs berufsbildende Colleges. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird zusammen mit der Tong Ji Universität ein angepasstes QMS (auf Basis der ISO 9001 und ISO 29990) für chinesische Berufsbildungseinrichtungen entwickelt.

Zielgruppe: Dozenten der Vocational Colleges
Jürgen Ebkemeier von den Dr. Robert Eckert Schulen stellte die Aktivitäten der Eckert Schulen in China vor.
Im Jahr 2008 begannen die ersten Reisen nach China. Bis heute haben sechs mehrwöchige Reisen zu circa 50 ausgesuchten Colleges stattgefunden. Die Zielgruppe der Eckert Schulen sind die Dozenten der "Vocational Colleges" in China, von denen es etwa 1.400 im Land gibt.
Ebkemeier schilderte detailliert, wie die Eckert Schulen Maßnahmen von der Vorbereitung bis zur Durchführung organisieren und planen.
Zudem stellt er den Anwesenden eine kleine SWOT-Analyse der chinesischen Colleges vor. [SWOT: Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken)].
Eine besondere Stärke der chinesischen Colleges sieht Ebkemeier in den bestens ausgestatten Lehrräumen, eine Schwäche in den großen Klassenstärken.

Kraftfahrzeug‐Mechatronik
Zum Abschluss der Veranstaltung sprachen Hermann Röder und Qung Tan über die Aktivitäten der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) in China.
Die Referenten berichteten über den Aufbau und den Betrieb eines Sino-German Automotive Qualification and Certification Center in Chongqing. Bei dem Zentrum handelt es sich um ein deutsch‐chinesisches Kooperationszentrum mit dem Schwerpunkt Kraftfahrzeug-Mechatronik.
In der anschließenden Diskussion ging es um offene Fragen wie die Visa-Problematik.
iMOVE dankt den Referentinnen und Referenten sowie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die spannende und lebendige Veranstaltung und hofft das Network China kontinuierlich weiterzuführen.



