iMOVE-Network China

Blick in den Seminarraum auf Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Am 11. Juni 2012 fand in Bonn das dritte iMOVE-Network China statt.

 

Rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich über die aktuellen Trends in China aus, stellten ihre Aktivitäten vor, knüpften neue Kontakte und frischten bereits bestehende Kontakte auf.

    Jan Nöther von der Delegation der Deutschen Wirtschaft (AHK) in Shanghai schilderte die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation in China. Seinen Fokus legte er auf die bildungspolitischen Bestrebungen und den Qualifizierungsbedarf der Wirtschaft.

     

    Der anstehende Führungswechsel in der Partei und an der Staatsspitze im Jahr 2012 wird, laut Nöther, keine große Veränderung in den Prioritäten der Regierung bringen. Auch die neue Führung wird sich bemühen, die sozialen Systeme auszubauen und den sozialen Frieden im Land zu festigen.

    Vom Billiglohnland zum Hightech- und Innovationsstandort

    Die chinesische Regierung muss das Wirtschaftswachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze weiter vorantreiben, um den sozialen Frieden zu festigen. Dabei strebt China eine Entwicklung vom Billiglohn-Produzenten zum Hightech- und Innovationsland an.

     

    Dieser Wechsel kann nur gelingen, wenn die chinesischen Arbeitskräfte entsprechend aus- und weitergebildet werden. Das gilt gleichermaßen für die technische Bildung und die Weiterbildung der Führungskräfte.

     

    Trotz der dynamischen Lohnentwicklung wird die Volksrepublik auch in kommenden Jahrzehnten ein starker Produktionsstandort bleiben. Damit bleibt China für deutsche Unternehmen interessant.

     

    Insgesamt ist die Rechtsicherheit im Land gestiegen. Dies gilt vor allem für die großen Wirtschaftszentren im Osten.

     

    Deutsche Bildungsanbieter sind in China schon länger erfolgreich aktiv. Die chinesische Regierung kennt die Vorteile und die hohe Qualität der deutschen (beruflichen) Bildung sehr gut.

     

    Laut Nöther fehlt allerdings bis heute ein gemeinsames Sprachrohr zur Bündelung der Kräfte deutscher Bildungsanbieter.

     

    Die AHK Shanghai möchte diese Rolle übernehmen. Dafür möchte die AHK eine Plattform schaffen, die Angebot und Nachfrage zusammenbringt. Dieses Ziel verfolgt auch die Deutsch-Chinesische Berufsbildungskonferenz, die die AHK Shanghai im September 2012 in Berlin organisiert.

    Deutsch-Chinesische Allianz für Berufsbildung

    Christian Stertz vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berichtete über die Deutsch-Chinesische Allianz für Berufsbildung.

     

    Zu den Inhalten der Zusammenarbeit zwischen dem BMBF und dem chinesischen Bildungsministerium gehören:

     

    • Eröffnung von gemeinsamen Kooperationszentren in China
    • Nutzung der AHK-Strukturen vor Ort (Bildung von deutsch-chinesischen Berufsbildungsausschüssen und Prüfungskommissionen, Entwicklung von Curricula zu einzelnen Berufsbildern, Qualifizierung von Bildungspersonal)
    • Kooperation zwischen dem deutschen Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem chinesischen Pendant
    • Austausch von Gastwissenschaftlern
    • Maßnahmen zur Qualifizierung von Bildungspersonal

     

    Das erste Kooperationszentrum wurde im September 2011 in Chongqing eröffnet. Weitere fünf Zentren sind geplant.

     

    Die Kooperationszentren bieten Plattformen zum Austausch und zur Vernetzung. Einen Schwerpunkt bildet die nationale Gültigkeit von Standards und eine Homogenität der Strukturen.

     

    Das erste Kompetenzzentrum in der "Motorrad- und Kraftfahrzeug-Stadt" Chongqing hat seinen Schwerpunkt auf den Bereichen Kraftfahrzeug-Mechatronik, Service und Informationstechnologie.

     

    Weitere deutsch-chinesische Kooperationszentren sind geplant für Shanghai, Liaoning, Shandong, Guangdong und Tianjin.

    Referent
    Jan Nöther (Delegation der Deutschen Wirtschaft in Shanghai) schilderte die aktuellen bildungspolitischen Entwicklungen in China
    iMOVE-Broschüren
    Referent
    Christian Stertz (BMBF) informierte über die Deutsch-Chinesische Allianz für Berufsbildung

    Deutsch-Chinesisches Berufsbildungssymposium in Chongqing

    Qung Tan von der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) stellte das Programm und die Ziele des Deutsch-Chinesischen Berufsbildungssymposiums am 23. und 24. August 2012 in Chongqing vor.

     

    Deutsche Anbieter beruflichen Aus- und Weiterbildung können sich an dem Symposium beteiligen. Die Themen des Symposiums sind:

     

    • Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kooperation zwischen Schulen und Unternehmen
    • nachhaltige Entwicklung der Ausbildung von Fachkräften
    • Entwicklung von Ausbildungs- und Prüfungsstandards
    • Qualitätsmanagement in der beruflichen Bildung

     

    In Rahmen der Veranstaltung sollen bei einem Match-Making neue deutsch-chinesische Berufsbildungsprojekte initiiert werden. Eine kleine Ausstellung der teilnehmenden Organisationen soll das Symposium begleiten.

    Projektträger Berufsbildungsexport im DLR

    Frank Holzwarth vom Projektträger Berufsbildungsexport im Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) stellte die Förderbekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vor.

     

    Gefördert werden Verbundprojekte, die innovative Lösungen für die Nachhaltigkeit neuer Aus- und Weiterbildungsangebote in der Berufsbildungslandschaft der Zielregionen entwickeln und implementieren.

     

    Zu den Zielregionen gehören aufstrebende, dynamische Regionen Asiens, Osteuropas und des arabischen und afrikanischen Raums. Förderfähige Projekte müssen sich auf Schwerpunktthemen oder -branchen konzentrieren.

     

    Die Vorhaben sollen zu qualifizierten Fachkräften unterhalb des akademischen Niveaus auf Facharbeiterebene und auf Ebene von Fachkräften im mittleren Management führen.

     

    Frank Holzwarth schilderte die bisherigen Erfahrungen des Projektträgers bei Begleitung der geförderten Projekte. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten eine Liste mit einer Kurzinformation über die geförderten Projekte in China.

    DMAN: Bildungsmaßnahmen für Chinesen in Deutschland

    Aline Fieber von der Deutschen Management Akademie Niedersachsen (DMAN) berichtete über die Erfahrungen der DMAN mit Bildungsmaßnahmen für chinesische Kunden am Standort Deutschland.

     

    Chinesische Führungskräfte erweitern während eines Aufenthaltes in Deutschland ihre Managementkompetenzen. Das erfolgt in praxisorientierten Seminaren in Kombination mit Unternehmensbesichtigungen.

     

    Um solche Maßnahmen erfolgreich durchführen zu können, eröffnete die DMAN 2006 eine Repräsentanz in Shanghai. Die Repräsentanz übernimmt die Bedarfsermittlung und Kundenakquise vor Ort.

     

    In Deutschland werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer umfassend versorgt und betreut. Ein Dolmetscher begleitet sie während des gesamten Programms. 

     

    Ein weiterer Erfolgsfaktor der Bildungsmaßnahmen ist die professionelle Organisation der Rahmenbedingungen wie Unterbringung, Verpflegung, Versicherung, Freizeitgestaltung und Transport vor Ort. Auch die Unterrichtsmaterialien auf Chinesisch sind eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Weiterbildung von chinesischen Kunden.

    Referentin
    Qung Tan von der ZWH stellte das Deutsch-Chinesische Berufsbildungssymposium im August in Chongqing vor
    Referent
    Frank Holzwarth vom Projektträger Berufsbildungsexport im DLR stellte die Förderbekanntmachung des BMBF vor
    Referentin
    Aline Fieber (DMAN) berichtete über Erfahrungen mit Bildungsmaßnahmen in Deutschland für Chinesen

    In der abschließenden Diskussionsrunde thematisierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem zwei Aspekte des Bildungsexportes nach China:

     

    1. Die erfolgreiche Partnersuche in China und
    2. die Schwierigkeiten bei der Visabeschaffung für Bildungsaufenthalte in Deutschland.

    Netzwerke erleichtern den Zugang zu Kooperationspartnern

    Eine Schwierigkeit bei der Suche nach Kooperationspartnern in China ist die Beurteilung des potenziellen Partners. Ohne chinesischsprachige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das so gut wie unmöglich.

     

    Erschwerend für deutsche Bildungsanbieter ist in Kooperationsgesprächen auch, dass die chinesischen Partner mögliche Probleme nicht unbedingt direkt ansprechen möchten.

     

    Am erfolgreichsten ist die Suche nach Partnern über bereits bestehende Netzwerke: Wenn ein vertrauenswürdiger chinesischer Partner einen anderen für die weitere Zusammenarbeit empfiehlt, kann der deutsche Bildungsanbieter dieser Empfehlung in der Regel vertrauen.

     

    Auf der anderen Seite möchten sich natürlich auch die chinesischen Partner vergewissern, dass sie den Deutschen ihr Vertrauen schenken können. Hier helfen vertrauensbildende Maßnahmen wie die Präsenz vor Ort mit gemeinsamen Mittag- oder Abendessen und regelmäßige gegenseitige Besuche.

     

    Die deutschen Bildungsanbieter sollten für die Geschäftsanbahnung mit chinesischen Partnern Geduld mitbringen, da die Entscheidungsfindung auf der chinesischen Seite mehrere Wochen dauern kann. Es lohnt sich aber, am Ball zu bleiben und den Kontakt zum potenziellen chinesischen Partner aufrecht zu halten.

    Geduld bei der Visabeschaffung

    Bei dem Thema Visabeschaffung klagten mehrere Teilnehmer über lange Bearbeitungszeiten für Visumanträge. Lange Wartezeiten verzögern die Gesamtplanung des Bildungsaufenthaltes in Deutschland. Sie können den Aufenthalt auch verteuern, weil Flugpreise mit der verstreichenden Zeit steigen.

     

    Christian Stertz versicherte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass die Problematik dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sehr gut bekannt ist. Das Ministerium versucht, Sonderkonditionen für Bildungsaufenthalte zu verhandeln. Hier ist Geduld geboten.

     

    Einen weiterer Aspekt der Visabeschaffung kann zu Problemen führen: Chinesen haben oft eine gewisse Unbekümmertheit im Hinblick auf ihre Reisedokumente, wie ein Seminarteilnehmer berichtete. Sie reisen mit Personalausweis, stellen jedoch keinen Reisepass für die Auslandsreise bereit. Hier können Checklisten helfen, die Reiseplanung zu erleichtern.

    Seminarteilnehmerin
    Seminarteilnehmer