Geschäftsanbahnung Südafrika: "Turn every workspace into a training space"

An einer Geschäftsanbahnungsreise vom 7. bis 12. April 2019 nach Johannesburg, Durban und Kapstadt in Südafrika beteiligte sich iMOVE als Fachpartner gemeinsam mit sechs deutschen Bildungsanbietern. B2B-Meetings waren ein zentraler Bestandteil der Geschäftsanbahnung.

Südafrikanerin beim Mauern

Die Reise fand im Rahmen des Markterschließungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) statt, bei dem iMOVE für den Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung als Fachpartner agiert.

Die Geschäftsanbahnung hatte vorrangig zum Zweck, deutschen Anbietern beruflicher Aus- und Weiterbildung die Möglichkeit zu unmittelbaren Geschäftskontakten mit südafrikanischen Partnern zu eröffnen und so die Grundlagen für weiterführende Kooperationen zu legen. Zu diesem Zweck wurden durch die organisierende Agentur AHP International und ihren örtlichen Partner Zurcom International an fast allen Reisetagen individuelle B2B-Meetings für die deutschen Anbieter mit örtlichen Interessenten verabredet.

Die deutschen Anbieter Festo, Lucas-Nülle, Christiani, DMAN, Health Focus und Anja Medau konnten so jeweils rund zwölf neue Leads für Geschäftsbeziehungen knüpfen.

Fokus auf B2B-Treffen

Flankiert wurden die B2B-Treffen durch ein German-South African Education and Training Technology Symposium in Johannesburg. In diesem Rahmen informierten der stellvertretende deutsche Botschafter Dr. Rüdiger Lotz, Frank Aletter von der örtlichen Industrie- und Handelskammer für das südlliche Afrika und Fausi Najjar von Germany Trade and Invest sowie Aruna Singh vom Department of Higher Education and Training (DHET), dem südafrikanischen Bildungsministerium.

Außerdem nahmen über 70 Personen aus südafrikanischen Bildungseinrichtungen und -organisationen an der Veranstaltung teil, die sich anschließend auch zu Einzelgesprächen mit den deutschen Anbietern trafen.

Bildungseinrichtungen erhöhen den Anteil praktischer Ausbildung

Darüber hinaus besuchten die Reisenden aus Deutschland zwei örtliche Bildungseinrichtungen, das öffentliche Tshwane South TVET College (TVET: Technical and Vocational Education and Training) und das Builders Training Centre Soweto (BTC).

Das BTC wurde 1991 als private Initiative ins Leben gerufen. Der Gründer hatte in Deutschland eine duale Ausbildung genossen und orientierte sich mit seiner Einrichtung von Anfang an am deutschen dualen System. Rund 2.000 junge Menschen wurden am BTC inzwischen ausgebildet, von denen dort einige heute als Ausbilder tätig sind.

Alle Gebäude der Einrichtung wurden von den Auszubildenden selbst erstellt. Viele Absolventinnen und Absolventen machen sich nach ihrer Ausbildung selbstständig.

Abgerundet wurde das Programm durch Besuche beim South African Technology Network (SATN), das sich vorrangig um den Austausch zwischen Universitäten und Wirtschaft kümmert, sowie bei der Western Cape Province, die als Wirtschaftsförderungsinitiative auf Provinzebene zum Thema "Education in the Western Cape" informierte.

Duales System steht hoch im Kurs

Das südafrikanische (Berufs-)Bildungssystem ist bislang geprägt von einem recht losen Nebeneinander unterschiedlichster Einrichtungen und einem ausgeprägten Regulierungswillen der Regierung. Vor allem die 50 staatlichen TVET Colleges mit jeweils mehreren Niederlassungen und teilweise bis zu 5.000 Studierenden arbeiten bislang noch wenig praxisorientiert.

Die Wirtschaft in Südafrika engagiert sich wenig für die Ausbildung und nur ein geringer Anteil der College-Absolventen findet den Weg in den Arbeitsmarkt. Dazu trägt auch der hohe Kündigungsschutz im Land bei. Allerdings werden ausbildende Unternehmen auch massiv mit staatlicher Hilfe unterstützt. Dennoch verklingt der Ruf des DHET "Turn every workspace into a training space" bislang weitgehend ungehört.

2017 wurden mit deutscher Hilfe 23 Centres of Specialisation (CoS) für 13 Berufe ins Leben gerufen, etwa für Elektriker, Schlosser und Kesselschmiede. In ihnen kooperieren TVET Colleges mit der örtlichen Wirtschaft nach dualem Vorbild, an dem sich in Zukunft weitere Unternehmen orientieren sollen, um den Fachkräftemangel vor allem in technischen und Handwerksberufen wirksam zu bekämpfen.

Das deutsche duale System genießt in Südafrika ein hohes Ansehen. Daher steigt in den Bildungseinrichtungen die Nachfrage nach entsprechenden Lernmitteln. Deutsche Anbieter benötigen je nach angestrebter Bildungsmaßnahme für öffentliche Bildungseinrichtungen unterschiedliche Akkreditierungen. Kooperationen mit örtlichen Partner erleichtern die Zugang zum südafrikanischen Markt und auch zu benachbarten Märkten.

Chancen für deutsche Anbieter

Seit 2013 besteht eine Joint Declaration of Intent, die die Zusammenarbeit von DHET und BMBF auf dem Gebiet der Berufsbildung regelt und erst im Februar 2019 um weitere drei Jahre verlängert wurde.

Zentrale Themen der Zusammenarbeit sind die Entwicklung eines gesetzlichen Rahmens und kompetenzorientierter Curricula, die Beratung zur Kooperation von Staat, Wirtschafts- und Sozialpartnern (Akteursmanagement) und die Weiterentwicklung von Lehrkräften an Berufsschulen zu ihrer besseren Orientierung an der Nachfrage des Arbeitsmarktes.

Geschäftschancen eröffnen sich für deutsche Bildungsanbieter vor allem bei der Ausstattung Schulen und Trainingszentren in Colleges und Unternehmen, bei der Ausbildung von Lehrpersonal und Trainern (in Zusammenarbeit mit den ausbildenden Universitäten), bei sektoralen Ausbildungszentren für bestimmte Berufsgruppen, bei Fernbildungsangeboten und bei Angeboten der Erwachsenenbildung.

Marktstudie Südafrika

Grafik Weltkarte überlagert von Nationalfahne von Südafrika, Text: Marktstudie Südafrika für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung

In Kürze erscheint eine neue iMOVE-Marktstudie Südafrika mit ausführlichen Informationen über den südafrikanischen Bildungsmarkt.

Gruppenbild
© AHP International

Die Delegation aus Deutschland beim German-South African Education and Training Technology Symposium