Vietnam: Berufsausbildung steigert Chancen auf dem Arbeitsmarkt

• Autorin: Petra Fischer

Für viele Vietnamesinnen und Vietnamesen ist ein Universitätsstudium nach wie vor gleichbedeutend mit einer verbesserten Lebensperspektive. Allerdings sind die beruflichen Aussichten aufgrund des Fachkräftemangels in Vietnam für Universitätsabgängerinnen und Universitätsabgänger bedeutend schlechter als für Absolventen einer Berufsausbildung, die in der Regel jene Kompetenzen vorweisen können, die die Unternehmen benötigen.

Zahlen zur Berufsausbildung in Vietnam

Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen einer Berufsausbildung in Vietnam ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Laut Berichten der Generaldirektion für Berufsbildung (Directorate of Vocational Education and Training, DVET) schlossen 2018 rund 2,1 Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen ihre Berufsausbildung erfolgreich ab. Das entspricht einem Zuwachs von rund 100.000 Absolventinnen und Absolventen gegenüber dem Vorjahr.

Eine große Differenz ist im Hinblick auf die Verteilung zwischen ländlichen und urbanen Regionen festzustellen. Die meisten Absolventinnen und Absolventen verzeichnete der Südosten mit rund 590.000, zu dem auch das wirtschaftliche Zentrum des Landes Ho-Chi-Minh-Stadt gehört. Dicht dahinter liegt mit rund 570.000 die Region rund um das Delta des Roten Flusses mit der Hauptstadt Hanoi.

DVET zufolge fanden im Jahr 2018 rund 82 Prozent der Absolventinnen und Absolventen der Berufsschulen direkt im Anschluss eine Anstellung. Für Berufscolleges lag diese Zahl im selben Jahr bei 87 Prozent. Einige Berufsbildungseinrichtungen meldeten sogar eine Vermittlungsquote von 100 Prozent, darunter das College of Technology II, das Ha Noi College of Electro-Mechanics und das National College of Transportation II.

Einstiegsgehälter mit Berufsausbildung

Das durchschnittliche monatliche Einstiegsgehalt nach Abschluss eines Berufscolleges lag 2018 bei 6 Millionen vietnamesischen Dong (VND, umgerechnet rund 224 Euro). Mit Abschluss der mittleren Stufe der Berufsbildung verdienten Absolventinnen und Absolventen im Schnitt etwa 5,5 Millionen VND (circa 205 Euro).

Mit höheren Einstiegsgehältern können Graduierte im Bereich der Binnenschifffahrt rechnen. So verdient ein Kranführer/eine Kranführerin bei Berufseinstig beispielsweise etwa 8 Millionen VND (rund 299 Euro) im Monat.

Die Einstiegsgehälter vietnamesischer Universitätsgraduierenden liegen mit durchschnittlich zwischen 213 und 320 Euro (je nach Branche) in einem sehr ähnlichen Rahmen, teilweise auch etwas höher als bei Berufsbildungsabsolventinnen und -absolventen.

Das durchschnittliche Pro-Kopf-Monatsgehalt in Vietnam lag 2020 bei etwa 4,2 Millionen VND, das entspricht etwa 157 Euro. Generell gilt in Vietnam zu beachten, dass die Höhe der Gehälter zwischen städtischen und ländlichen Gebieten stark variieren.

Unternehmen stellen Absolventen einer Berufsausbildung ein

Bezeichnend ist, dass etwa 15 Prozent der Vietnamesinnen und Vietnamesen mit einem Universitätsabschluss oder höher im Jahr 2019 arbeitslos waren. Im Gegensatz dazu stehen lediglich 4,7 Prozent Arbeitslose mit einem Abschluss der mittleren Berufsbildung. Immer mehr Hochschulabsolventen finden keinen Arbeitsplatz, der ihren akademischen Qualifikationen entspricht.

Der Grund hierfür liegt in der stärkeren Nachfrage der Unternehmen nach Fachpersonal mit praktischer Ausbildung und praktischen Fertigkeiten, theoretisches Wissen ist weniger gefragt. Die vietnamesische Wirtschaft braucht gut ausgebildete Arbeitskräfte in den Bereichen Digitalisierung/Industrie 4.0, Ingenieurswesen und Sprachen, um den Anforderungen der Unternehmen gerecht zu werden und die Wirtschaft Vietnams erfolgreich und nachhaltig weiterzuentwickeln.

Vorschau Vietnam

Voraussichtlich Ende November 2021 erscheint eine neue iMOVE-Marktstudie Vietnam für den Export beruflicher Aus- und Weiterbildung.