Unterstützung für Restaurantfachkräfte in Kasachstan

Auch im äußersten Süden des Westsibirischen Tieflandes setzt man auf gute Küche und die braucht dort wie hier auch guten Nachwuchs. Und da hilft der Sassenberger Günter Pomp.

Seit 1981 ist er bekanntlich als Küchenleiter und Ausbilder an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf tätig und seit 1994 als Dozent in der Familienbildungsstätte und Volkshochschule in Warendorf.

Für die den "Senior Expert Service" bildet Günter Pomp aber auch in der Ukraine und Kasachstan aus. Und so reiste er im Oktober für drei Wochen im Namen der Stiftung der Deutschen Wirtschaft für Internationale Zusammenarbeit nach Pawlodar im Norden Kasachstans. Der Sassenberger Kochexperte gehört zu einem Team aus bundesweit ausgewählten Ehrenamtlern, die auch in Kooperation mit den Spitzenverbänden der deutschen Industrie, des Handwerks und der freien Berufe (Initiative Vera) weltweit junge Menschen in Ausbildung unterstützt und bei der Qualifizierung von Fachkräften hilft.

Nach 28-stündiger Anreise inklusive drei Flügen erreichte Günter Pomp am 30. September Pawlodar im Norden Kasachstans – 5.350 Kilometer von seiner Wohnung am Feldmarksee entfernt. Gestartet bei milden Herbsttemperaturen von 18 Grad kam er in Pawlodar, einer Stadt mit rund 359.000 Einwohnern bei Werten um den Gefrierpunkt an: "Gut, dass ich viele dicke Sachen eingepackt hatte", sagt Günter Pomp rückblickend im Gespräch mit den Westfälische Nachrichten, "und mein Smartphone."

Denn kommuniziert wurde während seines dreiwöchigen Aufenthalts ausschließlich über WhatsApp. "Ohne Smartphone wäre ich da aufgeschmissen gewesen." Der Empfang sei deutlich besser gewesen, als in unseren Breiten. "Funklöcher gibt es in Kasachstan überhaupt nicht. Die digitale Infrastruktur dort ist erstklassig."

In einer Berufsschule förderte der Sassenberger junge Kasachen, die gerade ihre Ausbildung zum Koch, Restaurant-Fachkraft oder Konditor machen. "Was mich am meisten beeindruckt hat, ist der große Gastfreundschaft und der große Wille, etwas zu Lernen." Was die Kasachen den Deutschen voraushaben? "Es gibt hier für alle automatisch einen IT-Lehrgang. Der ist sogar Prüfungsbestandteil."

Auffällig in Kasachstan: "Es gibt mehr Mädchen als Jungen in der Ausbildung, in Deutschland ist es genau umgekehrt." Es ging bei den Schulungen von Pomp auch um Geschmacksqualitäten und Rezepturen sowie um die Vermittlung von Hygiene- und Sicherheitsstandards. Und immer war ein besonderes Personal mit dabei: "Eine Krankenschwester und ein Hausmeister, um die Hygienestandards zu überprüfen und für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen", sagt Pomp, der Defizite eigentlich nur in der baulichen Hygiene sieht: "Da muss einiges gemacht werden, aber es herrscht großer Geldmangel."

Die kasachische Küche unterscheidet sich deutlich von der deutschen Küche: "Es gibt dort viele Teigwaren-Gerichte, vieles ist in Teigmantel gebacken. Die Kasachen kennen kaum frische Kräuter, haben kaum Desserts auf ihrer Speisekarte." Der Sassenberger Koch und Ausbilder brachte sie auf den Geschmack, ihre Speisepläne zu erweitern.

Der Sassenberger machte unter anderem Matjes-Tartar mit den jungen Auszubildenden. "Ich machte mit ihnen auch gebundene Suppen noch sämiger, mit Butter und Stabmixer." Der westliche Pürierstab wurde, bei aller Geldknappheit, auch sofort vor Ort gekauft, um ihn in der Praxis anzuwenden, so angetan waren die Kasachen von dem wichtigen Helfer in der Küche. Ungewohnt für Pomps westlichen Gaumen waren mache kasachische Spezialitäten: "Die Kasachen servieren vieles roh in der Küche, ob Gemüse oder Obst."

Neu für die Kasachen war es auch, nachhaltiger zu kochen, indem man mehr Kräuter miteinbezieht, wie frisches Basilikum, frischen Salbei, frischen Thymian: "Nach einem Basilikumtopf mussten sie länger beim Einkaufen suchen, aber sie fanden ihn."

Als Nachtisch gibt es meistens nur ein Teiggebäck oder Eis. Der Sassenberger brachte den kasachischen Nachwuchskräften auch die italienische Nachspeisen-Kultur a la Panna cotta und Mousse au Chocolat bei. Alles wurde aber getoppt von einer westfälischen Spezialität. So stellte Günter Pomp mit den jungen Azubis eine leckere Herrencreme her: "Die waren so begeistert. Ich musste das Rezept unbedingt da lassen." Das Besondere am gedeckten Tisch, ob privat oder in Restaurants hält Günter Pomp auch für nachahmenswert: "In Kasachstan stehen immer Wasser und frisch gebrühter Tee auf dem gedeckten Tisch."

Wenn Günter Pomp als ehrenamtlicher Ausbilder gegen 15.30 Uhr Feierabend hatte, war für ihn allerdings noch nicht Schluss: "Jeden Tag musste ich noch Berichte schreiben, den Unterricht vorbereiten, Rezepte erstellen. Man ist da ja nicht im Urlaub", betont der 59-Jährige. Er besuchte auch die Altstadt von Pawlodar und wurde auf zwei große Schulfeiern mitgenommen.

Immer mit dabei war ein Dolmetscher, auch wenn Günter Pomp gut Englisch spricht: "Englisch wird in Kasachstan natürlich auch gesprochen. Aber es klingt wie bei uns tiefstes Bayerisch und die Kasachen sprechen es sehr schnell." Der Sassenberger lebte die drei Wochen in Kasachstan in einer von der Berufsschule gestellten Gastwohnung, Transfers und Essen wurden auch von den Gastgebern bezahlt.

Pomp war im Frühjahr schon mal in ähnlicher Mission in der Ukraine unterwegs und freut sich in 2019 auf weitere Herausforderungen, sein Wissen in den Küchen dieser Welt weiterzugeben - als Hilfe zur Selbsthilfe.


Quelle: Westfälische Nachrichten, wn.de, 31.12.2018