Südkoreaner besuchen Max-Weber-Schule: Duales System als Vorbild

Die Max-Weber-Schule (MWS) in Gießen hatte kürzlich Besuch von einer Delegation aus Asien. Die Besucherinnen und Besucher informierten sich über die duale Berufsausbildung in Deutschland, um sich in ihrem Land ein Beispiel daran zu nehmen.

Die 18-köpfige Delegation bestand zur einen Hälfte aus Lehrkräften koreanischer Schulen und zur anderen Hälfte aus Unternehmensvertretern sowie zwei Mitarbeitern des nationalen Forschungsinstituts "Korea Research Institute for Vocational Education and Training" (KRIVET), das die Informationsreise der Delegation nach Deutschland organisiert hatte. Das KRIVET widmet sich seit 1997 Forschungsfragen zur beruflichen Bildung sowie der Berufsbildungspolitik. Darüber hinaus ist das Institut zuständig für die Entwicklung und Umsetzung von Trainingsprogrammen und die Gestaltung der Übergänge vom Bildungsbereich in den Arbeitsmarkt.

Das deutsche Pendant zum KRIVET ist das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), das ebenfalls die Erforschung und Weiterentwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Fokus hat. Seit dem Jahr 2000 besteht zwischen den beiden Instituten ein Kooperationsabkommen, das auch verbunden ist mit gegenseitigen Informationsaufenthalten.

"Die duale Ausbildung steckt in Südkorea noch in den Kinderschuhen. Vor drei Jahren wurde mit ersten Versuchen begonnen, die duale Ausbildung dort zu etablieren. Seitdem gibt es vermehrt Exkursionen von Lehrkräften und Unternehmensvertreterinnen und -vertretern nach Deutschland und in die Schweiz, um die Koreaner mit diesem System der Berufsausbildung vertraut zu machen", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Gruppe ist die vierte Delegation des KRIVET in diesem Frühjahr.

Erst Anfang Mai hatte die MWS in Gießen die Anfrage erhalten, ob sie bereit wäre, die Delegation zu empfangen. Die Lehrkraft Anna Gewiese konnte sich für die Idee sofort erwärmen, den Besuch der Gäste aus Korea zu organisieren. Zusätzlich zum Programm an der eigenen Schule vereinbarte sie einen Besuch des Gießener Studienseminars für Berufliche Schulen sowie eine Betriebsführung bei der Firma Schunk in Heuchelheim. Dadurch konnten die Gäste auch die Lehrerausbildung näher kennenlernen und sich mit Praktikern über die duale Ausbildung aus betrieblicher Sicht austauschen.

Als die Gruppe nach ihrem Besuch des Studienseminars in der Schubertstraße später an der MWS in der Innenstadt eintraf, erfolgte zunächst eine kurze Begrüßung durch den Schulleiter Karsten Wilke. Wilke stellte der Delegation nicht nur das Bildungsangebot an der Max-Weber-Schule vor, sondern gab außerdem eine generelle Einführung in das deutsche Schulsystem, wobei er einen besonderen Fokus auf die berufliche Bildung legte.

Es folgte eine Vorstellung besonderer Angebote für die Schülerinnen und Schüler der MWS durch die jeweils Verantwortlichen. Lehrer Thomas Dickhaut präsentierte das Beratungsteam der MWS, eine erste Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler mit persönlichen, beruflichen oder schulischen Problemen. Vertraut waren die koreanischen Gäste bereits mit dem von Handelslehrer Merten Wirth präsentierten "Europäischen Computerführerschein" (ECDL), der in Korea als "International Computer Driving Licence" (ICDL) angeboten wird.

Die Möglichkeit, für die Schulgemeinde am internationalen Marketingwettbewerb DECA in englischer Sprache teilzunehmen, stellte die Lehrkraft Nadine Rasper vor. Anna Gewiese rundete den informativen Vormittag ab, indem sie auf den langjährigen USA-Austausch mit dem Fox-Valley Technical College (FVTC) in Appleton einging, der in diesem Herbst wieder stattfinden wird.


Quelle: Gießener Anzeiger, giessener-anzeiger.de, 14.06.2018