Südafrika: Mehr Fachkräfte in der Solarindustrie für einen wachsenden Markt

Die GREEN Solar Academy ist ein südafrikanischer Schulungsanbieter für Solartechnik und bietet seit zehn Jahren marktspezifische Trainings in Afrika. Dabei setzen sie auf verlässliche Partnerschaften.

Im Interview erklären die beiden Gründerinnen, Antje Klauss-Vorreiter (Managing Director) und Vivian Blümel (Content Director) ihr "Friend-chise"- Konzept, mit dem sie das größte Branchennetzwerk aus Installateuren, Ingenieuren und Unternehmern in ganz Afrika aufbauen wollen.

Praxisorientierte Trainings in enger Zusammenarbeit mit der Industrie

Herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Jubiläum Ihrer Schulungen in Afrika! Wie hat sich Ihre Arbeit seit den ersten Schulungen 2012 entwickelt?

Unsere beruflichen Wurzeln liegen in der Bildungsarbeit für die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) in Deutschland. Hier kam es auch zur ersten Zusammenarbeit mit der Thüringer Firma maxx solar & energie, mit der wir 2012 die ersten Schulungen in Südafrika gestartet haben.

Nach den ersten Trainings hat sich bei uns die Idee entwickelt, eine Solarfirma zu gründen. Aber ganz eigennützig mussten wir hierfür erstmal Fachkräfte ausbilden, da das Wissen weder bei Kunden noch Installateuren vor Ort vorhanden war. Das Ziel unseres Unternehmens lag also auf der Hand: Über Bildung und Qualifizierung die Entwicklung des afrikanischen Solarmarkts voranzutreiben.

In den letzten zehn Jahren hat sich in der Branche dann richtig viel bewegt. Das gilt jedoch nicht für alle afrikanischen Solarmärkte gleichermaßen. Insbesondere in Südafrika hat sich der Markt stark professionalisiert. Mittlerweile sind wir nicht nur dort, sondern auch in Angola, Botsuana, Ghana, Mosambik, Namibia und Simbabwe aktiv.

Wo liegen die Besonderheiten und Stärken ihres Bildungsangebots?

In Südafrika waren wir Pioniere im Feld, jetzt kommen langsam Mitbewerber hinzu. In den anderen Ländern ist unser Angebot noch relativ einzigartig.

Die Schulungen sind auf die Bedarfe unserer Zielgruppen, wie Planer, Installateure oder Unternehmer zugeschnitten. Wir sind kein akademischer Trainingsanbieter, sondern Teil der Branche. Unsere Trainings sind 100 Prozent praxisorientiert. Dafür arbeiten wir auch eng mit der Industrie zusammen. Unsere Technologiepartner, wie Hersteller und Distributoren von Photovoltaikanlagen, stellen beispielsweise technische Komponenten für unsere Workshops bereit und wir stellen dann den Kontakt zwischen den Partnern und den frisch gebackenen Alumni her, die ja alle auf der Suche nach weiterem Produktwissen und einem Netzwerk sind.

Als frauengeführtes Unternehmen mit 50 Prozent weiblichen Angestellten in unserem Kernteam sind wir daran interessiert, Frauen zu fördern. Wir sind überzeugt von dem Potenzial, das Frauen in diese männerdominierte Industrie bringen. In Südafrika ist im August "Women's-Month", da machen wir regelmäßig Aktionen, bei denen wir Frauen ermutigen, in die Industrie zu kommen. Unser Ansatz ist es, unserem überwiegend männlichem Netzwerk zu sagen: Männer, sprecht Frauen an, die ihr kennt, und ermutigt sie, auch zu uns zu kommen.

Gute Partner sind das A und O

Wie arbeiten Sie vor Ort mit Partnern zusammen?

Unser Geschäftsmodell ist im Grunde ein Franchise-Konzept. Wir verstehen es aber als "Friend-chise", da wir ein enges, partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Franchisenehmern haben.

Die typischen Partner sind lokale Bildungsträger oder Solarfirmen, die meist auch Installateure oder Großhändler sind. Wir haben aber auch NGOs als Partner, die dann unser Training an Gruppen herantragen, die sich unsere Kurse nicht ohne Weiteres leisten können.

Mit unseren Partnern teilen wir uns die Aufgaben auf: Jeder macht das, was er am besten kann. Wir als zentrale Organisation stellen beispielsweise das Curriculum bereit, bilden die Trainer aus und sorgen für gleiche Standards. Die Partner machen alles vor Ort: Sie koordinieren die Trainer, kümmern sich um die Teilnehmer, organisieren die Trainingsräume und das Catering. Die Einnahmen aus den Kursen teilen wir dann dementsprechend.

Welche Trainingsinhalte vermitteln Sie und wie läuft die Ausbildung ab?

Die Trainingsinhalte sind angepasst auf die jeweiligen Länder. In kleineren Märkten Afrikas gibt es noch nicht so viel Bedarf für die gesamte Breite der Kurse. In Südafrika hingegen sind wir thematisch ziemlich weit fortgeschritten mit einer großen Kursauswahl.

In unseren Starterkursen vermitteln wir die grundlegenden Prinzipien auf praktische Art und Weise. Für Fortgeschrittene bieten wir unter anderem Designkurse für Photovoltaikanlagen, Finanzierungsschulungen oder Kurse zum Thema "Troubleshooting", also der effektiven Fehlersuche. Ergänzend haben wir auch Praxiskurse im Repertoire, hier können die Teilnehmer:innen auf einem Trainingsdach die komplette Installation erlernen. Der Ausbildungsgang ist je nach Hintergrund und Ziel der Teilnehmer:innen sehr individuell. Umso mehr sich die Branche professionalisiert, umso vielfältiger werden die Bedarfe.

Kooperationen und Netzwerk pflegen

Wie finanzieren Sie sich?

Als Unternehmen finanzieren wir uns in erster Linie über unser Trainingsangebot. Der Beginn der Aktivitäten in neuen Märkten außerhalb Südafrikas ist jedoch oft schwierig, da zunächst Equipment angeschafft werden muss.

Neben den Technologiepartnern haben uns in der Vergangenheit auch Projekte im Rahmen des develoPPP-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) geholfen, Einstiegshürden zu nehmen. In Zusammenarbeit mit der DEG Impulse gGmbH, einer Tochter der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), konnten wir so erste Train-the-Trainer-Programme realisieren. Auch hat uns das von der DEG umgesetzte develoPPP-Programm bei der Einrichtung unseres Solar Training Centre in Ghana unterstützt, das die Takoradi Technical University 2021 in Partnerschaft mit uns eröffnet hat. Mit der Academy in Ghana möchten wir Westafrika als Standort aufbauen.

Wie viele Personen haben bisher Ihre Trainings absolviert und wie halten Sie Kontakt?

Wir zählen seit dem ersten Kurs 2012 fast 5.000 Teilnehmer:innen. Gerade in den letzten zwei Jahren hat die Nachfrage stark zugenommen. Im Moment trainieren wir 70 bis 120 Personen alleine in einem Monat, vorrangig in Südafrika.

Der Name GREEN bedeutet "Global Renewable Energy & Efficiency Network", da wir den Netzwerkgedanken eng mit dem Training verbunden sehen. Mit Alumni-Veranstaltungen bieten wir ganz praktischen Support. Kontakte, etwa unter Herstellern oder Vertrieblern, werden hier weiter geknüpft. Die Teilnehmenden sind froh, dass sie so direkt Anschluss an die Industrie finden. Wir verstehen uns auch als Vermittlungsplattform.

Außerdem haben wir lokale WhatsApp- und Telegram-Gruppen eingerichtet, wo sich Installateure über ganz konkrete praktische Fragen austauschen.

Was sind ihre Schlüsselerkenntnisse und Tipps nach einer Dekade als Ausbildungsanbieter in Afrika?

Gehen Sie in Kontakt mit Leuten und machen Sie sich ihr eigenes Bild. Der Austausch mit Gleichgesinnten lokal oder auch international ist sehr wichtig. Geschäftsreisen, die angeboten werden, um ein Land kennenzulernen, sind hier hilfreich. Alles was man an Information kriegen kann, um sich ein Verständnis über den eigenen Markt zu bekommen, ist viel wert.

Außerdem: Partner, Partner, Partner. Einen zu finden, mit dem es auf persönlicher Ebene passt, ist wichtig. Einen, mit dem man auch auf Business-Ebene die gleichen Ziele verfolgt. Ein Partner, der sich auskennt, dem man vertraut und der Eigenverantwortung übernimmt, kann ganz viele Türen öffnen. Ein guter Weg ist immer, erst einmal kleinere Projekte zusammen in Angriff zu nehmen, und dann gemeinsam zu wachsen, wenn es passt.

  • Das Interview führte Tobias Schill von Germany Trade & Invest im September 2022.

Quelle: Erfahrungsbericht bei Africa Business Guide, africa-business-guide.de, 21.11.2022