Saudische Frauen wollen Lokführerin werden

Über 28.000 Frauen in Saudi-Arabien haben sich um eine Stelle als Lokführerin beworben. Bis vor wenigen Jahren durften sie noch nicht einmal allein ein Auto steuern.

Die Nachfrage nach Jobs für Frauen in dem islamisch-konservativen Königreich ist offenbar gewaltig. Auf eine Anzeige des spanischen Bahnunternehmens Renfe zur Einstellung von 30 Lokführerinnen in Saudi-Arabien haben sich 28.000 Bewerberinnen gemeldet. Es sei das erste Mal in der Geschichte des islamischen Landes, dass saudische Frauen Zugang zu diesem Beruf hätten, schrieb das Unternehmen in einer Mitteilung auf seiner Internetseite.

Frauen in Saudi-Arabien haben generell wesentlich weniger Rechte als Männer. Die Beschäftigungsmöglichkeiten waren bis vor kurzem auf Tätigkeiten wie Lehrerinnen und als medizinisches Personal beschränkt, da sie sich an die strengen Regeln der Geschlechtertrennung halten mussten. Bis 2018 durften Frauen im Königreich nicht einmal Auto fahren.

Im Zuge der Bemühungen des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, das Königreich zu öffnen und die Wirtschaft zu diversifizieren, hat sich der Anteil der Frauen an der Erwerbsbevölkerung in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt und liegt nun bei 33 Prozent. Frauen übernehmen nun Berufe, die früher Männern und Wanderarbeitern vorbehalten waren.

Trotzdem sind Frauen weiterhin so stark eingeschränkt wie in kaum einem anderen Land. Zudem sitzen zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten für Menschen- und Frauenrechte im Gefängnis.

Die künftigen Lokführerinnen sollen Hochgeschwindigkeitszüge zwischen den Städten Mekka und Medina fahren. Die Strecke wurde von spanischen Unternehmen gebaut und Renfe ist auch an der Organisation des Fahrbetriebs beteiligt, der 2018 aufgenommen wurde.

Die Frauen, die den Auswahlprozess erfolgreich durchlaufen, erwartet eine einjährige bezahlte Ausbildung, schrieb Renfe. Zusammen mit dem Betreiberkonsortium leiste das spanische Unternehmen damit einen wichtigen Wissenstransfer in die saudische Gesellschaft.


Quelle: Deutsche Welle, dw.com, 17.02.2022