Osteuropa: Fachkräftemangel wieder im Fokus

Fachkräftesicherung in Osteuropa, Förder- und Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen sowie Praxisbeispiele für eine erfolgreiche Projektumsetzung standen auf der Agenda der Mai-Sitzung des Arbeitskreises Fachkräftesicherung im Ost-Ausschuss.

Die Sitzung fand am 19. Mai im inzwischen bewährten digitalen Format unter Leitung des Arbeitskreissprechers Enrico Rühle (Vorstand der Festo Didactic SE) statt. Der O-Ton aus den Partnerländern, von Nordmazedonien im Südosten bis nach Kasachstan in Zentralasien bot den Rahmen für einen lebhaften Austausch – live und im Chat.

Projekte von Südosteuropa bis Zentralasien

Nachdem die akute Pandemiegefahr vorbei ist, rückt laut dem aktuellen AHK World Business Outlook der Fachkräftemangel als eine der größten Herausforderungen für deutsche Unternehmen im Ausland erneut in den Fokus. Steffen G. Bayer, Leiter des Referats Duale Berufsbildung im Ausland/Bildungsexport im Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), umriss das Dienstleistungsportfolio des DIHK-AHK-IHK-Netzwerks für die duale Berufsbildung in Osteuropa. Er unterstrich mit Blick auf die bestehenden Strukturen in vielen Ländern das hohe Kooperationspotenzial im Rahmen des Arbeitskreises Fachkräftesicherung und lud dessen Mitglieder zur Mitarbeit ein.

Anschließend berichteten Tobias Bolle, Projektkoordinator Berufsbildung International, und der Delegierte der Deutschen Wirtschaft Patrick Martens über die positiven Erfahrungen in Nordmazedonien. Besonders wichtig sei dabei die nachhaltige Projektgestaltung durch inhaltliche Mitwirkung, Anpassung von Curricula und Aufklärungsarbeit einerseits und aktive Unternehmensbeteiligung und nachhaltige Finanzierung andererseits.

Einbezug lokaler Partner

Die zweite Runde begann mit dem Beitrag von Krunoslav Rasic, Leiter des Regionalen Servicecenters für die Kooperation mit dem Privatsektor im Westbalkan, der das 1999 ins Leben gerufene develoPPP-Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) vorstellte. Im Rahmen der Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft (EPW) will man betriebswirtschaftliche und entwicklungspolitische Ziele miteinander verbinden und lokale Partner aktiv miteinbeziehen. Rasic ging im zweiten Schritt auf die konkreten Programmkriterien und die Hauptansätze im Bereich Fachkräfteförderung - systemischer Bildungsansatz und Erwachsenenbildung – ein. 

Peter Pfaffe, Regionalmanager bei iMOVE, informierte die Arbeitskreis-Mitglieder über die Aktivitäten von iMOVE als Exportinitiative und Netzwerkplattform des BMBF und die Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen. Dazu gehören die Anbieter-Datenbank, Kooperationsbörse und Bildungsmarktstudien. Unternehmen können für sie geeignete Bildungsanbieter im Rahmen einer Projektwerkstatt finden.

Oleg Sotnikov, Head of the Training Center bei Knauf Gips im kasachischen Kapchagay, stellte die vielfältigen Projekte der Fachkräfteförderung im Rahmen der KNAUF-Akademie in Osteuropa und Zentralasien vor. Das Knauf-Werk in Kapchagay ist ein Paradebeispiel für den Ausbildungsansatz des Unternehmens. Nach der Inbetriebnahme 2003 wurde das Schulungszentrum bereits 2004 ins Leben gerufen. Sotnikov und seine Kollegen arbeiten bei der Ausarbeitung und Umsetzung von Lernplänen eng mit den Bildungsministerien in Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan zusammen. Für die Modernisierung und Qualitätssteigerung der Fachkräfteausbildung im Bereich Bauberufe im Rahmen des dualen Ausbildungssystems sowie zur Vorbereitung qualifizierter Lehrkräfte in Kasachstan und Kirgisistan startete Mitte 2019 ein Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und KNAUF im Rahmen des develoPPP-Programms. Die Projektarbeit verlief zuletzt pandemiebedingt im digitalen Format, Fähigkeiten im Trockenbaubereich konnten im virtuellen Raum vermittelt werden.


Quelle: OA – Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft, ost-ausschuss.de, 19.05.2021