"Es ist Zeit, alles, was wir über Bildung wissen, neu zu denken."

Lesen Sie das Interview mit Dr. Dhiravat Bhumichitr, Botschafter des Königreichs Thailand in Deutschland, über die aktuelle Situation während der Corona-Pandemie und die Zukunftsperspektiven der beruflichen Bildung in Thailand.

Portrait des Botschafters
Botschaft des Königreichs Thailand

Dr. Dhiravat Bhumichitr, Botschafter des Königreichs Thailand in Deutschland

iMOVE: Die Corona-Pandemie hat weltweit gravierende Auswirkungen auf Wirtschaft, Beschäftigung und berufliche Bildung. Mit welchen Herausforderungen sieht sich das thailändische Aus- und Weiterbildungssystem aktuell konfrontiert?

Dr. Dhiravat Bhumichitr: Die Pandemie herrscht jetzt seit über einem halben Jahr und bislang konnte Thailand sie relativ stark eindämmen, was sich in den geringen Mortalitäts- und Übertragungsraten innerhalb von Thailand über viele Monate hinweg widerspiegelt. Trotz dieses Erfolgs bleiben wir auf der Hut. Und wie die meisten Länder gewöhnen wir uns an eine "neue Normalität", die alle Lebensbereiche umfasst, auch den Umgang unseres Bildungssystems mit der Krise.

Generell bildet die technische Infrastruktur für Online-Lernen eine der größten Herausforderungen für unser Bildungssystem. Die Corona-Pandemie hat uns überrascht und uns gezwungen, schnell auf einen Blended-Learning-Ansatz umzuschwenken, bei dem traditionelles Lernen im Klassenzimmer und Online-Lernen miteinander kombiniert werden. Zwar verfügt jeder über ein Smartphone, aber effektives Online-Lernen erfordert Geräte wie Laptops und Tablets oder sogar spezielleres Equipment, das auf einfache Weise eine Zwei-Wege-Kommunikation und Antworten in Echtzeit ermöglichen kann, ähnlich einem persönlichen Austausch im Klassenraum. Und diese Herausforderung trifft besonders Lernende aus Familien mit einem geringen Einkommen, weil die notwendigen Ressourcen und die Förderung im Umfeld fehlen.

Die berufliche Ausbildung hat massiv durch Betriebsschließungen und Kurzarbeit gelitten, die allerdings über die Branchen hinweg unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Nehmen Sie beispielsweise Thailands Tourismusbranche, die einen dramatischen Rückgang der Geschäftstätigkeit zu verzeichnen hat und wo viele bisherige Mitarbeiter/-innen noch über einen längeren Zeitraum hinweg nicht gebraucht werden. Ich muss nicht betonen, dass es hier aktuell keine Ausbildungsmöglichkeiten gibt.

iMOVE: Wie will Thailand die dringendsten Probleme überwinden? Welche Anpassungen sollen langfristig erfolgen?

Dr. Dhiravat Bhumichitr: Stellen wir uns vor, wir hätten alle technischen Mittel, die wir für das Online-Lernen brauchen, so muss deren Einsatz dennoch gut geplant und vorbereitet werden, um auf die spezifischen Bedarfe jedes Lernenden eingehen zu können. Diese Prozesse brauchen viel Zeit.

Zu Beginn der Pandemie waren wir gezwungen, Online-Lernen für alle umzusetzen, ohne ausreichend Zeit, um die Lernenden darauf vorzubereiten und die Lehrenden entsprechend weiterzubilden. Unsere Ressourcen für Online-Lernen sind begrenzt, trotzdem sind seine Stärken inzwischen allgemein anerkannt, während die Schulen und Universitäten ihren Betrieb in Thailand jetzt vorsichtig wiederaufnehmen. Daher sollten wir die Krise als Gelegenheit nutzen, um Inhalte, Methoden und technische Ressourcen unseres Bildungssystems anzupassen, damit wir die Vorteile des Blended-Learning-Ansatzes voll ausschöpfen können. Die Corona-Krise ist ein Weckruf, denn es war schon lange überfällig, das Thema Technologie und Bildung ernster zu nehmen und unsere Bildungslandschaft so zu transformieren, dass bessere Lernerfahrungen möglich sind.

Da die Zahl der sozio-ökonomischen Schocks aktuell alles übersteigt, was wir bislang erlebt haben, mache ich mir auch Sorgen darüber, wie wir unsere Lernenden auf eine Welt vorbereiten können, die wir uns heute gar nicht richtig vorstellen können. Die Pandemie hat die globale Wirtschaft massiv beeinflusst und wir sind mit einer überwältigenden Zahl von Analysen und Prognosen konfrontiert, wie sich Geschäftsmodelle und Verbraucher-Verhaltensweisen in Zukunft entwickeln werden. Deshalb müssen wir mehr denn je ein innovatives und zukunftsorientiertes Bildungssystem schaffen, das sich auf die Analyse und praktische Anwendung von Wissen konzentriert, um aus der Pandemie gestärkt hervorzugehen. Die Pandemie ist ein Katalysator. Es ist Zeit, alles, was wir über Bildung wissen, neu zu denken und Beziehungen zwischen Bildung und Wirtschaft zu stärken.

"Wir müssen Beziehungen zwischen Bildung und Wirtschaft stärken."

iMOVE: Vielen Expertinnen und Experten prophezeien, dass die Corona-Krise die Weiterentwicklung digitaler Lösungen für die Gesellschaft, die Industrie und auch die Bildung ankurbeln wird. Bereits seit 2018 verfolgt Ihre Regierung eine "Thailand 4.0"-Strategie, um die globale Wettbewerbsfähigkeit ihrer Schlüsselindustrien zu erhöhen. Welche Rolle spielen die berufliche Aus- und Weiterbildung und Ausbildungseinrichtungen in dieser Strategie?

Dr. Dhiravat Bhumichitr: Die Corona-Pandemie beschleunigt in der Tat die digitale Transformation in allen Branchen. Wir waren gezwungen, unsere Geschäftsmodelle digital zu transformieren, und daraus ergibt sich ein hoher Bedarf an besser qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Herausforderung für die Arbeitgeber liegt darin, ihr Personal für neue Aufgabenbereiche fit zu machen, und für die Arbeitnehmer, neuen Arbeitsanforderungen mit dem Ausbau ihrer digitalen Fähigkeiten zu begegnen.

Das "Office of National Higher Education, Science, Research, and Innovation Policy Council" (NXPO) und das "Ministry of Higher Education, Science, Research, and Innovation" in Thailand (MHESI) haben eine Studie zum Unterstützungsbedarf für Thailands kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) während der Pandemie erarbeitet. Laut dieser Studie benötigen die KMU für ihre wirtschaftliche Erholung vor allem neue Modelle für Logistik und Liefer(ketten)management, Applikationen für Marketing-Software und Beratung über Geschäfts- und Technologie-Transformationen für die Zeit nach Covid-19.

Als Antwort auf die neuen Anforderungen an die digitale Transformation bieten die zuständigen staatlichen Stellen in Thailand E- und Blended-Learning-Maßnahmen an, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedenen Berufen weiterzubilden und umzuschulen. Regierungseinrichtungen wie das MHESI, das "Ministry of Labor", das "Ministry of Digital Economy" und das "Thailand Professional Qualification Institute" (TPQI) bieten gemeinsam mit privaten Unternehmen und Universitäten Querschnitts-Bildungsmaßnahmen an, die kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr verfügbar sind. Die Regierung hat auch Universitäten und Bildungsanbieter finanziell unterstützt, damit Unternehmen ihr Personal umschulen oder weiterbilden können, und um es beurlaubten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ermöglichen, während des wirtschaftlichen Abschwungs neue Stellen zu finden.

iMOVE: Im deutschen dualen Ausbildungssystem spielt die Beteiligung der Wirtschaft eine wichtige Rolle bei Planung und Umsetzung von Ausbildungskonzepten. Dieses Prinzip gewährleistet, dass die Ausbildungsmaßnahmen den Anforderungen der Unternehmen genügen. Aber die Pandemie übt viel Druck auf die Unternehmen aus, besonders auf kleinere und mittelständische. Abgesehen von Steuererleichterungen, wie kann Thailand das aktive Engagement der Wirtschaft für die Ausbildung ihrer (zukünftigen) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhen?

Dr. Dhiravat Bhumichitr: Die berufliche Aus- und Weiterbildung wird in Thailand bereits seit einigen Jahren immer wirtschaftsgetriebener. Die zuständigen staatlichen Stellen in Thailand gestalten die berufliche Bildung systematisch immer nachfrageorientierter.

Das MHESI macht es beispielsweise zur Voraussetzung, dass Bildungsanbieter ihre Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Unternehmen belegen müssen, wenn sie sich auf eine Förderung ihrer Non-Degree-Kurse zur Umschulung und Weiterbildung in Corona-Zeiten bewerben. NXPO und TPQI haben untersucht, welche Kompetenzen in bestimmten Schlüsselbranchen zukünftig benötigt werden. Unternehmen, die ihr Personal in diesen Kompetenzen schulen, profitieren von Steueranreizen.

TPQi hat Ausschüsse zu Branchenkompetenzen eingerichtet, in denen die verschiedenen Branchen gefragte Kompetenzen für ihr zukünftiges Personal und entsprechende Trainingsmaßnahmen bestimmen können. Die Mitglieder sind Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter, die die Kompetenzprognosen kontrollieren. Sie stellen zudem sicher, dass berufliche Standards überprüft und auf den neusten Stand gebracht werden, um auch auf den Wandel von Berufsbildern zu reagieren.

"Die berufliche Aus- und Weiterbildung wird in Thailand immer wirtschaftsgetriebener.“

iMOVE: In Deutschland geraten zunehmend Berufe ins Blickfeld, die von unmittelbarer Relevanz für den Fortbestand des sozialen Systems in unserem Land sind, zum Beispiel im Gesundheitswesen und in der Altenpflege. Welche Berufe und Branchen benötigen zukünftig in Thailand mehr und bessere Ausbildung?

Dr.​​​​​​​ Dhiravat Bhumichitr: Definitiv die zwölf sogenannten "S-curve"-Branchen. Dabei handelt es sich um innovative Automobiltechnik, smarte Elektronik, Tourismus im Hochpreis-, Medizin- und Wellness-Segment, Landwirtschaft und Biotechnologie, Nahrungsmittel der Zukunft, Automatisierung und Robotik, Logistik und Luftfahrt, Biotreibstoffe und Biochemikalien, digitale Industrie, medizinische Dienstleistungen, Verteidigungsindustrie und Bildung.

Diese Branchen sollen die wirtschaftlichen Stärken Thailands darstellen im Einklang mit unserer Strategie "Thailand 4.0". Sie zielt darauf ab, wirtschaftlichen Wohlstand, ein gut funktionierendes Sozialwesen, die Konzentration auf die Bedürfnisse der Menschen und den Umweltschutz zu fördern.

Ich bin froh, dass wir die digitale und wirtschaftliche Erholung im Rahmen von "Thailand 4.0" durch den 5G-Netzausbau vorantreiben können. Seit Februar dieses Jahres ist Thailand das erste Land im ASEAN-Verbund, das seine 5G-Lizenzen versteigert. Aktuell wurden bereits 5G-Netzwerke in der "Smart Airport"-Initiative eingeführt und in Krankenhäusern im ganzen Land, besonders für Innovationen im Umgang mit Covid-19 wie Telemedizin und Robotik. Wir erwarten eine mindestens 50-prozentige Nutzung von 5G in unserem "Eastern Economic Corridor" (EEC) bis März 2021. Der EEC ist unser wichtigster und innovativster digitaler Hub im Rahmen von "Thailand 4.0". 

iMOVE: Thailändische und deutsche Partner haben gemeinsam bereits mehrere Bildungsprojekte erfolgreich durchgeführt, darunter die "German-Thai Dual Excellence Education" der Auslandshandelskammer (AHK) Thailand für ihre deutschen und thailändischen Mitgliedsunternehmen, die Einführung einer angepassten Meisterausbildung an der "King Mongkut's University of Technology North Bangkok" (KMUTNB), das "Eastern Technological College" (E.Tech) als erste thailändische Schule, die nach deutschem Standard zertifiziert ist, und das "Thai-German Institute" (TGI). Wie beurteilen Sie die zukünftigen Kooperationsbedarfe, besonders mit der deutschen Bildungswirtschaft? Welche Art von Unterstützung wird gebraucht und ist sinnvoll?

Dr.​​​​​​​ Dhiravat Bhumichitr: Da die "Thailand 4.0"-Strategie nach dem Vorbild der deutschen "Industrie 4.0" entwickelt wurde, gibt es durchaus Möglichkeiten, durch die Thailand von der deutschen Bildungsbranche profitieren kann. Ich bin von der Anbieter-Datenbank von iMOVE für "Training – Made in Germany" fasziniert, auf der internationale Unternehmen deutsche Bildungsanbieter suchen können, die ihre spezifischen Bedarfe decken können.

Allerdings müssen wir uns darüber klar sein, dass es den thailändischen KMU an technologischem, naturwissenschaftlichem und Innovations-Know-how mangelt, um anspruchsvollere Geschäftstätigkeiten mit höherer Wertschöpfung zu verfolgen. Thailand muss innovativ sein, auch jenseits von Forschung und Entwicklung. Innovation umfasst auch wirtschaftliches Handeln, um das eigene technologische Niveau anzuheben und die eigene Organisation so zu gestalten, dass sie neue Geschäftsfelder erschließen und in neue Märkte eintreten kann.

Dafür müssen wir uns meiner Meinung nach darauf konzentrieren, die KMU zu unterstützen. Auch wenn sie im Vergleich zu Deutschlands Mittelstand ziemlich klein sind, stellen unsere KMU nach wie vor das Rückgrat der industriellen Infrastruktur Thailands dar. Da es ihnen an finanziellen und personellen Ressourcen mangelt, um internationale Ausbildungs-Tools und moderne Technologien zu nutzen, kann ich mir vorstellen, dass nach und nach lokale Kompetenz- oder Exzellenz-Zentren entstehen, auf die mehrere KMU zugreifen können. Sie würden eine sehr effektive und auch kostengünstige Möglichkeit darstellen, um Spezialwissen und moderne Technologien für unsere KMU nutzbar zu machen und sie zukünftig in eine wettbewerbsfähigere Position zu katapultieren.

Lokale Kompetenz- und Exzellenzzentren für KMU

iMOVE: Mit der Entwicklung des "Eastern Economic Corridor" ermutigt Thailand zu internationalen Investitionen in Schlüsselindustrien, die auch zu deutlich mehr Arbeitsplätzen führen werden. Wie gewährleistet Thailand die Verfügbarkeit von angemessen qualifiziertem Personal? Welche Rolle spielt berufliche Bildung in diesem Zusammenhang? Welches Potenzial sehen Sie hier für internationale Partnerschaften, zum Beispiel mit der deutschen Bildungsbranche?

Dr.​​​​​​​ Dhiravat Bhumichitr: Laut EEC sollen bis 2023 dort 475.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Diese vielversprechenden Möglichkeiten bringen auch Herausforderungen bezüglich der Arbeitskräfte mit sich. Daher wurde das "Eastern Economic Corridor Human Development Center" (EEC-HDC) eingerichtet. Es soll für ausreichend qualifizierte Fachkräfte sorgen, um die Bedarfe der Schlüsselbranchen zu decken. Das EEC-HDC identifiziert die gewünschten Kompetenzen und die notwendige Anzahl der Fachkräfte und arbeitet mit Ausbildungseinrichtungen zusammen, um passende Curricula zu entwerfen. Daneben wirbt es für die vermehrte Beteiligung der Privatwirtschaft im Rahmen eines arbeitsintegrierenden Lernmodells: Lernende besuchen ein Berufscollege und werden in einem realen Arbeitsumfeld unter Aufsicht von Trainern ausgebildet.

Trotzdem muss sich Thailand bei der Ausbildung in technischen Berufen nach wie vor mit Vorurteilen auseinandersetzen. Viele thailändische Eltern möchten, dass ihre Kinder Hochschulen und nicht Berufsschulen besuchen. Daher ist es wichtig, für eine bessere berufliche Ausbildung einzutreten, um mehr entsprechende Bewerbungen zu bekommen.

In diesem Sinne kooperiert Thailand bereits mit internationalen Partnern. Durch die Implementierung des Programms German-Thai Dual Excellence Education (GTDEE) wurde das deutsche Ausbildungssystem als Best-Practice-Beispiel bekannt gemacht. Die AHK Thailand arbeitet mit deutschen Unternehmen zusammen, die in Thailand investieren, etwa BMW, Mercedes-Benz und Bosch. BMW hat beispielsweise ein Ausbildungsprogramm für Mechatroniker in seiner Niederlassung in Rayong etabliert. Gemeinsam mit zwei Partner-Colleges, dem Sattahip Technical College und dem Chitralada Technology Institute, kann BMW nun sein zukünftiges Personal mit den notwendigen Kompetenzen ausstatten.

Wir sind auch daran interessiert, unsere Zusammenarbeit im Hinblick auf einen einfacheren Zugang thailändischer Jugendlicher zu einer Ausbildung in Deutschland auszuweiten. Zugegebenermaßen ist hier die Sprachbarriere eine große Herausforderung. Trotzdem möchten wir eine solche Zusammenarbeit in Zukunft ausweiten, denn eine gute Ausbildung, denn davon könnten auch die thailändisch-deutschen bilateralen Investitions- und Handelsbeziehungen profitieren.

iMOVE: 2019 hatte Thailand den Vorsitz der ASEAN-Organisation inne. Erwarten Sie in absehbarer Zeit einen Wandel hinsichtlich Image und Bedeutung von beruflicher Bildung in Thailand und der ASEAN-Region?

Dr.​​​​​​​ Dhiravat Bhumichitr: Unter dem Vorsitz von Thailand haben wir beim 35. ASEAN-Summit in Bangkok die "Bangkok Declaration on Advancing Partnership in Education for 2030 Agenda for Sustainable Development in ASEAN" verabschiedet. In der Erklärung geht es um die Bereitstellung von inklusiver und hochwertiger Bildung sowie um lebenslanges Lernen, um auf regionale und globale Entwicklungen in formalen, non-formalen und informellen Systemen reagieren zu können. Sie unterstreicht auch die Notwendigkeit, mehr Menschen einen Zugang zu hochwertiger beruflicher Bildung und höherer Bildung zu ermöglichen, um den Beschäftigungserfordernissen regionaler, nationaler und internationaler Märkte zu genügen. Ich freue mich sehr darüber, dass ein "ASEAN Technical and Vocational Education and Training (TVET) Council" eingerichtet wird. Das Programm des Councils wurde von den Wirtschafts-, Bildungs- und Arbeitsministern der ASEAN-Staaten gebilligt und auch von den ASEAN-Regierungen beim 36. ASEAN-Summit am 26. Juni 2020 unterstützt.

Außerdem soll das "ASEAN Qualifications Reference Framework" (AQRF) implementiert werden. Es handelt sich um einen achtstufigen Qualifikationsrahmen, der Vergleiche von Bildungsqualifikationen innerhalb der ASEAN-Region ermöglichen soll. Besonders ist, dass der Qualifikationsrahmen über das formale Lernen hinausgeht und informelles sowie non-formales Lernen umfasst, wozu auch das Lernen zählt, das durch berufliche Praxis erworben wird. Wir hoffen, dass berufliche Bildung und praxisorientiertes Lernen am Arbeitsplatz mehr Popularität gewinnen werden, da angesichts der schnellen Veränderungen bei Kompetenzanforderungen die berufliche Bildung immer wichtiger und wertvoller wird.

Um berufliche Aus- und Weiterbildung zu fördern, haben die ASEAN-Mitgliedsstaaten auch mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammengearbeitet, speziell bei der Entwicklung von Standards für betriebliche Ausbilder/-innen. Die GIZ hat mit mehreren Organisationen in verschiedenen Ländern kooperiert, um betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder zu qualifizieren und die Qualität der betrieblichen Ausbildung im Rahmen dualer Ausbildungsstrukturen zu stärken, aber auch die Standards der Berufsschullehrer zu heben.

Daher wird nach meiner Ansicht die berufliche Bildung in Thailand und der ASEAN-Region in absehbarer Zukunft eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

  • Das Interview führte Silvia Niediek.

Interview "Es ist Zeit, alles, was wir über Bildung wissen, neu zu denken."

Dieses Interview ist dem aktuellen iMOVE-Magazin xPORT, Ausgabe 2/2020, entnommen. 


xPORT 2/2020

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Titelblatt des Exportmagazin Ausgabe 2/2020


Quelle: iMOVE, Artikel aus xPORT-Magazin 2/2020