Duale Ausbildung in Russland: "Sofort die Praxis erlernt"

Die duale Berufsausbildung ist in Russland zunehmend gefragt. Zwei erfolgreiche Absolventen erzählen von ihren Erfahrungen.

Vom Landmaschinenhersteller Claas bis zum Dienstleistungsunternehmen arvato Bertelsmann Russia, vom deutsch-russischen Glasfaserhändler BauTex bis zum Selbstbedienungsgroßhandel Selgros: All diese Unternehmen verbindet ihr Vertrauen in das deutsche Modell der dualen Berufsausbildung. Auch der schwedische Möbel-Weltkonzern Ikea, die Fleischverarbeitungsfirma Enders und das Einzelhandelsunternehmen Hyperglobus profitieren vom VETnet-Projekt der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, das Strukturen der dualen Berufsausbildung in Russland einführt.

VETnet in Russland: zehn duale Ausbildungsprogramme

VETnet steht für das Netzwerk der deutschen Auslandshandelskammern zu "Vocational Education & Training". Die Ausbildungsform, die Wissensvermittlung in der Berufsschule und Praxiserfahrung im Unternehmen gleichermaßen nutzt, hat in Russland zuletzt an Bedeutung gewonnen. Passt sie doch auch zur von Präsident Putin betonten Notwendigkeit, "neue, effiziente Bildungsmodelle einzuführen, um die Ausbildung hochqualifizierter Fachkräfte gewährleisten zu können". Unterstützt von der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer wurden in Russland im Rahmen von VETnet bereits zehn duale Ausbildungsprogramme eingeführt:

  • Mechatroniker (BauTex)
  • Industriemechaniker (Claas, Enders)
  • Fachkraft für Metalltechnik (Claas)
  • Fachkraft für Lagerlogistik (Hyperglobus, Ikea)
  • Fleischer (Hyperglobus, Selgros)
  • Koch (Hyperglobus)
  • Bäcker/Konditor (Hyperglobus)
  • Kauffrau/-mann im Einzelhandel (Hyperglobus)
  • Call-Center Agent (arvato Bertelsmann)
  • Hotelfachfrau/-mann (bei der eine Zeit lang ebenfalls am Projekt beteiligten britischen InterContinental Hotels Group)

So bewerten junge Russen die duale Berufsausbildung

Doch wie erleben junge Russen die duale Berufsausbildung? Davon erzählen zwei ehemalige Auszubildende von Hyperglobus: die beiden 20-Jährigen Daniil Kruglow und Wladislaw Klabukow, die nach ihrer dualen Berufsausbildung zum Fleischer im Globus Hypermarkt in Balaschicha bei Moskau angestellt wurden.

Daniil Kruglow:

"Die duale Berufsausbildung haben wir in meiner Heimatstadt Schjolkowo bei Moskau absolviert – im allerersten russischen Globus Hypermarkt. Unsere Berufsschule schloss einen Vertrag mit dem Unternehmen. Es waren freie Stellen in der Fleischabteilung, in der Bäckerei und im Restaurant zu besetzen. Mein Freund Wladislaw und ich haben uns erfolgreich für die Ausbildung zum Fleischer beworben.

Während unserer zweieinhalbjährigen Ausbildung haben wir jeden Arbeitsgang sofort in der Praxis erlernt. Am Ende unserer Ausbildung mussten wir selbstverständlich eine Prüfung bestehen.

Der Lehrstoff in der Berufsschule von Schjolkowo und die praktischen Erfahrungen bei Globus waren gut aufeinander abgestimmt. Drei Tage in der Woche waren wir in der Fleischerei und zwei Tage in der Berufsschule. Die Lehrkräfte waren gleichzeitig unsere Betreuer während der praktischen Ausbildung im Globus Hypermarkt."

Wladislaw Klabukow:

"Nach der Schule wollte ich einen Beruf in der Lebensmittelindustrie erlernen – und habe die Chance der dualen Berufsausbildung zum Fleischer bei Hyperglobus genutzt.

Zusammen mit acht anderen Kollegen bediene ich zwei große Maschinen. Ich habe viel Spaß daran, dass alle Geräte neu sind; sie brauchen kaum Reparaturen. Den Umgang mit der Technologie aus Deutschland habe ich direkt während der Ausbildung gelernt.

Zur Eröffnung des neuen Hypermarktes in Balaschicha kamen deutsche Kollegen, die bei Globus in der Tschechischen Republik arbeiten. Mit ihrem Know-how haben sie uns geholfen, die Produktion zu starten. Zu aller Zufriedenheit, so wie es sein muss!"

  • Von Mario Bandi und Johannes Göbel

Quelle: deutschland.de, 22.03.2019