Digitalisierung für südafrikanische Berufsschullehrkräfte

Das Erfolgsprojekt TRAINME geht in die zweite Runde. Lesen Sie dazu einen Gastbeitrag von iMOVE in der aw - afrika wirtschaft, der Mitgliederzeitschrift des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.

  • Silvia Niediek, iMOVE

TRAINME steht für Modulare Aus- und Weiterbildung für südafrikanische Berufsschullehrer im Bereich Metallbau und Elektrotechnik. Diese erfolgreiche "Train the Trainer"-Schulung realisierte das Überbetriebliche Bildungszentrum in Ostbayern gGmbH (ÜBZO) mit einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Als Mitglied im iMOVE-Netzwerk deutscher Bildungsexporteure profitiert das ÜBZO vom guten Ruf, den "Training - Made in Germany" international genießt. Die Bildungseinrichtung ist von deutschen Bildungsträgern zertifiziert und arbeitet nach anerkannten und jahrelang erprobten Standards.

An die erste TRAINME-Projektphase von 2018 bis 2021 schließt sich jetzt ein Nachfolgevorhaben nach dem TRAINME-Konzept mit dem Schwerpunkt Digitalisierung an. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der neuen Module sind die in Deutschland neu eingeführten Standardberufsbildpositionen (dazu zählen neben Digitalisierung auch Nachhaltigkeit, Recht und Sicherheit), die in TRAINME 2 dem afrikanischen Sektor für technische Berufsbildung (TVET) vorgestellt werden.

Laut Carina Adam, Projektleiterin von TRAINME, orientieren sich die Abläufe seit Beginn eng an den konkreten Anforderungen der südafrikanischen Partner und der Umsetzbarkeit der beabsichtigten Maßnahmen: "Zunächst ermittelte und analysierte die Universität Stuttgart, unser Projektpartner, die spezifischen Bedarfe vor Ort, bevor wir in Abstimmung mit dem südafrikanischen Bildungsministerium DHET (Department of Higher Education and Training) die Schulungsinhalte festlegten. In einem offiziellen Kick-off-Meeting wurden die Teilnehmer/-innen, Lehrkräfte an südafrikanischen TVET Colleges, dann auf das Schulungskonzept eingestimmt. Gleichzeitig wurden erste Fragen beantwortet und die technischen Voraussetzungen für die Teilnahme geschaffen."

Hybrides Bildungsmodell für eine optimale Lernerfahrung

Weil das bereits vorhandene Know-how der Lecturers stark variierte, wurde der ersten Praxisphase ein Selbststudium vorgeschaltet. Das konnten die Teilnehmenden über das Lernmanagementsystem (LMS) des ÜBZO und die Plattform des südafrikanischen Bildungsministeriums, den Lecturer Support Service, mit online zur Verfügung stehenden Coaches absolvieren.

In der ersten einwöchigen Präsenzphase wurde das im Selbststudium angeeignete Wissen aufgefrischt, überprüft und anhand konkreter Beispiele in die Praxis umgesetzt. So wurden zum Beispiel im Modul Pädagogik zunächst die an den jeweiligen Colleges eingesetzten Unterrichtspläne diskutiert. Dann erhielten die Teilnehmenden aus dem Bereich Elektrotechnik die Mikrocontroller, die sie zuvor in der Online-Theorie kennengelernt hatten, und konnten damit erste Programmierungen durchführen. Darauf folgte eine weitere Selbstlernphase zum praktischen Erproben und Vertiefen des Gelernten, wiederum mit online-gestützten Übungsaufgaben und den TRAINME-Dozentinnen und -Dozenten in einer Mentorenrolle.

In einer zweiten Präsenzphase am gastgebenden Ekurhuleni East TVET College in Springs (Nähe Johannesburg) wurden konkrete Strategien und Handouts für den Einsatz des im Training vermittelten Wissens an den jeweiligen Colleges erstellt und entsprechende praktische Übungen durchgeführt. Die Teilnehmenden konnten die in der Theorie besprochenen Unterrichtssequenzen mit ihren Kollegen und Kolleginnen direkt praktisch erproben, so dass am Ende der Trainingswoche alle Lecturers mit passendem Material zum direkten Einsatz in ihren jeweiligen Kursen ausgestattet waren.

Grundprinzip Anwendungsnähe für unmittelbar verwertbare Lerninhalte

In der anschließenden Implementationsphase an den technical and vocational education and training (TVET) Colleges hatte jeder Teilnehmende die Aufgabe, das Gelernte in seiner oder ihrer täglichen schulischen Praxis einzuführen. Die Ergebnisse, Herausforderungen und Erfahrungen dieser Implementationsphase wurden in einem abschließenden Follow-up-Coaching diskutiert und der Lerngruppe vorgestellt. Eventuelle Lücken im Wissen oder Schwierigkeiten bei der Umsetzung konnten in dieser letzten Präsenzphase geschlossen und  behoben werden.

Ein Highlight dieser letzten Präsenzwoche, findet Carina Adam, war ein gemeinsames Projekt der beiden Berufsgruppen: "Die von den Lehrkräften mit Schwerpunkt Metallbau am 3D-Drucker hergestellten Bauteile wurden zusammengefügt und von den Lehrkräften des Fachbereichs Elektrotechnik mit einer Steuerung ausgestattet, so dass zum Ende des Trainings alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein selbst hergestelltes und programmiertes "SMARS Robot Car" (SMARS steht für Screwless Modular Assemblable Robotic System) mit an ihr College nehmen konnten."

Damit war zwar die aktive Trainingsphase beendet, die Zusammenarbeit ging aber nach Aussage von Carina Adam weiter: "In den während des Trainings gegründeten WhatsApp-Gruppen findet bis heute ein reger Austausch zwischen den Teilnehmenden und mit den Dozentinnen und Dozenten statt. Zusätzlich konnten engagierte Lehrkräfte nach Abschluss des eigentlichen Trainings an einem Master-Trainer-Workshop teilnehmen, der aufgrund der Pandemie leider ausschließlich online stattfand. Hier wurden die Lecturers im Selbststudium, mit Übungsaufgaben und im virtuellen Klassenzimmer darauf vorbereitet, künftig selbst als Trainerin und Trainer ihre neu erworbenen Kenntnisse an weitere TVET-Lehrkräfte weiterzugeben. Die Master-Trainerinnen und -Trainer haben inzwischen damit begonnen, die Inhalte von TRAINME unter unserer Supervision selbstständig zu unterrichten. Auch dieses Konzept soll in TRAINME 2 noch weiter ausgebaut werden."

Erfolgsfaktoren

Carina Adam fasst die Erfolgsfaktoren des Projekts folgendermaßen zusammen: "Unser Ansatz bei TRAINME basiert maßgeblich darauf, die Erfahrungen und Vorkenntnisse der Teilnehmenden zu nutzen und sie zu Diskussionen anzuregen. Den Unterricht haben wir interdisziplinär gestaltet. So konnten die Teilnehmenden selbst erleben, wie der pädagogische Ansatz in das praktische Training einfließen kann. Zudem interagierten die verschiedenen Berufsgruppen in einem gemeinsamen Abschlussprojekt: Mechanikerinnen, Mechaniker und Elektrikerinnen, Elektriker arbeiteten gemeinsamen an einem Werkstück."

Alle Inhalte sowie den zeitlichen Ablaufplan stimmte das ÜBZO kontinuierlich mit dem DHET und den teilnehmenden TVET Lecturers ab, um den größtmöglichen Nutzen des Trainings sicherzustellen.

Um das Ziel "Ausprobieren statt nur Zuhören" erreichen zu können, musste das ÜBZO die praktische Umsetzbarkeit des Gelernten durchgängig gewährleisten. Alle verwendeten Materialen sind als Open Source oder mit geringem Aufwand in Südafrika zu bekommen und können eins zu eins an den Colleges umgesetzt werden. Eigenes Material der Teilnehmenden, beispielsweise "Lesson Plans", wurde in den Unterricht mit einbezogen.

Besonders freut sich Carina Adam über die Rückmeldungen der Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer: "Die Reaktionen der Teilnehmenden auf unser Lernangebot waren durchweg positiv. Sie reichen von 'The trainers were very enthusiastic and knew exactly what they were talking about' bis zu 'This was the best training I ever had'."


Links

TRAINME (englisch)

Modular training and education of South African TVET lecturers in mechanical and electrical engineering

Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft - afrika wirtschaft

Der Gastbeitrag erschien in der aw- afrika wirtschaft, Ausgabe 4/2021, Seiten 40 bis 43. Die aw - afrika wirtschaft ist die Mitgliederzeitschrift des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft und erscheint alle drei Monate.


Quelle: aw - afrika wirtschaft, Mitgliederzeitschrift des Afrika-Verein, Ausgabe 4/2021