Chinesen holen sich Hilfe bei der Altenpflege

Die langjährig verordnete Ein-Kind-Politik Chinas bringt jetzt Probleme bei der Betreuung der Alten, die zuvor im Familienverband geleistet wurde. Außerdem existiere in China keine spezielle Altenpflege-Ausbildung. Sie soll nun eingeführt werden.

Das Deutsch-Chinesische Institut für Altenpflege nimmt Fahrt auf und ist am Dienstag wieder an seinen Ursprungsort zurückgekehrt. In der Stadt Köthen hatten Sen Wang, der die China-Kontakte der Hochschule Anhalt koordiniert, und der ehemalige Landtagsabgeordnete Herbert Hartung Anfang 2016 die zündende Idee zur Kooperation mit dem fernöstlichen Land in Sachen Altenpflege.

Letztendlich gründeten im März 2017 die Burchard Führer GmbH, das Institut für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege gGmbH (IWK), die Beijing Zuofu Culture und Technology Co. Ltd. sowie mehrere Hochschulen für Krankenpflege aus verschiedenen chinesischen Provinzen die Einrichtung mit Sitz in der Stadt Dessau-Roßlau.

Informationsbesuch zur deutschen Pflegebranche in Köthen

"Jetzt wird das Institut mit Leben gefüllt", sagt Jeannette Eckert-Ulrich in der Köthener Lohmannstraße. Dort hat der gemeinnützige Bildungsträger IWK seinen Sitz. Eckert-Ulrich, die für alle IWK-Standorte in Sachsen-Anhalt zuständig ist, erwartet eine chinesische Delegation aus Handan, einer Stadt mit fast zehn Millionen Einwohnern.

Vertreter dortiger Hochschulen und des Bildungsdezernats der Stadt haben sich bereits Einblicke in die deutsche Pflegebranche mit dem besonderen Augenmerk auf den Bereich Ausbildung verschafft. Nun kommen sie nach Köthen, um eine Kooperationsvereinbarung zu unterzeichnen. Sen Wang dolmetscht, die Stimmung ist gelöst. Die Partnerschaft ist spürbar und die Unterschriften sind rasch aufs Papier gebracht.

Ein-Kind-Politik bringt jetzt Probleme bei der Betreuung der Alten

"China muss auf dem Gebiet der professionellen Altenpflege etwas tun", sagt Eckert-Ulrich. Die langjährig verordnete Ein-Kind-Politik bringe jetzt Probleme bei der Betreuung der Alten, die zuvor im Familienverband geleistet wurde. Außerdem existiere in China keine spezielle Altenpflege-Ausbildung.

Sie soll nun eingeführt werden. Und die deutschen Unternehmen, wie etwa die Altenpflegeeinrichtungen der Burchard Führer GmbH, benötigen Fachkräfte. Kurzum, nachdem die Interessenten in China eine Ausbildung in der allgemeinen Pflege abgeschlossen und die deutsche Sprache erlernt haben, kommen sie zum IWK.

Dort werden sie weitergebildet, damit sie in Deutschland als Altenpfleger arbeiten können, erklärt Eckert-Ulrich. Natürlich werde man auch von deren Erfahrungen und Kenntnissen profitieren. "Anfang 2018 sollen die ersten chinesischen Auszubildenden kommen", sagt Eckert-Ulrich. "Derzeit befinden sie sich noch in der Sprachausbildung."

Fünf Lehrkräfte aus der Stadt Yichang in Köthen erwartet

Ende Juli wurden indes schon fünf Lehrkräfte einer Hochschule aus der Stadt Yichang erwartet. "Sie wollen unsere Ausbildung in der Altenpflege kennenlernen, um dann die gewonnenen Erkenntnisse in die Lehre an ihrer Hochschule einfließen zu lassen."


Quelle: MZ – Mitteldeutsche Zeitung, mz-web.de, 14.06.2017