Argentinien, Uruguay: Gute Ausbildung ist Grundlage für funktionierende Wirtschaft

Bundesratspräsidentin Malu Dreyer reiste Mitte Mai 2017 nach Uruguay und Argentinien. In beiden Ländern ging es unter anderem um Wirtschaft und Bildung. "Um die Wirtschaft in unseren jeweiligen Ländern langfristig erfolgreich zu gestalten, müssen wir eine gute Bildung und Ausbildung garantieren", betonte die Bundesratspräsidentin.

Am Morgen traf Malu Dreyer mit der Außenministerin Argentiniens, Susana Malcorra, zusammen. Dreyer tauschte sich mit der Ministerin ebenso wie mit ihren vorherigen Gesprächspartnern über die Liberalisierung und Weltmarktintegration Argentiniens unter der neuen Regierung aus, insbesondere über mögliche außenwirtschaftliche Kooperationen.

Neue Wege für außenwirtschaftliche Kooperationen

Ein Beispiel einer Wertschöpfungskette zwischen Argentinien und Deutschland zeigte der Besuch der Produktionsstätte von SCHOTT Envases Argentina in Buenos Aires, einer Tochter der SCHOTT AG. Die Produktionsstätte trägt nicht nur zum Umsatz des Gesamtunternehmens bei, es wird auch hochwertiges Rohglasmaterial aus Deutschland zu Ampullen verarbeitet und nur auf dem regionalen Markt in Argentinien, Uruguay und Paraguay verkauft.

"Aus deutscher Perspektive ist das eine Wertschöpfungskette, die entgegengesetzt zu dem uns meist bekannten Verlauf liegt. Das zeigt, wie wir voneinander profitieren können – in uns bekannten Weisen, aber auch auf neuen Wegen", erläuterte die Bundesratspräsidentin.

"Eine funktionierende Wirtschaft braucht, egal wo auf der Welt, gut ausgebildete Nachwuchskräfte", betonte Malu Dreyer.

Deshalb besuchte sie am Mittwoch auch die Deutsche Schule "Instituto Ballester", die Schüleraustausche nach Deutschland ermöglicht. 2011 erhielt die Schule das Qualitätssiegel "Exzellente Deutsche Auslandsschule".

Eine Besonderheit ist das Berufsbildungszentrum, das in Kooperation mit der Auslandshandelskammer eine duale Ausbildung ermöglicht. Rund 35 junge Menschen bildet die Schule jährlich in kaufmännischen Ausbildungsberufen aus.

"Das System der dualen Ausbildung etabliert sich zunehmend in anderen Ländern. Darauf können wir stolz sein. Auch im Bildungsbereich gibt es viel, was wir voneinander lernen und wo wir uns gegenseitig unterstützen können", erklärte die Bundesratspräsidentin. In individuellen Gesprächsrunden diskutierten sie sowie Vertreter und Vertreterinnen ihrer Delegation zudem mit Schülern und Schülerinnen über deren Erfahrungen bei der Bildung und Ausbildung.

Außerdem sprach Dreyer mit Schülerinnen und Schülern des Instituts, die in einem deutschsprachigen Kinderheim untergebracht sind. Die in sozial schwachen und in Not geratenen Kinder werden dort verpflegt, gekleidet und erhalten eine Schulausbildung. "Jedes Kind verdient eine Chance, wozu das Kinderheim einen zentralen Beitrag leistet", lobte die Bundesratspräsidentin.

Bundesratspräsidentin Malu Dreyer in Uruguay: Bildung als Schlüssel zum Erfolg

Bundesratspräsidentin Malu Dreyer und ihre Delegation sind am Mittwochabend zur zweiten Station ihrer Reise in die uruguayische Hauptstadt Montevideo geflogen. Uruguay und Deutschland pflegen traditionell sehr gute Beziehungen, insbesondere in Politik und Wirtschaft, Kultur und Bildung.

Es gibt zahlreiche Besuchskontakte: "2016 war der damalige Bundespräsident Joachim Gauck zu einem Staatsbesuch vor Ort, erst im Februar 2017 Uruguays Staatspräsident Tabaré Vázquez zu Gast in Berlin", sagte die Bundesratspräsidentin. "Aktuell ist die Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit eines unserer gemeinsamen Ziele. Hierfür möchte ich bei meinem Besuch weitere Schritte machen."

Der erste Termin in Montevideo widmete sich einem der Schwerpunkte ihrer Bundesratspräsidentschaft: Dem Gespräch mit jungen Menschen. "Wie gestalte ich Politik?" Diese Frage stellte das Schülerparlament der Deutschen Schule Montevideo, die in diesem Jahr ihr 160-jähriges Bestehen feiert.

"Die Gelegenheit, mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, hatte ich auf unserer Reise schon mehrfach, so auch jetzt in Montevideo. Ich möchte junge Menschen verstärkt in die Politik einbeziehen, denn es ist ihre Zukunft, die wir heute gestalten", erklärte die Bundesratspräsidentin.

"Es ist wichtig, ihre Stimmen zu hören, sie politisch und allgemein zu bilden. Das Thema Bildung hat in Uruguay einen sehr hohen Stellenwert. Das ist äußerst lobenswert, denn ich bin überzeugt, dass es der Schlüssel zum Erfolg ist", so Dreyer.

Großes Interesse an dualer Ausbildung

Über Bildung sprach die Bundesratspräsidentin auch bei ihrem Gespräch mit dem Staatssekretär für Wirtschaft und Finanzen, Pablo Ferreri. Uruguay zeigte in der Vergangenheit Interesse am deutschen Modell der beruflichen Bildung. Die Universidad del Trabajo arbeitet mit der Auslandshandelskammer zusammen, plant ein Pilotprojekt zur dualen Ausbildung für Elektriker und Mechatroniker.

"Aus meiner Erfahrung als Ministerpräsidentin kann ich die Bedeutung beruflicher Bildung nur unterstreichen", so die Bundesratspräsidentin. Darüber hinaus waren, wie schon in Argentinien, Handelsbeziehungen ein wichtiges Thema des Gesprächs. "Deutschland ist für Uruguay der wichtigste Handelspartner in der EU. Staatspräsident Vázquez warb bei seinem Besuch in Deutschland um deutsche Investoren. Meine Delegation und ich wollen gerne unterstützen und die Beziehungen ausbauen."

Politische und wirtschaftliche Offenheit in Uruguay

Bei einer Gesprächsrunde der Friedrich-Ebert-Stiftung sprach die Bundesratspräsidentin außerdem mit jungen Repräsentanten und Repräsentantinnen des Regierungsbündnisses Frente Amplio sowie des Dachverbandes der Gewerkschaften. Themen waren die programmatische Erneuerung der Frente Amplio und die politische Partizipation von jungen Menschen, insbesondere Frauen.

"In Uruguay finden wir eine andere Situation vor als in Argentinien. Das Land zeigt seit vielen Jahren eine politische und wirtschaftliche Offenheit. Die Wirtschaft des Landes gilt als eine angesehene Mischung aus marktwirtschaftlichen und sozialen Elementen mit einem soliden Wachstum im letzten Jahrzehnt. Bürgerrechte wurden gestärkt, Bildung hat einen hohen Stellenwert. Die Regierung hat bereits viel erreicht", erläuterte sie. "Gleichzeitig gibt es gesellschaftliche Probleme wie eine hohe Kinderarmut und unzureichende Frauenförderung, die es zu lösen gilt. Die Gespräche haben uns einen tiefergehenden Eindruck von der Lage in Uruguay ermöglicht. Dafür danke ich meinen Gesprächspartnern", resümiert Malu Dreyer.


Quelle: Bundesrat, bundesrat.de, 10.05.2017 und 11.05.2017