Brasilien erwartet Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent

Brasilien ist der wichtigste Wirtschaftspartner Deutschlands in Lateinamerika. Besondere Wachstumsmärkte in Brasilien sind die Bereiche Agribusiness sowie Energie und Infrastruktur.
Diese Bereiche bilden gleichzeitig die Schwerpunkte der 22. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage, die am 21. und 22. Juni 2004 in Stuttgart unter dem Motto "Wachstum und Investitionen - Prioritäten für Deutschland und Brasilien" stattgefunden haben.

"Es gibt ein enormes Potenzial für die bilaterale Kooperation der Wirtschaft, wenn die Rahmenbedingungen stimmen", erklärte BDI-Präsident Michael Rogowski vor über 400 Vertretern aus Wirtschaft und Politik beider Länder. Nachdrücklich ermutigte Rogowski die Regierungen beider Länder, ihren Reformkurs konsequent fortzusetzen. Politisch stand das Thema EU-Mercosur-Freihandelsverhandlungen, die sich momentan in einer kritischen Phase befinden, im Vordergrund. Rogowski forderte die Beteiligten auf, mit aller Kraft an diesem Ziel zu arbeiten und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten zu zeigen. "Von der Bundesregierung wünsche ich mir, dass sie in Brüssel im Interesse der deutschen Wirtschaft mit einer Stimme spricht.", so Rogowski. Das Integrationsvorhaben dürfe nicht an Differenzen in einigen wenigen Bereichen oder an nationalen Einzelinteressen scheitern. Luiz Fernando Furlan, Minister für Entwicklung, Industrie und Außenhandel Brasiliens, erklärte, dass Deutschland und Brasilien eine besondere Verantwortung für diesen Verhandlungsprozess trügen: "Sie sollten deshalb die Lokomotive sein."

Der brasilianische Vizeaußenminister, Samuel Pinheiro Guimarães, unterstrich die guten Ergebnisse der deutschen Unternehmen in Brasilien sowie die Bedeutung der Förderung der bilateralen Beziehungen für Handel, Investitionen und Technologie: "Deutschland hat eine fundamentale Rolle in der Industrialisierung Brasiliens gespielt und sollte auch ein starker Partner in der neuen Phase der Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft in Brasilien sein."

Zu den dynamischsten und wettbewerbsfähigsten Wirtschaftzweigen Brasiliens gehört Agribusiness. Im vergangenen Jahr zeichnete der Bereich für 42 Prozent der brasilianischen Exporte verantwortlich (plus 23,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Der Sektor erwirtschaftet heute 34 Prozent des brasilianischen BIP (2002: 29 Prozent) und sichert annähernd 40 Prozent aller Arbeitsplätze. In mehreren Produktkategorien gilt Brasilien mittlerweile als größter Exporteur weltweit, wie z. B. bei Zucker, Kaffee, Rindfleisch, Hühnerfleisch, Soja, Orangensaft und Tabak. Konkrete Ansatzpunkte für eine bilaterale Kooperation werden z. B. im Bereich Bioethanol oder auch bei Bioprodukten gesehen.

Voraussetzung für die Realisierung eines kontinuierlichen Wachstumspfades der Wirtschaft ist ein Ausbau der brasilianischen Infrastruktur. Die brasilianische Regierung hat hierzu ein Investitionsprogramm in Höhe von über 100 Milliarden US$ über die nächsten Jahre aufgelegt. Im Rahmen einer vom BDI betreuten bilateralen Infrastruktur-Initiative haben deutsche Firmen bereits konkretes Interesse an Projekten im Bereich Erneuerbare Energien gezeigt. Wichtige Voraussetzung für ein breiteres Engagement deutscher Unternehmen im brasilianischen Infrastruktursektor sei jedoch, wie Rogowski betonte, eine stärkere staatliche Unterstützung bei der Finanzierung von Projekten.

Quelle: iXPOS-Newsletter 24/2004