Saudi-Arabien muss Bildungssystem ausbauen

Das hohe Bevölkerungswachstum in Saudi-Arabien sowie die Modernisierung der Wirtschaft erfordern enorme Investitionen in das Bildungssystem. Eine regional bedeutende Fachmesse im März in Jeddah bietet gute Möglichkeiten zum Markteintritt.

Das hohe Bevölkerungswachstum in Saudi-Arabien sowie die Modernisierung der Wirtschaft erfordern enorme Investitionen in das Bildungssystem. Grund-, Hochschul- und Berufsbildung boomen. Die Privatisierung staatlicher Schuleinrichtungen auf BOT-Basis ("build, operate and transfer") ist angelaufen. Der Weiterbildungsmarkt ist jedoch noch begrenzt. Auch deutsche Bildungsanbieter und Ausrüster sollten die wachsenden Geschäftschancen nutzen. Eine regional bedeutende Fachmesse in Jeddah bietet gute Möglichkeit zur Geschäftsanbahnung.

Die schnell wachsende Bevölkerung übt einen enormen Druck auf das Bildungssystem und den Arbeitmarkt Saudi-Arabiens aus. Die Einwohnerzahl von gegenwärtig ca. 26 Mio. Menschen, darunter 50 % unter 16 Jahre, wird sich laut offiziellen Schätzungen bis zum Jahr 2020 auf rund 47 Mio. erhöhen.

Die Regierung gibt jährlich enorme Summen aus, um die Bevölkerung des Königreichs für die Herausforderungen der Globalisierung und des nationalen Entwicklungsprozesses zu wappnen. Das Jahresbudget der Regierung für Bildung und Ausbildung beläuft sich im Jahr 2005 auf 70,1 Mrd. Saudische Rial (das entsprich 18,69 Mrd. US-Dollar). Damit bestreitet Saudi-Arabien laut offiziellen Angaben die siebtgrößten Bildungsausgaben in der Welt. Bis 2020 werden schätzungsweise über 24 Mrd. US-Dollar für das jährliche Bildungs- und Ausbildungsbudget notwendig sein. Die Bildungsausgaben Saudi-Arabiens übersteigen 9 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), gegenüber einem Weltdurchschnitt von 5 %.

Hieraus ergeben sich zunehmend lukrative Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Bildungsanbieter sowie Lieferanten von Ausrüstungen, Gerät und Technologien für den Neu- und Ausbau von Bildungseinrichtungen. Deutsche Firmen sind auf dem saudiarabischen Bildungsmarkt bisher nicht bzw. kaum vertreten, sollten aber in Zukunft die sich bietenden Chancen nutzen, vor allem mit Nischenprodukten bzw. -dienstleistungen.

Das Budget 2005 stellt unter anderem 14 Mrd. (3,73 Mrd. US-Dollar) für den Bau von neuen Jungen- und Mädchenschulen sowie Ausgaben für Erneuerung und komplette Ausrüstung von ca. 2.000 Schulen mit neuen Schulmöbeln, Geräten, Anlagen, Laboren und Computern bereit.

Inzwischen beginnen Teile der Regierungs-Fonds im Rahmen des Privatisierungsprogramms in den Bildungssektor mittels offizieller Ausschreibungen für den Bau von 400 Jungen- und Mädchenschulen zu fließen. Sie werden vom Privatsektor im BOT-Modell finanziert. Zu weiteren Bereichen, die kürzlich für ein künftiges Engagement des Privatsektors ins Auge gefasst wurden, gehören: Instandhaltung von Schulen des Bildungsministeriums und Privatisierung der saudiarabischen Schulen im Ausland sowie von Hochschuleinrichtungen wie Spiel- und Sportanlagen, Swimming Pools, Laboratorien und Kantinen.

Berufsausbildung spielt eine große Rolle im Regierungsprogramm zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit von offiziell über 15 %. Bei einer Geburtenrate von 4 % werden jährlich schätzungsweise 250.000 potenzielle männliche Jobsucher geboren. Die Regierung will die Arbeitslosigkeit laut Plan innerhalb von fünf Jahren "ausrotten". Sie will dies durch "Saudiarabisierung" (Einstellung von saudiarabischen anstelle von ausländischen Arbeitskräften) und weitere Förderung des bereits gedeihenden Privatsektors - er soll 120.000 Saudis pro Jahr einstellen - sowie bessere Bildung und Berufsausbildung erreichen.

Im Jahr 2004 gab es 34 Berufsausbildungszentren, 16 höhere Handelsschulen, zehn industrietechnische Schulen, drei Landwirtschaftsschulen und fünf sog. Technical Inspectors Institutes. Die Berufsbildungszentren werden von der General Organisation for Technical Education and Vocational Training (GOTEVOT) geleitet.

Diese Bildungseinrichtungen, so wird geschätzt, werden in den kommenden drei Jahren rd. 300.000 junge Saudis ausbilden.

Die Nachfrage nach Weiterbildung ist jedoch noch begrenzt. Sie ist sicherlich im Bereich der medizinischen Ausbildung und im gesamten informationstechnischen Bereich vorhanden. Künftige Chancen für Weiterbildungsaktionen bestehen laut Beobachter jedoch fast nur im Rahmen von ausländischen Investitionen in Saudi-Arabien.

Obgleich die saudiarabische Regierung viel in berufliche Bildungseinrichtungen investiert, sind die Erfolge für die nationale Volkswirtschaft nach Meinung von Experten immer noch mager. Ein junger Saudiaraber lasse sich zwar zum Kraftfahrzeug-Schlosser ausbilden. Aber es falle ihm äußerst schwer, selber einen Schraubschlüssel in die Hand zu nehmen und einen Ölwechsel vorzunehmen. Er bevorzuge, eher als Manager in einem Geschäft für Kraftfahrzeug-Ersatzteile zu arbeiten.

Ausländischen Investoren ist es seit der Einführung des neuen Investitionsgesetzes im Mai 2000 gestattet, 100 %iges Eigentum an Bildungseinrichtungen im Königreich zu halten. So ist es Ausländern möglich, Universitäten, Schulen, Ausbildungszentren usw. einzurichten und diese zu besitzen.

Deutsche Unternehmen, die Interesse an Investitionen im saudiarabischen Bildungssektor haben, können sich über die German Saudi Arabian Liaison Office for Economic Affairs in Riad oder über die dortige deutsche Botschaft an das Erziehungsministerium wenden. Sie können sich auch direkt an die saudiarabische Investitionsbehörde richten, deren Anschrift sowohl bei den genannten deutschen Institutionen in Riad als auch der Bundesagentur für Außenwirtwschaft erhältlich ist.

Eine gute Möglichkeit für Neueinsteiger zur Präsentation der eigenen Angebotspallette sowie zur Kontaktaufnahme und Geschäftsanbahnung bietet die "12th middle east educatin & training exhibition & symposium" (MEETES) vom 5.3.06 bis 9.3.06 in Jeddah (Jeddah International Exhibition & Convention Centre). Die Bildungsmesse wird von Saudi-Arabiens führenden Messeveranstalter Al-Harithy Company for Exhibitions Limited aus Jeddah organisiert.

An der MEETES 2005 nahmen 157 Aussteller aus 13 Ländern (Ägypten, Australien, Bahrain, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, Kanada, Indien, Libanon, Malaysia, Schweiz und VAE) teil, darunter auch der Deutsche Akademische Austauschdienst DAA, der am 1.1.06 ein Regionalbüro in Abu Dhabi eröffnen wird. Die Messe zählte 9.018 Besucher (plus 25 % gegenüber 2004) v.a. aus Saudi-Arabien und den Nachbarländern.

Die breite Palette der Ausstellungen reichte von Fernstudium, Universitäten und Fachhochschulen, Privatschulen, Sprachschulen und -zentren, audiovisuelles und Computertraining sowie Software, Berufsaus- und Weiterbildung über Bildungsausrüstungen und Zubehör, Lehrbücher und -pläne, bis zu Schulmöbel und -systemen.

Kontaktanschriften:

German Saudi Arabian Liaison Office for Economic Affairs
Delegation of German Industry and Commerce
MeezanTower, ntersection of Olaya Main St. and Makkah Road
P.O. Box : 61695, Riyadh : 11575
Telefon: 009661/4 62 38 00, Fax: -4 62 87 30
Internet: http://www.ahk-arabia.com/

Al Harithy Co for Exhibitions Ltd
Po Box 40740, 21511 Jeddah
Tel.: 009662/6 54 63 84, Fax: -6 54 68 53, Internet: http://www.acexpos.com/ 


Quelle: Bundesagentur für Außenwirtschaft, bfai