Polen: Neue Initiativen zur Verbesserung der Weiterbildung

Ein Problem Polens besteht darin, dass das im Rahmen der Lissabon-Strategie festgelegte Konzept des lebenslangen Lernens durch die relevanten Gesetzestexte (das Gesetz über das Bildungssystem, das Gesetz zur Förderung der Beschäftigungs- und Arbeitsmarktinstitutionen sowie das Arbeitsrecht) nicht vollständig abgedeckt wird. Um dieses Problem zu lösen, werden derzeit verschiedene Gesetzesinitiativen geprüft, darunter der Entwurf eines neuen Gesetzes über das Bildungssystem, mit dem alle Fragen rund um das lebenslange Lernen abgedeckt würden.

Ein weiteres deutliches Problem betrifft die Abstimmung zwischen den an der Weiterbildung beteiligten Institutionen; besondere Problembereiche sind hierbei die von den Arbeitgebern organisierte Berufsvermittlung oder die Ausbildungs- und Jobchancen für Menschen mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten. Erforderlich ist in dieser Situation eine zügige Umsetzung der vorrangigen Maßnahme „Kooperation und Partnerschaft”, die im Rahmen der „Strategie für die Entwicklung der Weiterbildung bis 2010” vorgesehen ist.

Ein weiterer Problembereich ist die Frage der Qualitätssicherung bei Weiterbildungsinstitutionen, die nicht Teil des formalen Bildungssystems sind. Um die Lage
zu verbessern, wurde von der zuständigen Aufsichtsbehörde ein Zulassungssystem für Anbieter eingeführt. Zu den Ausbildungsinstitutionen, die eine Zulassung beantragen dürfen, gehören nun auch nichtöffentliche Einrichtungen, die nach dem Gesetz über das Bildungssystem oder anderen Gesetzen (wie dem Gesetz über die Freiheit der wirtschaftlichen Betätigung) operieren.

Qualität in der Weiterbildung hat auch etwas mit zunehmender Mobilität der Arbeitnehmer, mehr Transparenz der Qualifikationen und Anerkennung von Bescheinigungen und Abschlüssen zu tun. In diesen Punkten sollen mit dem Europass-Portfolio Verbesserungen erzielt werden.

Das System zur Unterstützung des Fernunterrichts in Polen steckt noch in den Kinderschuhen. Laut „Konzept für die Umsetzung von Fernunterricht in Polen”, einem Dokument des Ministeriums für nationale Bildung und Sport, ist vorgesehen, ein nationales Zentrum für Fernunterricht sowie entsprechende regionale und lokale Zentren zu schaffen.

Der letzte Punkt, der dringend angegangen werden muss, ist die Anerkennung von beruflichen Qualifikationen, die durch nichtformales und informelles Lernen erworben wurden. Erreicht werden könnte dies mit dem unlängst entwickelten nationalen Modell für berufliche Qualifikationsstandards, die an bestehende Prüfungs- und Lehrplanstandards anknüpfen.

In der Praxis werden die starren Lehrplanstandards in zunehmendem Maße durch modulare Berufsbildungslehrpläne ersetzt. Dieses neue System wird durch eine elektronische Datenbank unterstützt, die einen Zugang zu modularen Berufsbildungslehrplänen und nationalen beruflichen Qualifikationsstandards ermöglicht.


Lebenslanges Lernen wird zwar oft im Zusammenhang mit Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit betrachtet, betrifft aber letztendlich die gesamte Gesellschaft - das heißt auch Kinder, Jugendlichen und ältere Menschen. Um diese werden sich der Staat und auch die Bürger selbst als nächstes besonders kümmern müssen.


Quelle: http://www.cedefop.europa.eu/EN