China: Berufsschullehrer aus Shanghai "Die Deutschen sind nett - aber penibel"

Berufsschullehrer aus Shanghai begutachten in Cham das deutsche duale Ausbildungssystem — und sollen es in China etablieren.

Vor acht Wochen kamen die Berufsschullehrer aus Shanghai nach Cham. Sie wollen das duale Ausbildungssystem in Deutschland kennenlernen. Der Austausch wurde gemeinsam vom Kultusministerium, der Hanns-Seidel-Stiftung und der Volkshochschule (vhs) Cham organisiert.

Von der deutschen Ausbildungsform haben sich insgesamt 24 Lehrer aus Shanghai etwas abgeschaut. Sie sind in China Experten der professionellen Bildung und unterrichten in ihrem Heimatland an berufsspezifischen Ausbildungsstätten.

Siegfried Zistler, Oberstudiendirektor der Werner-von-Siemens-Schule in Cham, hat sechs von den Austauschlehrern an seiner Schule hospitieren lassen. "Sie sind Spezialisten im Bereich Elektro", sagt Zistler. Zwei Wochen am Stück waren die chinesischen Lehrer in der Berufsschule in Cham.

Austauschlehrer hielten Unterricht

Seminarleiter Franz Kohl betreute die Lehrkräfte. Im Unterricht wurde geschraubt und verkabelt. Gelernt haben die Berufsschüler zusammen mit den asiatischen Experten am Gerät, getreu dem Motto "Learning by doing".

Außerdem konnten Schüler und Lehrer ihren Umgang mit anderen Kulturen verbessern. Das heißt: Nicht nur die Berufsschullehrer aus Shanghai lernen Neues dazu, sondern auch die Chamer Auszubildenden – quasi eine perfekte Symbiose.

"Die Lehrer haben auch einen eigenen Unterricht gehalten", sagt Zistler. Das Kursmaterial haben sie von der Werner-von-Siemens-Schule gestellt bekommen. Den Unterricht mussten die Austauschlehrer ganz im deutschen Lernstil halten.

Die Berufsschullehrer aus Shanghai haben ihre Zeit in Deutschland aber nicht nur mit Lernen verbracht. Sie haben große und kleinere Städte der Bundesrepublik besucht: Berlin, Köln und München sowie Straubing, Regensburg und Bamberg. Die Städtetrips fanden jeweils an den Wochenenden statt. Dadurch konnten die asiatischen Fachkräfte die deutsche Kultur kennenlernen.

"Einmal sind wir auch nach Dillingen gefahren", sagt He Furong, der Dolmetscher der chinesischen Austauschgruppe, "da war aber das Lehrerfortbildungszentrum". Dort haben sie etwas über den didaktischen Unterricht erfahren.

Die leckeren Bratwürste

Deutschland finden die Berufsschullehrer sehr schön. Vor allem die Landschaft und das Engagement am Umweltschutz faszinieren sie. Die Deutschen finden sie sehr nett und hilfsbereit. "Aber sie sind auch sehr penibel", sagt Furong.

Die chinesischen Fachlehrer haben in den Städten viel eingekauft, vor allem Anzüge und Handtaschen. "Die sind billiger als in China", erklärt Furong. Das deutsche Essen schmeckt ihnen gut. "Die kleinen Bratwürste sind total lecker." Die bayerische Kost ist den Asiaten ein bisschen zu herzhaft. In ihrer Region mögen es die Gäste aus Fernost lieber süß und mit ganz viel Zucker.


Quelle: Mittelbayerische, mittelbayerische.de, Gemeinde Cham, 07.12.2016