Austausch mit Russland: Praxisnah und zukunftsweisend

Bilateraler Austausch für bessere Berufsbildung: Die Russische Föderation und Deutschland kooperieren intensiv.

Es war die zehnte Besprechung in vier Jahren, zu der sich die russisch-deutsche Arbeitsgruppe zur Berufsbildung im Juni 2016 in München traf. "Wir haben auch gleich die Ausrichtung unserer Zusammenarbeit in der Zukunft definiert", berichtet Ekatarina Esenina, leitendende Expertin für Berufsbildung beim russischen Föderalen Institut für die Entwicklung der Bildung (FIRO).

Sie betont, wichtig für Russland sei der Aufbau, das Management und die stabile verwaltungstechnische Verankerung eines flächendeckend funktionierenden Systems für berufliche Bildung, das sich zudem harmonisch in das nationale Qualifikationssystem einfüge.

"Das russische Interesse an der Kooperation hängt unter anderem mit der Investitionsstrategie des Landes in den Regionen zusammen", erläutert Hannelore Kress von der Zentralstelle der Bundesregierung für internationale Berufsbildungskooperation (GOVET – German Office for International Cooperation in Vocational Education and Training).

"Ein wichtiger Baustein ist dabei, dass die Regionen für Investoren Fachkräfte zur Verfügung stellen können." Bedarf an gut ausgebildetem Fachpersonal haben sowohl deutsche Firmen in Russland als auch russische Staatsbetriebe, etwa in den Bereichen Fahrzeugbau oder Flug- und Satellitentechnik. Rund 50 Berufsprofile habe man derzeit identifiziert, in denen qualitativ hochwertig ausgebildet werden soll – nach dem dualen Prinzip, mit hohem Praxisanteil und verschiedenen Lernorten.

Der Fokus liege auf dem Training der Trainer: "Wie kann man das Personal, das im Betrieb die Berufsbildung verantwortet, besser und handlungsorientierter ausbilden, um letztlich mehr qualifizierte Arbeitnehmer für russische sowie deutsche Firmen, die in Russland engagiert sind, zu gewinnen?"

Die Antwort auf diese Frage wird seit dem Deutsch-Russischen Jahr der Bildung, Wissenschaft und Innovation 2011/2012 von den Akteuren beider Länder gemeinsam erarbeitet. Auf russischer Seite sind dies neben dem FIRO das Ministerium für Bildung und Wissenschaft und die Agentur für Strategische Initiativen (ASI), auf deutscher Seite ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) der Kooperationspartner und GOVET und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) begleiten mit fachlicher Expertise.

Gemeinsam wurden unter gesetzlichen Bestimmungen, die für die russische Föderation gelten, Beispiele für beste Praxis entwickelt: In 13 russischen Regionen laufen seit 2013 Pilotprogramme zur dualen Ausbildung, um bessere Fachkräfte gewinnen zu können. "Dann ging es darum, qualitätsgesicherte Informationen im gesamten russischsprachigen Raum zu vermitteln", erläutert Hannelore Kress die Einrichtung des Online-Fachportals prof-mayak.ru, das seit November 2014 russischen Bildungsinstitutionen zur Verfügung steht.

Von juristischer Information bis hin zu Arbeitsmaterialien kann die Fachgemeinschaft der Berufsausbilder hier Unterlagen finden und herunterladen, verlinkt ist auch die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer. Die Fortführung der Kooperation steht für Ekatarina Esenina außer Frage. "2017 wird es unter anderem um die Implementierung der regionalen Ausbildungsstandards für mehr Wachstum in der Industrie gehen." Auf prof-mayak.ru soll es zudem ein virtuelles Lernzentrum geben, in dem Ergebnisse aus Workshops oder Ausbildereignungskursen vermittelt werden können.


Quelle: Deutschland.de, Pfad: Startseite > Wissen > Bildung & Lernen, 30.06.2016