Japan: Rekordhoch bei erwerbstätigen Frauen

Die Zahl der erwerbstätigen Frauen in Japan ist auf ein Rekordhoch gestiegen. Auf den ersten Blick sieht dies wie ein Erfolg der Regierung Abe aus, die mit mehr arbeitenden Frauen das Beschäftigungsniveau halten will.

 

Teilzeitarbeit von jungen Frauen boomt

 

Nach den Juni-Zahlen des Kabinettbüros stieg die Zahl der erwerbstätigen Frauen um rund 250.000 auf 27,72 Millionen Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Datenerhebung 1953. Daraus ergibt sich ein weiblicher Anteil von rund 43 Prozent an der erwerbstätigen Bevölkerung. Zum Vergleich: In Deutschland waren 46 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Frauen.

Allerdings waren rund 70 Prozent der neuen Stellen, die im Juni von Frauen besetzt wurden, Teilzeitstellen. Den größten Teil stellten Frauen zwischen 25 und 35.

Dadurch bleibt der Lohn- und Gehaltsabstand zwischen den Geschlechtern in Japan weiter hoch. Ökonomen erwarten jedoch, dass eine wachsende Zahl dieser Teilzeitstellen in Festanstellungen umgewandelt wird, weil die Zahl der Arbeitskräfte knapper wird.

 

Kindergartenbau für arbeitende Mütter

 

Die Frage ist, wie groß der Anteil der Regierungspolitik am Trend zur Frauenarbeit ist. Wegen der rasch alternden Bevölkerung schrumpft die Zahl der Erwerbstätigen und damit auch die Wirtschaftsleistung.

Zum Ausgleich sollen mehr Frauen beschäftigt werden. Daher fördert man neuerdings den Bau von Kindergärten und Tagesstätten, damit Frauen mit Kindern schneller in die Arbeitswelt zurückkehren. Allein im Fiskaljahr 2013 entstanden über 400 neue Einrichtungen. Das dürfte den aktuellen Trend zu mehr Frauenjobs stützen. Generell gibt es aber auch einen starken Trend, dass Frauen durch Teilzeitjobs dazuverdienen.

Ein zweiter Faktor scheint zu sein, dass viele Arbeitgeber ihre Mindestanforderungen für Teilzeitarbeit gesenkt haben, um überhaupt noch Arbeitskräfte zu gewinnen. So erlauben viele Einzelhändler und Restaurants ihren Mitarbeitern neuerdings, schon ab drei Stunden täglich zu arbeiten.

Andere Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass es bisher keinen grundlegenden Wandel in der Einstellungspolitik von Unternehmen gegeben hat. Relativ zu ihrem Ausbildungsniveau würde das Potenzial von Frauen in Japan relativ zu anderen Industrieländern sehr wenig ausgenutzt. Unternehmen würden Frauen immer noch wenig fördern.


Quelle: JAPANMARKT online, japanmarkt.de, 11.08.2015