Tipps für erfolgreiche Verhandlungen in Indonesien

Wer in Indonesien zurückhaltend und höflich auftritt, hat im Prinzip schon alles richtig gemacht. Bringt er zudem noch viel Zeit und Geduld mit, so steht einem erfolgreichen Geschäftsabschluss nicht mehr viel im Wege. Verhandlungen können sich über Tage hinziehen; zunächst muss zwischen den Partnern Vertrauen entstehen.

In der auf Harmonie bedachten Kultur werden Probleme gerne verdrängt und lieber nicht angesprochen. Ein Lächeln bedeutet daher in den wenigsten Fällen Zustimmung.

 

Kultur wird durch Islam geprägt

 

Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Erde. So steht es zumindest im Lexikon. Wer jedoch den südostasiatischen Archipel mit zahlreichen arabischen Staaten vergleicht, wird feststellen, dass die Religion eine vergleichsweise geringe Rolle im Alltags- und Geschäftsleben spielt. Landeskenner sprechen auch gerne von einem "gemäßigten" oder gar "liberalen" Islam.

Die uralte javanische und malaiische Kultur, in der Gelassenheit, Freundlichkeit und Harmonie vorherrschen, hat ihre Spuren hinterlassen.

Ökonomen weisen zudem gerne darauf hin, dass der Islam dem Land eine gewisse Stabilität gebe. Hervorgehoben wird, dass die meisten Einwohner keinen oder nur relativ wenig alkoholische Getränke konsumieren. Dadurch falle ein großes Gewaltpotenzial weg.

Beeindruckend niedrig fällt überhaupt die Kriminalitätsrate aus. Auf den Straßen Jakartas fühlt man sich - darin sind sich so gut wie alle "Expats" einig - fast zu jeder Tages- und Nachtzeit sicher. Selbst Kleinkriminalität stellt eine Ausnahmeerscheinung dar. Seit geraumer Zeit hat es zudem keine Bombenanschläge mehr gegeben. Trotzdem finden in Hotels und Shopping Malls immer noch - jedoch relativ laxe - Sicherheitskontrollen statt.

Rund 90 Prozent der Bevölkerung Indonesiens gehören dem muslimischen Glauben an, daneben gibt es verschiedene religiöse Minderheiten. So leben auf der Ferieninsel Bali überwiegend Hinduanhänger. Daneben gibt es auch eine kleine Minorität von Christen.

Insbesondere die chinesisch-stämmigen Indonesierinnen und Indonesier bekennen sich zu dieser Religion. Sie haben in der Vergangenheit unter teilweise blutigen Verfolgungen gelitten, so zuletzt bei den Unruhen 1997/98. Seitdem sind die meisten ethnischen Chinesen "in Deckung gegangen". Viele reden in der Öffentlichkeit nur noch in der Landessprache Bahasa Indonesia. Manche können noch nicht einmal Mandarin sprechen.

In der Hauptstadt werden die Feste der Minderheitsreligionen - unter anderem Ostern, Weihnachten oder das chinesische Neujahrsfest - ohne Probleme und mit großer Toleranz zelebriert. Die Regierung hat die entsprechenden Ereignisse sogar zu offiziellen Feiertagen erklärt. So wird in den Shopping Malls Jakartas zur Adventszeit auch gerne mal das "Ave Maria" gespielt. Protestiert hat dagegen bislang noch keiner.

Es gibt jedoch auch konservative Muslime, die sich zu kleinen, aber einflussreichen und "schlagkräftigen" Organisationen zusammengeschlossen haben. Ihnen ist vor allem das Ausschenken von Alkohol - insbesondere im Fastenmonat Ramadan - ein Dorn im Auge. Gerne wird dann schon mal eine Kneipe gestürmt und demoliert. Doch finden solche Aktionen meist außerhalb Jakartas statt.

Viele Indonesier gehen regelmäßig - das heißt fünf Mal am Tag - beten. Das kann, muss aber nicht den Bürobetrieb nachhaltig behindern. Die meisten Firmen verfügen nämlich über einen eigenen Gebetsraum. Zu Schwierigkeiten kommt es nur in bestimmten Branchen: Im Bergbau beispielsweise müssen die Arbeiter zum Beten jedes Mal an die Oberfläche kommen und sich erst einmal gründlich waschen. Das kostet viel Zeit.

Auf den Straßen in Jakarta trägt in der Regel nur jede vierte Frau Kopftuch. In den Büros können es, je nach Internationalität der Firma, auch deutlich weniger sein.

 

Deutsche haben Vorteil beim Erlernen der Landessprache

 

Bahasa Indonesia, eng verwandt mit Bahasa Malaysia, stellt die offizielle Sprache des Landes dar. Sie wird an allen Schulen und Universitäten gelehrt. Zudem gilt sie in Jakarta und anderen ökonomischen Zentren als Geschäfts- und Arbeitssprache. Doch auf der Hauptinsel Java, wo die meisten Indonesier leben - sprechen viele in der Familie und unter Freunden Javanisch. Daneben existiert noch eine Vielzahl von anderen Dialekten und Sprachen.

Die Landessprache erweist sich als eine sehr schnell und einfach zu erlernende, zumal viele Wörter aus dem Holländischen stammen. Deutsche haben daher in der Sprachschule viel weniger Schwierigkeiten als Englisch sprechende Personen. Zudem lässt sich die Grammatik auf wenigen Seiten zusammenfassen. Konjugationen, Deklinationen oder verschiedene Zeiten existieren nicht. Schon ab zehn Unterrichtsstunden kann man daher die erste kleine Unterhaltung führen. Wer oft nach Indonesien reist, sollte daher erwägen, einen Sprachkurs zu belegen.

Indonesien besteht aus ungefähr 17.500 Inseln, die sich auf einer Fläche von gut 5.000 mal knapp 2.000 Kilometer erstrecken. Allerdings ist nur die Hälfte von ihnen bewohnt. Java bildet die Hauptinsel. Insbesondere der Westen mit der Großregion Jakarta - Bogor -Bandung stellt das mit Abstand wichtigste ökonomische Zentrum dar.

In der Mitte der Insel bilden Semarang, im Osten Surabaya kleinere wirtschaftliche Hubs. Doch Java ist gemessen an der reinen Landfläche klein. Entsprechend hoch fällt die Bevölkerungsdichte aus. Daneben existieren noch die riesigen und kaum bewohnten Inseln Kalimantan und Papua, die allerdings nur zum Teil zu Indonesien gehören. Dort sind Rohstoffe in großem Umfang zu finden.

Indonesien war bis zu seiner Unabhängigkeit - mit kurzen Unterbrechungen durch die Briten und Japaner - über Jahrhunderte niederländische Kolonie. Viel ist von diesen Zeiten allerdings nicht geblieben. Die alten Handelshäuser zerfielen weitgehend, die Zahl der noch im Land lebenden Niederländer erweist sich als überschaubar.

Die meisten Indonesier zeigen sich gegenüber Ausländern sehr aufgeschlossen und freundlich. Auf der Straße wird man regelmäßig gegrüßt und angelächelt. Es herrscht insgesamt eine sehr angenehme, entspannte Atmosphäre.

Deutschland genießt in Indonesien einen hervorragenden Ruf. Nicht wenige Indonesier haben in den 1960er-, 70er- und 80er-Jahren vorzugsweise in Berlin oder Aachen studiert. Danach sind sie in ihrem Heimatland in einflussreiche Positionen in Politik und Wirtschaft gelangt. Jedoch gehen viele von ihnen bald in Rente beziehungsweise befinden sich bereits im Ruhestand.

Die ökonomischen und politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Indonesien waren bis in die Mitte der 1990er-Jahre eng. Doch nach der Asienkrise 1997/98 haben viele Unternehmen dem Land den Rücken gekehrt und sich stattdessen aufs China-Geschäft konzentriert. Die Beziehungen sind dadurch etwas eingeschlafen. Der gute Ruf ist aber geblieben. Seit 2012 spürt man wieder ein gewachsenes Interesse der deutschen Wirtschaft und Politik am größten Land Südostasiens.

 

Dos and Don'ts

 

  • Viel Zeit und Geduld mitbringen.
  • Nicht zu viele Termine in einen Tag packen.
  • Meide die vielen Feier- und Brückentage.
  • Höflich und bescheiden auftreten.
  • Probleme nie direkt ansprechen.
  • Ein Lächeln nicht falsch interpretieren.

Hinweis

Dieser Artikel wurde stark gekürzt. Die Vollversion der "Verhandlungspraxis kompakt - Indonesien" ist auf der Internetseite von Germany Trade and Invest GTAI nach einer kurzen, kostenlosen Registrierung abrufbar.


Quelle: Germany Trade and Invest GTAI, Die GTAI Online-News 23.04.2014