Hongkong: Deutsche Berufsschule als Karriereleiter

Inzwischen hat es sich herumgesprochen: Eine berufliche Ausbildung in Hongkong kann für die Karriere besonders positiv sein. Wer ohnehin vorhat, seinen beruflichen Werdegang mit Asien zu verbinden, hat mit einer abgeschlossen Berufsausbildung an der Deutsch-Schweizerischen Internationalen Schule in Hongkong beste Chancen auf einen Arbeitsplatz in der Region.


Für das Ausbildungsjahr 2008/2009 gab es 130 Bewerbungen, erzählt der Leiter des Business Colleges an der Deutsch-Schweizerischen Internationalen Schule in Hongkong, Stefan Pauli. 28 haben im September die Ausbildung aufgenommen. Für mehr reichen die Kapazitäten im Moment nicht aus. Aber in zwei Jahren wird die Schule in größere Räume umziehen, so Stefan Pauli, "dann haben wir neue Möglichkeiten, um weiter zu expandieren". Denn das Interesse an einer Berufsausbildung in Hongkong scheint ungebrochen zu sein. Pauli sagt aber auch, dass es ihm primär um Qualität geht, nicht um Quantität.

Vor allem bewerben sich Jugendliche, die eine Affinität zu Asien haben, die ihre berufliche Zukunft in dem nach wie vor boomenden Markt sehen. Dabei ist die Ausbildung an dem privaten Business College nicht billig. Etwa 3.200 Euro kostet sie im Jahr. Auch für die Unterkunft müssen die Auszubildenden selbst aufkommen, erhalten aber vom Ausbildungsbetrieb ein Lehrlingsentgelt von monatlich 570 Euro im ersten und 665 Euro im zweiten Ausbildungsjahr.

Dafür dauert die Ausbildung im Gegensatz zu Deutschland nur zwei Jahre und die Absolventen können auf einen Abschluss verweisen, der aufgrund der Qualität der Ausbildung hoch anerkannt ist. "Wir haben eine 100-prozentige Vermittlungsquote", sagt Stefan Pauli nicht ohne Stolz. Ein Drittel der in Hongkong nach dem deutschen dualen Berufsbildungssystem ausgebildeten Kaufleute für Speditions- und Logistik-Dienstleistungen sowie für Groß- und Außenhandel findet in Unternehmen in der Region einen Arbeitsplatz. Ein Teil setzt die Ausbildung an internationalen Hochschulen für Wirtschaft fort.

Klein angefangen. Dass es an der Hongkonger Deutsch-Schweizer Schule, die bereits 1969 gegründet wurde, auch eine Berufsschule gibt, geht auf die Initiative der Eltern zurück, die den Wunsch hatten, dass ihren Kindern auch nach der 10. Klasse in Hongkong Bildungsmöglichkeiten geboten werden, wobei es ein Abschluss sein sollte, der in Deutschland anerkannt wird.

1985 wurde dann an der Schule das Business College gegründet, das keine Berufsschule im eigentlichen deutschen Sinne ist. Denn die Schule musste sich den Hongkonger Gegebenheiten anpassen, um von den Behörden anerkannt zu werden, erklärt Stefan Pauli. "Berufsausbildung in Hongkong – das sind maximal sechs Wochen", sagt er. "Das duale System, wie wir es in Deutschland kennen, ist in Hongkong nur schwer zu vermitteln."

So haben die Absolventen des Colleges dann am Ende nicht nur einen deutschen Facharbeiterbrief in der Hand, sondern zusätzlich das Business English Certificate der University of Cambridge. Ein Teil der Ausbildung wird bei einem anschließenden Studium an der Northumbia University – Newcastle Business School anerkannt, so dass sie anstatt drei nur noch zwei Jahre für den Bachelor-Abschluss studieren müssen.

Zunächst wurden an der Schule Bürokaufleute ausgebildet. Sechs Berufsschüler machten 1984 den Anfang. Aufgrund des veränderten Bedarfs in den Unternehmen wurde dann Anfang der 90er Jahre begonnen, anstatt Bürokaufleuten Großhandelskaufleute auszubilden. "Der richtige Aufschwung kam aber 2003", so Pauli, "als zusätzlich die Ausbildung im Bereich Logistik eingeführt wurde." Angesichts der Bedeutung Hongkongs als Logistikdrehscheibe in der Asien-Pazifik-Region war das ein konsequenter Schritt, der die Schülerzahlen deutlich ansteigen ließ. Heute lernen in beiden Lehrjahren insgesamt 52 Jugendliche am College, davon kommen allerdings nur 14 aus der Region, darunter auch Hongkonger.

Schritt nach Asien. Das Gros der Auszubildenden kommt aus Deutschland – und das im direkten Sinne des Wortes. Was ursprünglich als Ausbildungsmöglichkeit für Kinder gedacht war, deren Eltern in Hongkong arbeiten, hat sich inzwischen zu einer attraktiven Möglichkeit für Jugendliche entwickelt, die einen ersten Schritt nach Asien wagen und internationale Erfahrungen sammeln wollen sowie dort ihre berufliche Zukunft sehen. Es ist sozusagen ein Schüleraustauschjahr in einer höheren Qualität, von dem nicht nur die Jugendlichen selbst profitieren, sondern auch die Ausbildungsunternehmen, die in der Region engagiert sind.

Um Auszubildende und Unternehmen zusammenzubringen, kooperiert das College eng mit der Deutschen Handelskammer in Hongkong. Dort gibt es einen Pool von potenziellen Ausbildungsbetrieben. Denn wie in Deutschland ist es auch in Hongkong Voraussetzung, einen Ausbildungsbetrieb zu haben, in dem die wöchentlich dreieinhalb Tage betriebliche Ausbildung absolviert werden können. Qualifizierter Nachwuchs, der im Unternehmen "auf Herz und Nieren gepüft" und interkulturell gestählt ist, ist ihnen sicher.

ChinaContact, Ausgabe Februar 2009, www.china-contact.cc