Zentrum für Berufsbildung in Mexiko eröffnet

Das Berufsbildungszentrum CEDUAL in Puebla bildet junge mexikanische Fachkräfte im Bereich der Industriemechanik aus. Es wurde von deutschen Unternehmen initiiert und weitgehend finanziert sowie von der Bundesregierung gefördert.

Schuler fördert Berufsausbildung in Mexiko

Vor zwei Jahren fasste Stefan Antel den Entschluss, eine Berufsausbildung nach deutschem Vorbild in Mexiko aufzubauen. Denn als Geschäftsführer der Tochtergesellschaft von Schuler sucht er händeringend nach qualifizierten Fachkräften für den technischen Kundendienst der modernen Pressen, die der Weltmarktführer für Umformtechnik aus Deutschland liefert. Jetzt weihte Schuler das Berufsausbildungszentrum Cedual (Centro de Especialización Dual) in Puebla offiziell ein.

Diese Art der Fachkräfteausbildung ist neu in Mexiko. Grund für Rafael Moreno Valle, Gouverneur des mexikanischen Bundesstaates Puebla, und den deutschen Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel dieses Leuchtturmprojekt gemeinsam zu eröffnen.

Eine hochrangige Delegation, darunter der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber, Professor Dieter Hundt, und der deutsche Botschafter, Edmund Duckwitz, begleiteten den deutschen Minister.

Duales System als Exportschlager

"Schuler exportiert nicht nur Pressen nach Mexiko, sondern mit Cedual auch das deutsche duale System, um das uns viele Länder in der Welt beneiden", sagte der Schuler-Vorstandsvorsitzende Stefan Klebert bei der Eröffnung. Die Ausbildung spiele bei Schuler eine zentrale Rolle zur Nachwuchs- und Fachkräftesicherung.

Das sieht auch Antel für Mexiko so: "Unsere Maschinen sind Hochtechnologie. Dafür brauchen wir entsprechende Facharbeiter. Die sind motiviert aber rar, denn es gibt in Mexiko keine solide gewerbliche Grundausbildung wie in Deutschland."

Die ersten 30 Auszubildenden begannen im vergangen September ihre Ausbildung. Der zweite Jahrgang startet in kürze. Insgesamt finden 90 Auszubildende im dem neuen Schuler-Ausbildungszentrum Platz, das nach deutschem Vorbild Industrie- und Werkzeugmechaniker ausbildet.

Grundlage ist der Rahmenplan für die Berufsausbildung in den industriellen Metallberufen. Theorie- und Praxisphasen wechseln sich wie in Deutschland miteinander ab. "Das Zentrum ist ausgestattet mit Bohr-, Dreh-, Fräs- und Schleifmaschinen sowie 30 Werkbänken. Auch der Berufsschulteil findet bei Schuler statt. Deutsche Lehrer unterrichten in einem audiovisuellen Hörsaal und drei Klassenzimmern", erklärt Antel. Ihre Ausbildung schließen die angehenden Facharbeiter nach drei Jahren mit einem Zertifikat der Industrie- und Handelskammer (IHK) ab. Dies entspricht einem deutschen Abschluss.

Für das Projekt hat Schuler ein spanisches und fünf deutsche Unternehmen gewonnen, die in dem neuen Zentrum ebenfalls ihren Nachwuchs ausbilden lassen. Neben dem Unternehmen Allgaier von Arbeitgeberpräsident Hundt sind die Unternehmen Gestamp, Luk, PWO, ThyssenKrupp Presta und ThyssenKrupp Materials mit im Boot. Zudem liegen Antel die Zusage des ersten mexikanischen Unternehmens, dem Automobilzulieferer Metalsa, des dänischen Spielzeughersteller Lego und weiteren zwei Unternehmen vor.

Die Partnerbetriebe übernehmen die Kosten für die Ausbildung im Cedual. Zudem bieten sie ihrem Nachwuchs Gehalt und Sozialleistungen. Schuler selbst bildet momentan sechs junge Mexikaner aus. Gefördert wird das Zentrum durch die deutsche Bundesregierung und den mexikanischen Staat.

Mit Blick in die Zukunft sagte Klebert abschließend: "Wir sind jetzt erst einmal in Mexiko gestartet. Der Erfolg bislang gibt uns Recht, der Einsatz lohnt sich. Wir werden nun Erfahrungen sammeln und vielleicht später auch anderswo ein solches Ausbildungszentrum eröffnen."

Die mexikanische Schuler-Vertriebs- und -Servicegesellschaft wurde 2005 gegründet. Das Unternehmen beschäftigt rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Hauptsitz Puebla und in Saltillo im Nordosten des Landes.

Zentrum für Berufsbildung in Mexiko eröffnet

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) brach Ende Juni zu einer dreitägigen Reise nach Mexiko auf. Dort eröffnete er gemeinsam mit dem Gouverneur von Puebla, Rafael Moreno Valle Rosas, das Berufsausbildungszentrum CEDUAL. Das Zentrum bildet junge mexikanische Fachkräfte im Bereich der Industriemechanik aus.

Das Berufsbildungszentrum wurde von deutschen Unternehmen initiiert und weitgehend finanziert sowie von der Bundesregierung gefördert. CEDUAL leistet nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einen Beitrag, die große Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften zu bedienen und kann zugleich Vorbild für weitere Ausbildungsstätten in Mexiko sein.

"Im wirtschaftlich aufstrebenden Schwellenland Mexiko sind gut ausgebildete Fachkräfte eine Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung des Landes", sagte Niebel. "Das Berufsbildungszentrum ist ein erfolgreiches Beispiel für die Einbindung der Privatwirtschaft in konkrete Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit."

Die Unternehmen finanzieren laut BMZ sowohl die Ausbildungskosten als auch ein Gehalt und die Sozialleistungen der Auszubildenden.

In Mexiko gibt es ein Interesse, ein System der beruflichen Ausbildung nach deutschem Vorbild aufzubauen. Der Mangel an Fachkräften wird als Wachstumshemmnis gesehen und gilt als eines der Hauptprobleme für ausländische Investoren.

Die entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Mexiko als globalen Entwicklungspartner habe einen hohen Stellenwert für Deutschland, so das BMZ. Neben der Stärkung des Bildungssektors bestehen Kooperationen im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes, dem Erhalt der Biodiversität und Erneuerbare Energien.

Während seiner Reise will Niebel diese Themen in einem Gespräch mit dem mexikanischen Umweltminister, Juan José Guerra Abud, aufgreifen. Im Mittelpunkt des Treffens soll die Zusammenarbeit im Bereich Umweltschutz, insbesondere beim Abfallmanagement und der Altlastensanierung, stehen.

Mexiko ist nicht nur Empfänger von Entwicklungsleistungen, sondern wird zunehmend auch zum Geber. So engagieren sich Deutschland und Mexiko in sogenannten Dreieckskooperationen in Bolivien, Ecuador und Paraguay. Sie treten dort gemeinsam als Geber auf und bringen ihre spezifischen Kompetenzen in die Projekte ein. Mexiko übernimmt damit als aufstrebendes Schwellenland zunehmend Verantwortung als globaler Entwicklungspartner.

"Deutschland und Mexiko arbeiten seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammen. Von dieser Partnerschaft auf Augenhöhe profitieren beide Seiten. Wir freuen uns, dass sich Mexiko selbstbewusst und engagiert in wichtige entwicklungspolitische Diskussionen einbringt", so Minister Niebel.


Quellen:
Schuler AG, Pressemitteilung 22.06.2013 (oben)
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ, Pressemeldung, 21.06.2013 (unten)