Meldungen der Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer zu Ägypten

Bei Menschen mit einfacher Schulbildung betrug die Arbeitslosigkeit Ende 2008 mehr als 50 Prozent. Für die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und Ägypten, unter anderem im Bildungsbereich, wird eine positive Bilanz gezogen. Industrieminister Rashid betont den hohen Stellenwert von Human Resource gerade in Krisenzeiten.


Die Deutsch-Arabische Industrie- und Handelskammer (DAIHK) berichtet im DAIHK-Newsletter Juni 2009:
 

  • Arbeitslosigkeit steigt

    Inzwischen machen sich die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Nach staatlichen Angaben ist die Arbeitslosenquote im letzten Quartal 2008 auf 8,8 Prozent beziehungsweise 2,2 Millionen gestiegen. Damit waren 88.000 Menschen mehr arbeitslos als im vorhergehenden Quartal.

    In städtischen Gebieten lag die Quote bei 12,5 Prozent, in ländlichen bei 6,2 Prozent. Unter Hochschulabsolventen betrug die Arbeitslosigkeit 21,8 Prozent, während sie bei denjenigen mit einer einfachen Schulausbildung bei 53,9 Prozent lag.

    Ein weiterer Anstieg ist zu erwarten, weil im Ausland, insbesondere in den Golfstaaten, lebende Ägypter zunehmend ihre Arbeitsplätze verlieren und in ihre Heimat zurückkehren. Dieser verstärkte Zustrom von qualifizierten Arbeitskräften hat zudem den weiteren Effekt, dass Unternehmen Mitarbeiter zu günstigeren Konditionen anwerben können. Außerdem sind auch von lokalen Firmen Entlassungen zu erwarten.

    Mit jedem Prozentpunkt, mit dem die Wirtschaft sinkt, wächst die Arbeitslosenquote um 0,5 Prozent. Aktuell wurde gemeldet, dass die Quote im ersten Quartal 2009 bereits auf 9,4 Prozent gestiegen ist. Ein weiteres Anwachsen um 0,6 Prozentist nicht unwahrscheinlich. Um genügend Jobs für die jährlich 650.000 jungen Berufseinsteiger bereitstellen zu können, ist ein Wirtschaftswachstum von mindestens 6 Prozent erforderlich.
     

 

  • Positive Bilanz der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Ägypten-Europäische Union

    Im Jahr 2008 wurde die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und Ägypten weiter ausgebaut. In verschiedenen Wirtschaftsbereichen konnten Verhandlungen abgeschlossen werden wie bei Agrarprodukten, Fertignahrungsmitteln oder Fischprodukten. Andere Verhandlungen, wie die Liberalisierung von Dienstleistungen oder Mechanismen für die Beilegung von Handelsstreitigkeiten dauern noch an.

    Im Jahr 2008 blieb die Europäische Union Ägyptens stärkster Handelspartner. Ägyptens Exporte in die Europäische Union wuchsen um 13,1 Prozent, während Exporte in die Europäische Union um 22 Prozent anstiegen. Das gesamte Handelsvolumen betrug im Jahr 2008 rund 20 Milliarden EURO.

    Im Energiebereich wurde im Dezember ein Memorandum of Understanding für eine strategische Partnerschaft unterzeichnet. Kernbereiche sind die Energiemarktreform, die Förderung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz. Darüberhinaus soll in diesem Jahr außerdem ein nukleares Sicherheitskooperationsprogramm entwickelt werden.

    Ägypten bleibt einer der Hauptnutznießer der finanziellen Unterstützung der Europäische Union in der Region. Im Rahmen des Europäischen Nachbarschaftsprogramms (ENPI) wurden 558 Millionen EURO und weitere 10 Millionen EURO für Bildung für die Jahre 2007 bis 2010 bereitgestellt.

    2008 erhielt Ägypten 149 Millionen EURO zur Optimierung der öffentlichen Verwaltung, Verbesserung vom Zugang zum und Qualität vom öffentlichen Nahverkehr, des Bildungssystems sowie Finanzierungshilfen und technische Unterstützung zur Verbesserung von Wasser- und Abwasserservices.

    Weitere 15 Millionen EURO wurden für Projekte im Rahmen der Neighbourhood Investment Facility (NIF) bereitgestellt. Derzeit laufen 14 Twinning-Projekte zwischen der Europäische Union und Ägypten in den Bereichen Transport, Tourismus, Postdienstleistungen, Telekommunikation und Umwelt.
     

 

  • Industrieminister Rashid: Human Resource hat höchste Priorität

    Ende April organisierte die DAIHK einen Business Lunch mit Industrieminister Rashid. In seiner Rede führte der Minister aus, dass man jetzt über die Zeit nach der Krise nachdenken müsse: "Wenn wir nicht einen Schritt voraus sind, haben wir keine Chance", so der Minister.

    Er stellte seine vier Prioritäten vor: An erster Stelle stehe Human Resource, wozu neben Bildung sowie Fort-und Weiterbildung auch der Einsatz von qualifiziertem Führungspersonal in Regierung wie auch im privaten Sektor zählt. Es würden gute Führungskräfte benötigt, um Veränderungen herbeizuführen.

    Zweitens bedürfe der Infrastruktursektor weiterer Investitionen. Infrastruktur sei die Basis für die weitere Entwicklung. Hier sei auch eine stärkere Beteiligung des privaten Sektors erforderlich, wie dies bereits im Telekommunikationsbereich geschehen sei. Drittens müsse die Produktivität gesteigert werden. Schließlich wies Rashid auf die Notwendigkeit hin, Verantwortung an lokale Behörden zu übertragen. Nicht alles könne zentral von Kairo aus gelenkt werden. Es werde keine Verbesserungen geben, wenn nur von Kairo aus regiert werde.

Quelle: DAIHK-Newsletter, Juni 2009, Internet: www.ahkmena.com