Auf der Suche nach dem Neugeschäft – Die Top-Exportmärkte 2013

Während die deutschen Lieferungen in die Euro-Zone um 2,1 Prozent sanken, nahmen die Exporte außerhalb Europas 2012 um 8,8 Prozent zu. Germany Trade & Invest (GTAI) hat dies zum Anlass genommen, Anfang 2013 in 73 Ländern bei ihren Auslandsmitarbeitern eine Umfrage zu den Top-Exportmärkten 2013 zu starten.

 

Viele deutsche mittelständische Unternehmen (KMU) sind angesichts ihrer hohen Exportabhängigkeit permanent auf der Suche nach neuen Auslandsmärkten.

Dabei sind sie - wie die Analyse des deutschen Außenhandels zeigt - überaus erfolgreich. Denn inzwischen werden die Zuwächse im deutschen Export überwiegend außerhalb Europas erzielt. So sind der deutschen Warenausfuhren 2012 gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent auf den neuen Rekordwert von 1.097 Milliarden Euro gestiegen. Während aber die Lieferungen in die Euro-Zone um 2,1 Prozent sanken, nahmen die Exporte in Drittländer um 8,8 Prozent zu.

Germany Trade & Invest hat dies zum Anlass genommen, Anfang 2013 in 73 Ländern bei ihren Auslandsmitarbeitern eine Umfrage zu den Top-Exportmärkten 2013 zu starten.

Die dabei ermittelten Länder beziehungsweise Regionen ASEAN (Association of Southeast Asian Nations), Westafrika, Baltikum, Chile, Kanada und Polen stehen bisher zwar weniger im Fokus der Berichterstattung. Auch können die Top-Exportmärkte 2013 in ihrer Bedeutung für deutsche Unternehmen traditionelle Märkte, wie die Europäische Union (EU), die USA oder die BRIC-Staaten (BRIC: Brasilien, Russland, Indien, China) nicht verdrängen, aber sie versprechen interessante Neugeschäfte.

Für deutsche Exporteure ist die ASEAN-Region, für die in den nächsten fünf Jahren ein Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Zuwachs von 6 Prozent pro Jahr erwartet wird, ein überaus zukunftsträchtiger Absatzmarkt. Auch die 2015 geplante Einführung der ASEAN Economic Community (AEC) lockt Lieferanten und Investoren durch expandierende Industrien und eine kaufkräftige Mittelschicht.

 

Thailand

 

Der Top-Exportmarkt Thailand hat nach der verheerenden Flutkatastrophe 2011 überraschend schnell wieder Fuß gefasst. Hohe Investitionen in Wassermanagement und Flutprävention, Hochgeschwindigkeitsnetze, Energieversorgung und Telekommunikation versprechen neue Aufträge.

 

Myanmar

 

Nach dem Aufheben der Sanktionen entwickelt sich Myanmar geradezu zum "Shooting Star". Wirtschaftsvertreter geben sich die Klinke in die Hand. Das rohstoffreiche Land hat im Infrastruktur- und Industriesektor einen riesigen Nachholbedarf, von dem deutsche Exporteure bereits profitieren.

 

Westafrika

 

Auch der schwierige Markt Westafrika verdient mit seinen etwa 350 Millionen Einwohnern mehr Aufmerksamkeit. BIP-Wachstumsraten von 6 bis 7 Prozent lassen auf gute Geschäfte hoffen. Aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums dürfte Nigeria bis 2025 Südafrika als größte Volkswirtschaft Afrikas abgelöst haben. Interessant für deutsche Firmen werden daher immer mehr konsumnahe Bereiche. Dringende Lösungen sind auch in der Infrastruktur gefragt.

 

Ghana

 

Aufgrund seines über Jahre stabil hohen Wirtschaftswachstums gehört Ghana zu den "afrikanischen Löwen", angelehnt an die asiatischen Tigerstaaten. Eine gute Sicherheitslage, politische Stabilität und Berechenbarkeit sorgen dafür, dass bei Unternehmen und Geberinstitutionen das Vertrauen in den Markt gewachsen ist. Zahlreiche Investitionen und umfangreiche Geberhilfen machen den zweitgrößten Markt Westafrikas zu einem GTAI-Top-Exportmarkt.

 

Estland, Lettland, Litauen

 

Nach der Überwindung einer tiefen Wirtschaftskrise werden die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen 2013 die dynamischsten Märkte in der EU sein. Deutsche Unternehmen lieferten in elf Monaten 2012 Waren für mehr als 5 Milliarden Euro in diese drei Länder. Chancen eröffnen die Maschinen- und Anlagenkäufe der wieder gut ausgelasteten Unternehmen. Zudem gibt es zahlreiche Infrastrukturvorhaben.

 

Chile

 

Trotz ungünstiger globaler Rahmenbedingungen kann Chile 2013 mit einem Realwachstum von 4,8 Prozent rechnen, das wäre der höchste Wert unter den OECD-Staaten (OECD: Organisation for Economic Co-operation and Development).

Im Bergbau sollen bis 2020 insgesamt 100 Milliarden US-Dollar investiert werden. Aber auch ehrgeizig konzipierte Solarkraftwerke, neue Stromnetze und sonstige Infrastrukturprojekte bieten große Chancen für internationale Anbieter. Allein in der Hauptstadt sorgen die Expansion der Stadtautobahn und U-Bahn für Aufträge in Milliardenhöhe. Hinzu kommen Hafenbauten und die Erweiterung des internationalen Flughafens von Santiago.

 

Kanada

 

Kanada steht zwar stets ein wenig im Schatten der USA, braucht sich aber angesichts seiner wirtschaftlichen Erfolge keinesfalls zu verstecken. Der zweitgrößte Flächenstaat der Erde nimmt auch 2013 innerhalb der G7-Staaten mit einem realen BIP-Plus von 2,0 Prozent eine Spitzenposition ein. Die Niedrigzinspolitik der Regierung sorgt für eine lebhafte Investitionstätigkeit der Unternehmen. Auch die Konsumlaune der 35 Millionen Kanadier ist ungebrochen.

Die Einfuhren aus Deutschland legten in den ersten elf Monaten 2012 um über 22 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro zu. Und die Chancen stehen gut, dass sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzt. Bis zum Jahr 2022 sollen rund 140 Milliarden US-Dollar in Bergbauprojekte investiert werden.

 

Polen

 

Mit einem erwarteten BIP-Zuwachs von 1,8 Prozent liegt Polen auch 2013 weit über dem EU-Durchschnitt. Deutsche Unternehmen lieferten 2012 mit über 40 Milliarden Euro ein Fünftel der polnischen Warenimporte. Aus polnischer Sicht ist Deutschland der mit Abstand wichtigste Handelspartner. Chancen eröffnen auch weiterhin mit EU-Mitteln finanzierte Vorhaben. Exportchancen für deutsche Unternehmen bieten zudem die Bereiche Energie, Chemie, Medizin- und Bahntechnik, Informations- und Kommunikationstechnologie und die Nahrungsmittelindustrie.

 

Ermittlung der Top-Exportmärkte

 

Die Top-Exportmärkte 2013 wurden unter Berücksichtigung folgender Kriterien ermittelt:

 

  • Überdurchschnittliche Wachstumsraten bei realem BIP beziehungsweise Pro-Kopf-Einkommen
  • Positive Entwicklung in den acht für deutsche KMU relevanten Kernbranchen
  • Importvolumen des Landes über 10 Milliarden US-Dollar
  • Deutsche Exporte über 1 Milliarden Euro
  • Stabiles Geschäftsumfeld (gemäß "Doing Business Report" der Weltbank)

Quelle: Germany Trade & Invest GTAI, Februar 2013