Handwerkskammer Ulm exportiert berufliche Bildung

Polnische Lehrlinge und brasilianische Bildungsdelegationen zu Gast im regionalen Handwerk

 

Die berufliche Bildung genießt ein hohes Ansehen über Ländergrenzen hinweg. Im Rahmen zweier Bildungspartnerschaften legte die Handwerkskammer Ulm weitere Grundsteine für die duale Ausbildung in Polen und Brasilien.

 

Zum einen baut die Handwerkskammer Ulm ihre bisherige Kooperation mit dem brasilianischen SENAI-Institut aus, zum anderen intensiviert sie ihre Verbindung zur polnischen Partnerkammer in Olsztyn über den gemeinsamen Austausch von Auszubildenden. Ziel ist es, Komponenten der beruflichen Bildung in die Bildungslandschaft vor Ort zu integrieren und die Qualität dortiger Fachkräfte zu steigern.

 

Ausbildung von Lehrkräften aus Brasilien

 

"Wir leisten in Brasilien ein Stück Entwicklungshilfe", fasst Norbert Maier, Leiter des Partnerschaftsprojektes bei der Handwerkskammer Ulm, die Partnerschaft mit dem Nationalen Dienst für industrielle Lehrlingsausbildung (SENAI) zusammen.

 

Im Vordergrund steht die Sensibilisierung und Ausbildung von Lehrkräften aus Brasilien. "Ein Zusammenspiel zwischen Betrieben und Schulen gibt es dort nicht", betont Maier.

 

Entsprechend gilt es für den Grundgedanken der beruflichen Bildung zu sensibilisieren und Lehrkräften die Grundzüge des deutschen Systems nahe zu bringen. Neben technischen Lehreinheiten in den Werkstätten der Bildungsakademie Ulm stehen hier auch die Organisation von Lehrplänen und Lehrinhalten im Fokus der Partnerschaft.

 

In den kommenden drei Jahren werden rund 50 brasilianische Ausbilder in den Ulmer Werkstätten lernen. 

 

Immenses Interesse an beruflicher Bildung

 

"Das Land hat einen ungeheuren Bedarf an Fachkräften, welche es selbst aber noch nicht ausbildet", so Norbert Maier. Beim Bau großer Staudämme oder Wohnkomplexen seien Materialkenntnisse und Arbeitsweisen von zentraler Bedeutung, über welche die Arbeiter aber nicht verfügen.

 

Der Bildungsbedarf sei insbesondere in den Bereichen Metall- und Stahlbau offensichtlich und werde von den verantwortlichen Baustellenleitern vermehrt verlangt, so dass ein Ausbau des Bildungsbereiches notwendig ist.

 

Bildung werde als Grundlage für zukünftigen Wohlstand gesehen und als Teil der Sozialpolitik verstanden. "Das Interesse an der beruflichen Bildung ist immens und wir freuen uns hier aktiv sein zu können", fasst Maier das Engagement der Bildungsakademie der Handwerkskammer Ulm zusammen.

 

Deutsche Ausbildungskultur für angehende polnische Friseure

 

In Kooperation mit der polnischen Partnerkammer in Olsztyn wurde auch der gemeinsame Austausch von Lehrlingen weitergeführt.

 

Angehende Friseurinnen und Friseure erhielten einen Einblick in die deutsche Ausbildungskultur und sammelten erste Auslandserfahrungen. Im Zentrum standen das Kennenlernen neuer Arbeitsmethoden und Techniken, sowie der Arbeitsalltag in den Betrieben.

 

Wissenstransfer macht an keiner Ländergrenze halt

 

Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm: "Das Handwerk verbringt traditionell einige Lehrjahre auf Wanderschaft, um Erfahrungen für das weitere Berufsleben zu sammeln."

 

Im Rahmen entsprechender Austauschprogramme gewinnen die Lehrlinge an Selbstständigkeit und könnten neue Ideen und Impulse für die weitere Ausbildung in ihre Unternehmen tragen.

 

Die nächsten Besuche in Polen und auch in Frankreich seien bereits geplant. "Solche Kooperationen verdeutlichen das Pfund, welches wir mit unserer beruflichen Bildung besitzen", fasst Mehlich die Projekte zusammen.

 

Der Wissenstransfer mache an keiner Ländergrenze halt und komme alle Beteiligten zugute.


Quelle: Handwerkskammer Ulm, hk-ulm.de, Pressemeldung 13.12.2012