Erasmus für alle: Neues EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung

"Erasmus für alle" soll alle derzeitigen Programme der Europäischen Union (EU) für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport auf europäischer und internationaler Ebene in sich vereinen. Dadurch würden sieben laufende Programme durch ein einziges neues Programm ersetzt. Das bedeutet mehr Effizienz, einfachere Antragsverfahren für Finanzhilfen und weniger Doppelarbeit und Zersplitterung.

Die Europäische Kommission hat ihren Vorschlag für "Erasmus für alle", das neue EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport vorgelegt.

Mit den darin vorgesehenen Stipendien könnten bis zu 5 Millionen Menschen – fast doppelt so viele wie bisher – einen Teil ihres Bildungswegs im Ausland absolvieren, darunter fast 3 Millionen Lernende in der Hochschul- und Berufsbildung. Für Master-Studierende ist zudem ein neues Garantieinstrument für Studiendarlehen vorgesehen, das gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank-Gruppe eingerichtet werden soll.

Das auf sieben Jahre angelegte Programm "Erasmus für alle" mit einem Gesamtbudget von 19 Milliarden Euro soll im Jahr 2014 anlaufen.

"Investitionen in die allgemeine und berufliche Bildung sind die besten Investitionen in die Zukunft Europas. Bildungsaufenthalte in anderen Ländern verbessern die Fertigkeiten der Bürgerinnen und Bürger, tragen zu ihrer persönlichen Entwicklung bei und steigern ihre Anpassungs- und Beschäftigungsfähigkeit. Wir wollen dafür sorgen, dass mehr Menschen EU-Stipendien erhalten, um solche Möglichkeiten zu nutzen. Zugleich müssen wir mehr Mittel für qualitative Verbesserungen auf allen Ebenen der allgemeinen und beruflichen Bildung bereitstellen, damit wir weltweit zur Spitzengruppe zählen und die Beschäftigung und das Wachstum steigern können", erklärte Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend.

Der Vorschlag der Kommission für "Erasmus für alle" würde Folgendes ermöglichen:

 

  • 2,2 Millionen Studierende könnten Stipendien für Studienaufenthalte im Ausland erhalten (gegenüber 1,5 Millionen im laufenden Programm ). Diese Zahl schließt auch Studierende aus der EU ein, die in einem Drittland studieren, sowie Studierende aus Drittländern, die ein Studium in der EU absolvieren (insgesamt 135 000 Personen).
  • 735 000 Auszubildende, Berufsschülerinnen und –schüler könnten einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland absolvieren (gegenüber 350 000 im laufenden Programm).
  • 1 Million Lehrkräfte, Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Jugendbetreuerinnen und ‑betreuer könnten Fördermittel für Lehr- und Fortbildungsaufenthalte im Aus land erhalten (gegenüber 600 000 im laufenden Programm).
  • 700 000 junge Menschen könnten Auslandspraktika in Unternehmen machen (gegenüber 600 000 im laufenden Programm).
  • 330 000 Master-Studierende könnten das brandneue Garantieinstrument für Studiendarlehen für ein Studium im Ausland in Anspruch nehmen.
  • 540 000 junge Menschen könnten an Freiwilligen- oder Austauschprojekten teilnehmen (gegenüber 374 000 im laufenden Programm).
  • 34 000 Studierende könnten ein Stipendium für ein Studium an mindestens zwei Hochschulen im Ausland erhalten, das zum Erwerb eines "gemeinsamen Abschlusses" führt (gegenüber 17 600 im laufenden Programm).
  • 115 000 in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung und/oder Jugend aktive Einrichtungen und Organisationen sowie weitere Akteure könnten mehr als 20 000 "strategische Partnerschaften" schließen, um gemeinsame Initiativen umzusetzen und den Austausch von Erfahrungen und Know-how zu fördern.
  • 4 000 Bildungseinrichtungen und Unternehmen könnten 400 "Wissensallianzen" und "Allianzen für branchenspezifische Fertigkeiten" bilden, die als Triebfedern für Beschäftigungsfähigkeit, Innovation und Unternehmergeist dienen sollen.

 

Hintergrund

 

"Erasmus für alle" würde alle derzeitigen EU-Programme für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport auf europäischer und internationaler Ebene in sich vereinen. Dies bedeutet, dass sieben laufende Programme durch ein einziges neues ersetzt werden, was mehr Effizienz, einfachere Antragsverfahren für Finanzhilfen und weniger Doppelarbeit und Zersplitterung mit sich bringt.

Die Kommission schlägt vor, das Programm mit einem Budget von 19 Milliarden Euro für den Zeitraum 2014-2020 auszustatten, was einem Zuwachs gegenüber dem laufenden Siebenjahreszeitraum um rund 70 Prozent entspricht. Dieser Betrag, in dem die prognostizierte Inflation berücksichtigt ist, umfasst auch die für die internationale Zusammenarbeit vorgesehenen Ausgaben.

Im Zentrum des neuen Programms stehen der Mehrwert auf EU-Ebene und die systemrelevante Wirkung. Zu diesem Zweck werden drei Arten von Aktionen gefördert: Lernangebote – innerhalb und außerhalb der EU – für Einzelpersonen; institutionelle Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Jugendorganisationen, Unternehmen, lokalen und regionalen Behörden und Nichtregierungsorganisationen; Unterstützung von Reformen in den Mitgliedstaaten, um die Bildungs- und Berufsbildungssysteme zu modernisieren und Innovation, Unternehmergeist und Beschäftigungsfähigkeit zu fördern.

Zwei Drittel der Mittel sind für Mobilitätsstipendien zur Verbesserung von Kenntnissen und Fertigkeiten vorgesehen.

Durch die schlankere Struktur des neuen Programms – und die beträchtliche Erhöhung der Mittelausstattung – kann die EU Studierenden, Auszubildenden, jungen Menschen, Lehrkräften, Jugendbetreuerinnen und –betreuern und anderen Gruppen erheblich mehr Möglichkeiten eröffnen, ihre Fertigkeiten zu verbessern, ihre persönliche Entwicklung voranzubringen und ihre Beschäftigungsaussichten zu steigern. Darüber hinaus wird "Erasmus für alle" die Forschung und Lehre zur europäischen Integration unterstützen und den Breitensport fördern.

Seit 2007 haben im Jahresdurchschnitt 400 000 Menschen EU-Stipendien für einen Studien- oder Ausbildungsaufenthalt oder für eine Freiwilligentätigkeit im Ausland erhalten. Diese Zahl würde sich durch das vorgeschlagene Programm fast verdoppeln (knapp 800 000 Personen). Im Jahr 2010 erhielten in den 27 EU-Mitgliedstaaten 560 000 Bürgerinnen und Bürger ein Stipendium.

Nächste Schritte: Der Programmvorschlag wird nun vom Rat (den 27 Mitgliedstaaten) und vom Europäischen Parlament erörtert, die über den endgültigen Finanzrahmen 2014-2020 entscheiden.


Quelle: Pressemitteilung Europäische Kommission, November 2011