Finanzieller Beistand für Ägypten

Die ägyptische Regierung erhält Unterstützung aus einer Vielzahl von Quellen. Ein Teil der Finanzierungshilfen soll insbesondere mit Blick auf die Beschäftigungsmöglichkeiten junger Menschen verwendet werden.

Zuschüsse und Kredite zur Stabilisierung

Die ägyptische Regierung erhält Unterstützung aus einer Vielzahl von Quellen. Großvolumige Summen sind aus den benachbarten Golfstaaten avisiert. Mehrheitlich sollen die Gelder in investive Bereiche fließen, aber auch eine Verwendung zur Stärkung des Budgets ist nicht ausgeschlossen. Ägypten hatte etwas überraschend einen bereits mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgehandelten Stand-by-Kredit nicht in Anspruch nehmen wollen. Größere Vorhaben bei Kanalisation, Wohnungsbau und Stromnetzanbindung stehen an.

Ein Hilfspaket in Höhe von 3 Millarden US-Dollar haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Ägypten angeboten. Nach Angaben der lokalen Nachrichtenagentur WAM wurde die Entscheidung anlässlich eines Treffens in Abu Dhabi zwischen dem stellvertretenden Premierminister Sheikh Mansour Bin Zayed Al Nahyan der VAE und dem ägyptischen Premierminister Assam Sharaf getroffen.

Ebenfalls wurde die Einrichtung des Khalifa bin Zayed Fonds vereinbart. Dieser soll kleine und mittlere Projekte in Ägypten mit 1,5 Millarden US-Dollar unterstützen, insbesondere mit Blick auf Beschäftigungsmöglichkeiten junger Menschen.

US-Unterstützung für Ägypten

Die USA sind bereit, Ägypten ein Drittel seiner Schulden von 3 Millarden US-Dollar über die kommenden drei Jahre zu erlassen. Die frei werdenden Mittel sollen stattdessen zur Finanzierung einer Reihe von in der Diskussion befindlichen Entwicklungsprojekten verwendet werden. Die US-amerikanische Regierungsagentur Overseas Private Investment Corporation (OPIC) stellt zudem je 250 Millionen US-Dollar zur Finanzierung von klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Ägypten und Jordanien zur Verfügung.

Damit sollen Darlehen lokaler Banken an KMU, Mikrofinanz-Institutionen und Nicht-Banken Finanzinstitute garantiert werden.

Saudi-Arabien gibt 1,5 Millarden US-Dollar Kredit

Als Teil eines angekündigten 4 Millarden US-Dollar-Unterstützungspakets an Ägypten wird Saudi Arabien zweckgebundene Darlehen in Höhe von 1,5 Millarden US-Dollar geben. Mit dem Saudi Fund for Development wurde ein Memorandum of Understanding (MoU) über den Bau eines Elektrizitätswerks für 50 Millionen US-Dollar Benha unterzeichnet. Weitere 200 Millionen US-Dollar sollen als Finanzierungshilfen an KMU fließen. Für Entwicklungsprojekte sind 500 Millionen US-Dollar vorgesehen.

In die Finanzierung saudischer Nicht-Öl-Exporte nach Ägypten sollen 750 Millionen US-Dollar fließen. Zuvor hatte Saudi-Arabien bereits einen Zuschuss in Höhe von 500 Millionen US-Dollar an Ägypten bekannt gegeben. Ferner hat das saudische Unternehmen Kingdom Holding Investitionen von 350 Millionen US-Dollar in agroindustriellen Projekten in Ägypten angekündigt.

Hohe Investitionen aus Katar erhofft

Ägyptens Public Investment Authority erwartet Investitionen aus Katar in einer Größenordnung von 15 Millarden US-Dollar. Diese könnten in die Bereiche Verkehr, Immobilien, Tourismus, Landwirtschaft und Bildung fließen. Katar und die ägyptische Regierung haben einen gemeinsamen Ausschuss für die neuen Projekte eingerichtet. Sobald die Dokumentation abgeschlossen ist, sollen die Gelder in Gang gesetzt werden.

Zu den diskutierten Vorhaben zählt auch der Bau von zwei neuen Mittelmeerhäfen in Port Said und nahe Alexandria. Das 9 Millarden US-Dollar-Vorhaben in Port Said würde Beschäftigung für etwa 1 Million, das in Alexandria für etwa 200.000 Arbeitskräfte schaffen.

Darlehen von Islamic Development Bank

Die im saudischen Jeddah ansässige Islamic Development Bank (IDB) wird Ägypten ein Darlehen in Höhe von 2,5 Millarden US-Dollar über die kommenden drei Jahre zur Verfügung stellen. Die Gelder sind zur Finanzierung von Entwicklungsprojekten, für die Versicherung von Ein- und Ausfuhren sowie zur Stärkung der Privatwirtschaft vorgesehen.

Weltbank-Gelder für Kanalisation

Die Weltbank hat Ägypten Anfang Juli 2011 ein Darlehen über 200 Millionen US-Dollar zur Unterstützung des zweiten integrierten Infrastrukturprojekts für Abwasser- und Sanitäranlagen genehmigt. Es wird in vier Gouvernoraten, je zwei in der Deltaregion und Oberägypten, realisiert. Hauptziel bildet der verbesserte Zugang zu Abwasserentsorgungsdiensten für 1,2 Millionen Menschen in den Gouvernoraten Menoufia, Sharkeya, Assiut und Sohag durch die Errichtung von Systemen der Abwasserinfrastruktur in 19 dörflichen Clustern.

Das Projekt wird gemeinsam mit der "National Organisation for Potable Water and Sanitary Drainage", der "Holding Company for Water and Waste Water" und ihren vier Tochtergesellschaften implementiert.

Günstiger Wohnraum vor Ausschreibung

Ägyptens Wohnungsbauministerium (Ministry of Housing, Utilities and Urban Planning) plant eine Ausschreibung für den Bau von 200.000 Einheiten im Rahmen des nationalen Programms für die Schaffung günstigen Wohnraums. Es handelt sich um die erste Tranche des Projekts für insgesamt 1 Million Einheiten über fünf Jahre, die in 27 Gouvernoraten des Landes entstehen sollen. Wohnungsbauminister Fathy al-Baradei hat die Verpflichtung zur vollen Realisierung des Programms bekräftigt.

Die Zuschüsse durch Geberländer, die über das Ministerium für internationale Kooperation das Wohnungsbauministerium erreichen, seinen sehr ermutigend. Das Projekt bezieht sich sowohl auf bislang informelle Wohngebiete wie auf die Schaffung neuer städtischer Gemeinden.

Interkonnektoren-Projekt mit Saudi-Arabien

Das lange angekündigte Projekt der Verbindung der Stromnetze zwischen Ägypten und Saudi-Arabien scheint sich der Ausschreibungsphase zu nähern. Nach mehrfachen Verzögerungen soll die internationale Ausschreibung im September 2011 erfolgen. Die Kosten des Vorhabens werden auf rund 1,5 Millarden US-Dollar veranschlagt. Jedes Land soll die Kosten auf seinem Territorium selbst tragen.

Das Vorhaben, das etwa 1.300 km Stromleitungen erfordert - 450 km in Ägypten, rund 2 km Unterwasser im Golf von Aqaba sowie 830 km auf saudischem Territorium -, zielt auf die Ausnutzung des Unterschieds in der Spitzenlast beider Länder über Stromaustausch ab. Der testweise Betriebsbeginn ist für das Jahr 2015 vorgesehen.

Quelle: gtai online-news, 12.08.2011