Südafrika: Fehlendes Know-how ist Wachstumsbremse

Als eine Wachstumsbremse der südafrikansichen Wirtschaft wirkt das Fehlen von Know-how. Südafrika leidet unter einem Mangel an ausgebildeten Fachkräften. Gerade unter der schwarzen Bevölkerung, die während der Apartheid (bis 1994) kaum Zugang zu höherer Bildung hatte, ist der Know-how-Mangel nach wie vor eklatant.

Deutsche Exporte nach Südafrika könnten 2011 um 10 Prozent zulegen

Südafrikas Wirtschaft begibt sich wieder auf einen stabilen Wachstumspfad. Für 2011 prognostizieren Experten ein reales Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,7 Prozent, 2012 könnten bis zu 5,0 Prozent erreicht werden. Deutsche Unternehmen, zweitwichtigste Lieferanten der Kaprepublik, haben auch künftig zahlreiche Liefer- und Beratungschancen. Hinzu kommt, dass vom Kap aus die gesamte Region bedient werden kann.

Die deutschen Exporte nach Südafrika dürften im Zuge dieser Entwicklung 2011 um etwa 10 Prozent zunehmen und das deutsche Ausfuhrvolumen die Marke von 8,5 Millarden Euro erreichen. Positiv zum BIP-Wachstum tragen der Konsum, die Investitionen und auch die Nachfrage aus dem Ausland, vor allem nach Rohstoffen und Automobilen, bei.

Mangelnde Verfügbarkeit von Strom als Konjunkturbremse

Hemmfaktor dürfte bis etwa 2015 die mangelnde Verfügbarkeit von Strom bleiben. Erst dann gehen die beiden neuen 4.800-Megawatt-Grundlastkraftwerke ans Netz.

Bis dahin könnten, je nach Höhe des Wirtschaftswachstums, großflächige Stromausfälle auftreten, die das Wirtschaftsleben in Mitleidenschaft ziehen.
Auch scheinen die Zeiten billigen Stroms in Südafrika vorbei zu sein. Energieeffizienz dürfte daher zu einem immer wichtigeren Thema werden.

Ebenfalls als Wachstumsbremse wirkt das Fehlen von Know-how. Südafrika leidet unter einem Mangel an ausgebildeten Fachkräften. Dieses Problem wird noch dadurch verschärft, dass es im Rahmen von Black-Economic-Empowerment (BEE) Quotenregelungen für die Einstellung schwarzer Arbeitskräfte gibt. Gerade unter der schwarzen Bevölkerung, die während der Apartheid (bis 1994) kaum Zugang zu höherer Bildung hatte, ist der Know-how-Mangel nach wie vor eklatant.

Private Investitionen nehmen wieder deutlich zu

Nach zwei Jahren großer Zurückhaltung bei Investitionen dürfte die Aktivität von Seiten der Privatwirtschaft 2011 wieder deutlich zunehmen. Insbesondere in den exportintensiven Bereichen Bergbau und Automobil dürfte es Projekte geben, denn dort sind die Zukunftsaussichten wieder relativ stabil. Auch im Konsumgüterbereich dürfte es aufgrund der deutlich gestiegenen Kauflust zu Investitionen kommen.

Gerade in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie könnten Maschinen und Anlagen neu gekauft werden. Die jahrelang boomende Bauindustrie legt am Kap hingegen eine Konsolidierungsphase ein. Die Bauvorhaben gingen bereits vor der Fußball-WM deutlich zurück, eine Entwicklung, die sich auch 2011 fortsetzen dürfte.

Bei Infrastrukturinvestitionen ist der öffentliche Sektor nach wie vor sehr rege. Vieles musste pünktlich zur WM fertiggestellt sein. In der 2. Jahreshälfte 2010 kam es dann nach fünf sehr aktiven Jahren zunächst zu einer Ruhephase. Die Bautätigkeit des Staates dürfte jedoch schnell wieder zunehmen.

Nachdem sich die Infrastrukturmaßnahmen in den vergangenen Jahren vor allem auf die Bereiche Transport, Telekommunikation und Energie konzentrierten, dürften in Zukunft reichliche Gelder in die Sektoren Wasser, Gesundheit, Müllentsorgung beziehungsweise -vermeidung und Bildung fließen. Dafür stehen bis 2015 derzeit etwa 80 Millarden Euro zur Verfügung.

Aufschwung des Konsums erwartet

Für das Jahr 2011 prognostizieren Experten einen Aufschwung im Konsumbereich. Die Rahmenbedingungen dafür sind gut. Vorteilhaft ist vor allem ein deutlich gesunkener Leitzins (9,0 Prozent im Februar 2011 nach 15,5 Prozent im Jahr 2008). Hinzu kommt, dass die Banken nach dem "Credit Crunch" 2009 nun wieder deutlich großzügiger Kredite vergeben.

Weiterhin konsumfördernd wirkt sich das Anwachsen der schwarzen Mittelschicht aus, die eine immer wichtigere Käufergruppe im Land darstellt. Dazu dürften inzwischen etwa 3 Millionen Südafrikaner zählen, mit steigender Tendenz, denn von den rund 40 Millionen Schwarzen in der Kaprepublik hat es bislang nur ein kleiner Teil in die Mittelschicht geschafft. Schwarze Südafrikaner gelten als äußerst konsumfreudig und präferieren, wenn das Portemonnaie dies zulässt, Güter von hoher Qualität.

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Die deutschen Exporte nach Südafrika könnten 2011 um etwa 10 Prozent zunehmen. Positiv wirkt sich auch hier der momentan im Vergleich zum südafrikanischen Rand schwache Euro aus. Bereits das Jahr 2010 war für die deutschen Ausfuhren nach Südafrika äußerst erfolgreich. Auf circa 7,7 Millarden Euro dürften sich die Exporte belaufen haben, ein Anstieg von gut 35 Prozent gegenüber 2009. Hinter der Volksrepublik China ist Deutschland das zweitwichtigste Lieferland Südafrikas.

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  • Hinweis: Dieser Artikel ist sehr stark gekürzt. Tabellen mit Außenwirtschaftszahlen und weiteren Brancheninformationen beinhalten die Wirtschaftstrends Südafrika zum Jahreswechsel 2010/11, im Internet zum kostenlosen Download bei der gtai, Rubrik Publikationen.

Quelle: gtai online-news, 22.03.2011