Afghanistan: Berufliche Bildung - Lehrer auf der Schulbank

In Afghanistan fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern auch qualifizierte Lehrer. Neben den noch fehlenden Qualifikationen der Lehrkräfte ist die mangelnde Kapazität der Berufsschulen ein großes Problem.

Berufsschullehrer aus verschiedenen Provinzen Afghanistans bilden sich in Sommer- und Winterkursen am "Kabul Mechanical Institute" (KMI) in Pädagogik und moderner Technik weiter. Ihre neuen Fertigkeiten nutzen sie, um die Auszubildenden an ihren Schulen besser auf das Arbeitsleben vorzubereiten.

In Afghanistan fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern auch qualifizierte Lehrer. Wer das Land in den Jahren der gewaltsamen Konflikte und Unruhen nicht verlassen hatte, besaß kaum Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Moderne Maschinen und Werkstoffe sind Mangelware, die meisten Handwerksbereiche müssen mit einfachsten Mitteln auskommen. Die Sommer- und Winterkurse am Kabul Mechanical Institute schaffen Abhilfe.

29 Berufsschullehrer und -lehrerinnen aus den Provinzen Helmand, Kandahar und Nangarhar kamen im Sommer 2010 für zwei Monate zur Fortbildung an die renommierteste Technische Schule in Afghanistan. Die Teilnehmer, die in ihren Schulen zusammen 3.000 Auszubildende unterrichten, übten Methodik und Didaktik, lernten den Umgang mit modernen Geräten oder eigneten sich Kenntnisse im Schulmanagement an. "Wir wollen weitere Kurse durchführen, um auch die Lehrkräfte zu erreichen, die noch nicht an der Weiterbildung teilnehmen konnten", erklärte Sawar Azizi, stellvertretender Bildungsminister, während der Abschlusszeremonie des letzten Sommerkurses.

Neben den noch fehlenden Qualifikationen der Lehrkräfte ist die mangelnde Kapazität der Berufsschulen ein großes Problem:

Die 90 bestehenden Schulen unterrichteten im vergangenen Schuljahr 32.000 Auszubildende - zu wenig, um den Fachkräftebedarf zu decken. Dies ist auch zu wenig, um den bis 2015 erwarteten 700.000 Absolventen von allgemein bildenden Schulen eine Berufsausbildung bieten zu können. Dafür werden mindestens 800 Berufsschulen gebraucht.

Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt Afghanistan im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit 2005 bei der Berufsbildungsreform für technische Berufe. Die GIZ ist dabei auf allen Ebenen tätig, von der Beratung der Regierung bei der Berufsbildungspolitik über den Aufbau von Lehrerfortbildungsinstitutionen, der Erarbeitung von Lehrplänen und Prüfungsordnungen bis hin zur Qualifizierung des Lehrpersonals und der Verwaltungsfachkräfte.

Die KfW Entwicklungsbank unterstützt darüber hinaus den Wiederaufbau, Neu- und Umbau sowie die Erweiterung von Schulen und die Ausstattung der Unterrichtsräume, Labore und Werkstätten.

Das Kabul Mechanical Institute steht seit 2007 im Fokus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Sie soll Referenzschule für die anderen Technischen Schulen und Weiterbildungsstätten im Land werden. Die Schule mit über 1.200 Auszubildenden und rund 100 Lehrkräften wird komplett saniert, gleichzeitig läuft der Unterricht in Theorie und Praxis für diese Berufe: Metallgrundverarbeitung, Blechverarbeitung, Sanitärtechnik, Schweißen, Gießen, Schreinerei, Elektronik, Mechanik, Radio- und Fernsehtechnik sowie Kfz-Mechanik.

Für das Berufsbildungspersonal soll das Kabul Mechanical Institute zu einer akkreditierten Aus- und Fortbildungsstätte werden. Ein Anfang ist gemacht: Insgesamt haben dort bereits 200 Techniklehrer und Werkstattausbilder sowie 50 Fachkräfte aus der Schulverwaltung eine zweimonatige Weiterbildung absolviert. Sie nutzen ihre neuen Kompetenzen, um die mit Unterstützung der GIZ entwickelten praxisorientierten Lehrpläne umzusetzen. ´

Ab dem Frühjahr 2011 geht auf dem Gelände des KMI die erste TVET (Technical and Vocational Education and Training) Teacher Training Academy an den Start, die pro Semester rund 100 neue Lehramtsstudenten aufnehmen und in einem fünfsemestrigen Ausbildungsgang zu Berufsschullehrern ausbilden soll.

Quelle: GIZ, Presse - Themenservice