China: Kompetenzzentrum 4.0 eröffnet

Am Shunde Polytechnic College öffnete Ende 2023 in Kooperation mit der Gesellschaft für Bildung und Beruf (GBB) das "German Teaching Method Competence Center" (GTMCC). Das Kompetenzzentrum gestaltet Transformationsprozesse zur beruflichen Bildung 4.0.

ein chinesischer und ein deutscher Mann halten Urkunden in die Kamera
GBB

Feierliche Zeremonie zur Eröffnung des German Teaching Method Competence Center (GTMCC)

Am German Teaching Method Competence Center (GTMCC) in der Provinz Guangdong sollen Masterlehrkräfte ausgebildet werden, die weitere Collegelehrkräfte coachen (Transferaspekt) sowie den Aufbau und die Weiterentwicklung von Kompetenzzentren an anderen Standorten unterstützen (Anpassungs- und Lokalisierungsaspekt).

Dabei richtet sich GTMCC an einen breit gefächerten Adressatenkreis. Ein erster Erfolg des Entwicklungs- und Transferkonzepts sind dreißig kooperierende Schulen, die am 9. November 2023 unter der Federführung des Shunde Polytechnic Colleges offiziell dem GTMCC beitraten.

Zu den dreißig kooperierenden Schulen zählen zehn höhere Berufscolleges und neunzehn mittlere Berufsschulen aus den Provinzen Heilongjiang, Guizhou, Gansu, Xinjiang, Hubei, Hunan und Guangdong. Am Shunde Polytechnic College und an den kooperierenden Schulen sollen in den nächsten zwei Jahren jeweils dreißig Lehrkräfte fortgebildet werden.

Das GTMCC soll einen Beitrag leisten, die chinesische Berufsausbildung mit neuen fachspezifischen Inhalten und innovativen didaktisch-methodischen Konzepten an die Lernkultur 4.0 anzupassen.

Blick in einen Unterrichtsraum, in dem Chinesinnen und Chinesen in Gruppen sitzen
GBB

Lehreinheit, stehend rechts: Dozent Professor Dr. Bernd Ott, stehend links: Chengchuang Ni, Dolmetscher

Qualifizierung der neuen Masterlehrkräfte

Das "Masterlehrerkonzept" basiert auf drei einwöchigen Fortbildungsmodulen, auf die jeweils eine mehrmonatige Praxis- und Anwendungsphase folgt (Sandwichprinzip). Die Lernphasen sind:

  1. Problem- und handlungsorientiertes Lernen: planen, durchführen und kontrollieren, Theorie- und Praxisinhalte unter anderem in Blended Learning-Formaten ganzheitlich vermitteln.
  2. Prozessorientiertes und kompetenzbasiertes Lernen: Lernortkooperationen didaktisch-methodisch strukturieren und in  Schule und Betrieb als Lerncoach begleiten.
  3. Selbstorganisiertes und teamorientiertes Lernen: neue (digitale) Lernmedien eigenverantwortlich anwenden, Methoden- und Moderationstechniken für Transferworkshops entwickeln und praktisch erproben (Train-the-Trainer).

Das Konzept berücksichtigt die Leitziele des Reformplans der chinesischen Berufsbildung von 2019/2020. Dazu gehören die Erhöhung und Erweiterung des Entwicklungsniveaus der Berufsbildung der mittleren Stufe mit dem Ziel der künftigen Fachkräftesicherung (1+X-Berufszertifikat) sowie die Förderung der Berufsbildung der höheren Stufe mit dem Ziel, Berufscolleges und Fachgebiete auf "Double High Level" (Shuanggao) und praxisorientierte Berufshochschulen auf Bachelorniveau weiter zu entwickeln.

chinesische Trainer schauen in einer Lehrwerkstatt auf einen Bildschirm
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Erarbeitung von Unterrichtsmethoden und Moderationstechniken in einer Lehrwerkstatt

Organisation des Kompetenzzentrums 4.0

Das Shunde Polytechnic College besteht seit 1999. Derzeit werden in neun Fakultäten etwa 16.000 Studierende von 650 Dozentinnen und Dozenten ausgebildet. Die Collegeleitung fördert ein offenes Bildungssystem zur Integration von Lernen und Arbeiten in Kompetenzzentren.

Die Projektleitung und Projektsteuerung erfolgen in enger Kooperation zwischen dem Polytechnic College in Shunde und der Gesellschaft für Bildung und Beruf in Dortmund. Die Lehrkräftefortbildung und wissenschaftliche Begleitung erfolgen durch Professor Dr. Bernd Ott und Chengchuang Ni als Dolmetscher.

Die zentralen Aufgaben zur Fortbildung der Lehrkräfte sind die Planung und Durchführung der Präsenzworkshops, Lernprozessbegleitung (Coaching in Online-Meetings) und Lernprozessevaluation. Relevante Entwicklungsaufgaben ergeben sich sowohl durch die intendierte chinesische Prägung der Lernkultur 4.0 auf Facharbeiterniveau, als auch durch die kompetenzbasierte Curriculumentwicklung und Umsetzung in handlungs- und prozessorientierte Lernsettings auf Bachelorniveau.

chinesische Trainer sitzen um einen Tisch herum und sprechen mit Kursleiter
GBB

Gruppenarbeit zur Erarbeitung von Unterrichtsmethoden und Moderationstechniken

Langer Atem führt zum Erfolg

Bereits 2014 organisierte die GBB ein dreimonatiges Weiterbildungsprojekt für zwanzig chinesische Berufsschullehrkräfte in Dortmund. Dabei gab es ein Seminar zu "Handlungsorientiertem Unterricht".

An dem Seminar nahm ein Lehrer aus dem Bereich Mechatronik teil, der mit dem "Masterlehrerkonzept" in der Tasche in China direkt eine Lehrerfortbildung am Shunde Polytechnic College organisierte. Das "Masterlehrerkonzept" passten GBB und die Lehrkraft dann gemeinsam an die chinesischen Anforderungen an.

Auf dieser Grundlage wurden ab 2016 bisher mehr als 200 Dozentinnen und Dozenten am Shunde Polytechnic College fortgebildet und mehr als zwanzig Masterlehrkräfte (Multiplikatoren) zertifiziert. Der iMOVE-Praxisbericht dazu ist unten verlinkt. 

Auf diesen erfolgreichen Aktivitäten über die letzten zehn Jahre hinweg fußt das jetzt in einer feierlichen Zeremonie eröffnete German Teaching Method Competence Center (GTMCC).

Das Shunde Polytechnic College ist der chinesische Auftraggeber für das GTMCC und trägt die gesamten Kosten. In Deutschland übernimmt die Gesellschaft für Bildung und Beruf e. V. (GBB) die Organisation. Professor Dr. Bernd Ott führt die operativen Aufgaben der Präsenzworkshops und Onlinemeetings durch.

Gruppenbild
GBB

Feierliche Zeremonie zur Eröffnung des German Teaching Method Competence Center

Tipps der GBB zur Geschäftstätigkeit in China

Der chinesische Markt ist riesig und das Interesse an Lernkultur 4.0 ungebrochen. Derzeit diskutiert man in China intensiv über berufliche Qualifizierungsmaßnahmen auf Bachelorniveau. Deutschland ist nach wie vor ein bevorzugter Geschäftspartner im Bereich der beruflichen Bildung. Die Voraussetzungen sind also günstig für eine Geschäftstätigkeit in China.

Die GBB nennt einige wichtige Punkte für eine gelungene Geschäftstätigkeit in China:

  • Gute Kooperationspartner vor Ort sind eine wichtige Voraussetzung, um Projekte durchzuführen.
  • Flexibilität, ein langer Atem und gute informelle Kontakte sind notwendig, um erfolgreich zu sein.
  • Entwicklungs- und Fortbildungskonzepte müssen häufig situativ verändert und auch an die regionalen Gegebenheiten zeitlich angepasst werden.
  • Die Wünsche der chinesischen Partner müssen unbedingt berücksichtigt werden.
  • Ein Büro oder andere Präsenz vor Ort sind sehr förderlich.
  • Gute Trainer und Fachdozenten spielen eine erhebliche Rolle für den Erfolg einer Bildungsmaßnahme.
  • Das Interesse an Land und Menschen steht für die Glaubwürdigkeit in der Wahrnehmung durch die chinesischen Partner und ist unerlässlich für die Motivation der Deutschen, die in das Projekt eingebunden sind.

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