Spaniens Ministerpräsident: "Ausbildungsberufe werden zu Unrecht unterschätzt"

Die Studie Skills Forecast von Cedefop und Eurofound stellt fest, dass neue Arbeitsplätze in Spanien zu 65 Prozent Absolventen mittlerer Berufsbildungsgänge (FP) erfordern und zu 35 Prozent Akademiker oder Absolventen der gehobenen Berufsbildung (FP grado superior).

  • Cedefop: Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung
  • Eurofound: Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen
  • FP: formación profesional

Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird der Studie nach vor allem im Dienstleistungssektor wachsen. Dies bedeutet für Spanien eine nicht unerhebliche Herausforderung, denn das Land weist bei eben diesen mittleren Berufsbildungsgängen eine der geringsten Teilnehmerraten aller Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf, 12 Prozent gegenüber einem Durchschnitt innerhalb der OECD von 26 Prozent.

Immerhin hat Spanien in diesem Bereich schon Fortschritte erzielt. Im vergangenen Ausbildungsjahr waren über 824.000 Auszubildende in der FP eingeschrieben, 71 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Doch es werden noch weitere Anstrengungen nötig sein, denn laut OECD, sind diejenigen Länder bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit am erfolgreichsten, die ein gut funktionierendes Ausbildungsprogramm für die mittleren Berufe haben.

"Die mittlere Berufsbildung hat ein ungerechtes soziales Ansehen, das nicht zeitgemäß ist. Das sind keine niedrig qualifizierten Berufe. Sie müssen aufgewertet werden", erklärte der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez vor 400 Unternehmern und Ausbildern im Rahmen eines Forums und kündigte Maßnahmen an, die dieses Ausbildungsmodell stärken sollen.

Von der Schaffung weiterer Ausbildungsplätze war jedoch nicht die Rede, obwohl dieses Thema den Unternehmern und Gewerkschaften besonders am Herzen liegt. Nach Ansicht eines Arbeitgeberbundes fehlen 150.000 Ausbildungsplätze, um mit den wirtschaftlich führenden Nationen der Europäischen Union mithalten zu können.


Quelle: Wochenblatt – Die Zeitung der Kanarischen Inseln, wochenblatt.es, 28.11.2018